Alle Jahre wieder

„Wir sehen uns.“

„Lass mal von dir hören.“

„Wir bleiben in Kontakt.“

Mit solchen Floskeln verabschiedet man sich von Leuten, mit denen man eine Weile zusammengearbeitet hat, wenn der Weg, den man gemeinsam gegangen ist, zu Ende ist. Jene, die auf dem Weg weiterlaufen, wissen genausogut wie jener, der auf eine andere Strasse abbiegt, dass man sich weder noch einmal sehen noch jemals hören wird. Trotzdem verspricht man sichs hoch und heilig, weil…ja: warum eigentlich?

Im Fall „Trossmann“ war und ist das anderes. Max Trossmann war jahrelang Mitglied der Redaktionsleitung der Berner Zeitung, Blattmacher und -kritiker und eine ganz besondere Seele der Chefetage.

Wir von der Emmental-Redaktion hatten mit ihm selten direkt zu tun.  Aber wenn, wars meist sehr nett und herzlich; wenn man mit ihm sprach oder mailte, spürte man, dass da jemand nicht nur die Auflagezahlen im Kopf hat. Wenn er etwas sagte oder schrieb, platzierte er oft beiläufig etwas zwischen die Worte und Zeilen, was da, streng geschäftlich genommen, gar nicht hingehörte. Das merkten nicht alle.

Aber jene, dies merkten, habens geschätzt.

Dann wurde Max pensioniert. 

Wir Emmentaler wussten: das konnte es noch nicht gewesen sein. Es war sonnenklar, dass wir den Kontakt tatsächlich aufrecht erhalten würden, denn Max und wir Emmentaler haben, nebst dem Spass am Schreiben, noch etwas gemeinsam: die Freude am Theater. Er wirkt seit grob geschätzen 200 Jahren bei der Theatergruppe Adliswil mit. Auf unserer Redaktion ist der grösste Teil der Personals ebenfalls darstellend tätig. Also sagten wir Max, er soll uns wissen lassen, wenn seine nächste Aufführung ansteht.

Das war vor drei Jahren.

Seither fahren jeden Frühling einige Mitglieder der Emmental-Redaktion – die auch in der Szeerie Burgdorf aktiv sind – nach Adliswil in die „Kulturschachtle“, um sich anzuschauen, was die Theaterleute am Zürisee wieder auf die vielen, vielen Beine gestellt haben. Die Besuche laufen jedesmal gleich ab: Markus fährt, unterwegs passiert – nicht seine Schuld! –  irgend etwas (2008: Irrfahrt durch die Zürcher Innenstadt, 2009: falsche Autobahn; 2010: Polizeikontrolle), so dass wir jedesmal erst kurz vor knapp vor Ort eintreffen und, wenn wir Glück haben, gerade noch etwas zum Essen bestellen können, bevor der Vorhang gezogen wird. Gespiesen wird in der Pause. 

Umgekehrt besuchen und Max und seine charmante Madeleine uns, wenn wir spielen. Bei der „Drachenjagd“ waren sie umständehalber noch nicht mit von der Partie. Doch als der Verein Mythos letztes Jahr dem grossen „Gold“-Rausch verfiel, standen sie auf einmal im Publikum; wie selbstverständlich.

In Adliswil wurden heuer Einblicke in das bunte Treiben in der „Pension Schöller“ geboten. Viel zu sagen gibts dazu eigentlich nicht: Es war, wie erwartet, eine grandiose Aufführung mit tollen Darstellerinnen und Darstellern und einem kulinarischen Rahmenprogramm, das keine Wünsche offenliess. Wer es miterlebt hat, wird sich gernstens daran erinnern. Wers verpasst hat, muss nicht meinen, er könne hier jetzt noch husch, husch alles nachlesen und dann grossartig mitreden.

Max stand bei dieser Aufführung für einmal nicht als Schauspieler im Einsatz. Dafür sassen es und seine Gemahlin mit uns dreien an einem Tischchen direkt vor der Bühne. Übers Geschäft haben wir kein Wort verloren. Wir haben uns einfach sehr über das Gebotene amüsiert und uns gefreut, einen überaus netten Abend miteinander zu verbringen – nicht als ehemalige Arbeitskollegen, sondern als Kollegen und Freunde.

Das war und ist das Schönste an diesen Wiedersehen: Sie haben mit dem Geschäft nicht das Geringste zu tun. Sie sind ausschliesslich wegen der gegenseitigen Wertschätzung und Sympathie auf dem besten Weg dazu, sich zu einer langjährigen und wunderbaren Tradition zu entwickeln.

7 Kommentare

  1. „Gezwungen“? Hmpf.
    Theaterbesuche in Dauntaun CH-Ost lohnen sich auf jeden Fall. Falls dir beim Theatergucken wider Erwarten langweilig werden sollte, kannst du ja immmer noch deine Mails bearbeiten. Und während der Sessionen dafür mehr Zeit für die BZ-Lektüre aufwenden.

  2. Nein, nein. Es ist gerade anders rum. Da ich nun vermehrt gezwungen sein werde, in Bern herum zu sitzen, werde ich mehr Zeit haben, während den Sessionen Mails zu bearbeiten (einfach als Alternative zur Lektüre der BZ)
    Und ausserdem schauspielere ich in der Politik nicht, da