Abschied ohne Tränen

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Was den einen der Frühlingsputz ihrer Wohnung, ist mir die Herbstausmistete meiner Freundesliste auf Facebook: 116 Damen und Herren löschte ich in den letzten Wochen mit einem Mausklick aus meinem virtuellen Bekanntenkreis.

Der Säuberungsaktion zum Opfer (wobei: „Opfer“ ist in diesem Zusammenhang ein grosses Wort; ich weiss) fielen zuerst all jene Voyeure und Voyeusen, die immer nur lesen, was andere schreiben, aber nie selber etwas über sich berichten. Ihnen folgten mehrere Leute, die ununterbrochen Dinge posten, die mich nicht interessieren. Am Schluss entledigte ich mich noch einiger Nervensägen, die mir irgendwann von irgendwoher zugelaufen waren und von denen ich auch Jahre später keine Ahnung hatte, was ich mit ihnen zu tun haben könnte oder zu tun haben möchte.

Aktuell umfasst mein Facebook-Freundeskreis jetzt noch knapp 200 Personen. Die meisten von ihnen kenne ich persönlich, und mit jenen, mit denen ich bisher keinen direkten Kontakt hatte, könnte ich mir ohne Weiteres vorstellen, zumindest einmal einen Kaffee trinken zu gehen. Ihre Texte, Bilder und Filmchen bringen mich zum Schmunzeln, Staunen, Kopfschütteln undoder Nachdenken. Sie geben mir manchmal Feedbacks, diskutieren gerne auch Nebensächliches und tragen mit ihren Aktivitäten und ihrem Interesse, kurz gesagt, einiges dazu bei, dass ich mich in der Online-Welt meist rundum wohlfühle.

Bemerkenswert ist: Einige meiner nun ehemaligen „Freundinnen“ und „Freunde“ habe ich in der Zwischenzeit live getroffen. Keinem und keiner einzigen von ihnen scheint aufgefallen zu sein, was ihm oder ihr widerfahren ist. Über die Entrümpelung hat sich jedenfalls kein Mensch beklagt oder auch nur gewundert.

Entweder hat also noch niemand mitbekommen, dass er oder sie für mich nur noch am Rande existiert, oder dann ist es den Gelöschten egal, dass sie in meinem Leben keine Rolle mehr spielen. Im Ergebnis läuft beides auf dasselbe hinaus: Die Trauer über den Verlust hält sich hüben wie drüben in sehr überschaubaren Grenzen.

5 Kommentare

  1. Hallo Roland

    Um ein paar Missverständnisse zu klären und Fragen zu beantworten: Die Halunke sind nicht meine Band, aber eine, die ich sehr gut mag.

    Und nein: Ich bin weder Immigrant, Secondo, ein Künstler, Zeuge Jehovas oder Kanarre oder Berner, sondern nur jemand, der gerne schreibt.

    Weiter habe ich weder gesagt, dass ich mich „virtuell zurückziehen“ wolle, noch dass ich „Freunde aus meinem Leben streiche“. Ich bin offensichtlich nach wie vor da, und aus der Liste gestrichen habe ich vor allem Leute, die auf Facebook immer nur lesen, was andere treiben, und gleichzeitig nie etwas von sich erzählen.

    Für die Blumen, Grüsse und Tipps danke ich dir bestens. Stay tuned – auch ohne Haushaltshilfe!

  2. Freundschaftsanfrage, nein danke!

    Jo nei…wie üblich habe ich mit Begeisterung deine neusten Berichte gelesen und mit Schaudern festgestellt, dass du weniger Freunde haben möchtest, wo doch alle anderen immer mehr wollen und von möglichst vielen geleikt werden möchten! Da stehst du aber ein bisschen quer im Walde, mein Lieber! Jetzt weiss ich gar nicht mehr ob ich mit meiner, erst kürzlich erfolgten Anmeldung bei dem Buch der Bücher, mein Face noch zeigen kann! Keine Angst…ich will dich nicht anstupsen, doch…Ich habe nur rund 60 Freunde, will aber mehr, während du weniger willst…ich bin so einsam! Kann ich ein paar von deinen Freunden und vor allem Freundinnen übernehmen? Darum schreibe ich dir wieder einmal! Vielleicht kannst du dich ja noch erinnern an meine „Fanpost“ an dich! Ich hab geschrieben und geschrieben…

    Im Nachhinein noch danke für deine Tipps betreffend meiner Website. Da war wirklich ein bisschen ein Durcheinander, das ich aber nun behoben habe! Check it out mate!
    Während der Überarbeitungsphase klickte ich mich natürlich auch immer wieder mal auf deine Seite, um up to date zu sein was in deinem Leben so alles abgeht. Während ich so überarbeitete, wunderte ich mich wie du es fertig bringst deine Seite immer auf dem neuesten Stand zu halten. Du schreibst und schreibst und schreibst…Super! Habt ihr in Burgdorf mehr Zeit als andere? Du arbeitest doch auch noch, oder? Man meint ja eher, dass die Berner langsamer seien als der Rest der Schweiz, darum gehe ich mal davon aus, dass deine Wurzeln irgendwo anders liegen. Ein Immigrant? Secondo? Ein Künstler? Jehova? Kanare?

    Aprops (umgangssprachlich für apropos) Künstler! Deine grazile Tanzeinlage in deinem Musikvideo, mit deiner Band in deinem Burgdorf hat mich dazu bewogen die empfohlene CD gleich zu erwerben, oder besser gesagt downzuloaden, da niemand im Plattenladen um die Ecke den Hannes kannte. Hätte der Halunke doch einfach besser Bescheid gewusst! Auch deine Konzert Kritik, oder besser Lobeshymne, habe ich aufgenommen und ich bin mir sicher, dass ich deine Band auch mal in der Ostschweiz bestaunen werde an einem Konzert! Tanzt du eigentlich auch auf der Bühne? Der Musikfilm erinnerte mich gleich an Bob Dylan in seinem Video Clip bei Subterranean Homesick Blues, nur mit weniger Blues…und weniger Blättern…und irgendwie einer anderen Sprache, aber sonst wars genau gleich…und auch ein bisschen anders! I like…

    Ja, auch deine Tipps in Sachen Musik und die kühnen Künste der geschriebenen Mordkomplotte, lese ich manchmal. Oder ich lachte auch über deine einzigartigen Einblicke in die einheimische Seele der Kanarenmenschen, wo du scheinbar des Öfteren zu Gast bist. Da war ich jetzt noch nie…und nach Studium deiner Texte, glaube ich zu wissen, dass ich nichts verpasst habe! Ich habs ja schon vorher gewusst! In jungen Jahren, anno 1987, sind meine Freundin und ich für 6 Monate in Spanien und Portugal rumgetrampt, wobei uns der Ausflug auf die Azoren am Besten gefallen hat. Da sind wir natürlich nicht hingetrampt! Ein Geheimtipp und mit weniger Deutschen und Spaniern und Swingerclubs, dafür mit viel Natur! So wars damals! Heute reisen wir in Australien wenn immer möglich! Nur dieses Jahr ist alles anders, denn während ich meine Rückenprobleme versuche in den Griff zu bekommen, fliegt meine Partnerin alleine nach OZ! Darum bin ich seit längerem auf der Suche nach einer Aushilfshaushälterin für 5 Monate! Gäbe es da eine geeignete Kandidatin unter deinen aussortierten Facebookfreundinnen? Gib mit Bescheid via Twitter, E-Mail, Google+, Whats App, Viber, Facebook, SMS oder Telefon! Ist halt Geschmackssache!

    Auch in Sachen Musik hat sich mein Geschmack in den letzten Jahren sehr geändert. Meine Vinyl Plattensammlung startete ich mit einer Platte von Bernd Clüver (Fucking Hell). Der Junge mit der Mundharmonika konnte mich aber nur kurz begeistern, denn ich entdeckte den Blues, den Rock, die Röcke, und bin nun auf die älteren Tage durchgedrungen zum harten Sound! Zu Hause höre ich immer noch gerne Dinge wie Mike Oldfield, Pink Floyd oder Jethro Tull, aber Konzerte besuche ich nur noch wenn heavy Rock änd Roll angesagt ist! Metallica, AC/DC, Airbourne (TIPP), Triggerfinger (TIPP) Motörhead usw. Da geht die Post ab! Und weil ich ja Postbote bin passt das so!

    Warum habe ich das jetzt geschrieben? Ach ja…ich wollte Bezug nehmen auf einen deiner Texte, denn die Vinyl Platte lebt weiter…nur die Shops sind gestorben, oder deren Besitzer! Meine Vinyl Sammlung wird auch heute noch grösser, obwohl auch Bernd Clüver verstorben ist! Ich sammle bis ich sterbe! Und nebenbei…Danke für deine musikalischen Tipps!
    So…da bin ich wieder ein wenig abgeschweift! Ich wollte mich ja eigentlich nur dazu äussern, dass du dich virtuell zurückziehen möchtest, dass du Freunde einfach aus deinem Leben streichst! Ich mach mir Sorgen um dich! Gib Obacht…Und ebe…deine Freundinnen könnt ich also übernehmen, denn ich habe noch freie Kapazitäten. Mein Buch ist noch nicht voll! Ich bin jetzt grad so in einer Face…Strohwittwer und geil! Ich würde also die willige Aspirantin auch in einem deiner empfohlenen Swingerclubs (Danke) auf den Kanaren abholen…wenns denn sein muss!

    In diesem Sinne wünsche ich dir weiterhin eine gute Zeit, und noch mehr davon, zum Schreiben. Ist einfach immer lustig deine Geschichten zu lesen und wenns nicht lustig ist, so ist es doch interessant! Einen lieben Gruss auch an die Schildkröten! Take it easy mate! Grüsse aus dem Toggenburg Roland

  3. Naja – wenn es jemand mitbekommt ist es schon eine rechte Beleidigung.

    Ich halte es so: wer nicht stört soll ruhig bleiben dürfen. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

  4. Ich bin letztes Jahr umgezogen. Ich war erschrocken über das Umzugsvolumen. Ich beschloss, alles, was ich innert zweier Jahren nicht brauchte, wegzuschmeissen. Dann wurde der Umzug zum Spass – Entrümpeln und Ausmisten muss sein!

  5. Eine solche Aktion habe ich längst verpasst und gäbe mir mittlerweile zu viel zu tun. Aber als ich vor einem Monat zwei Wochen lang meinen Account deaktivierte, merkte das – nebst den engen Freunden – genau eine Person, und das auch nur per Zufall, weil sie einen Post gesucht hatte. Das relativiert vieles.

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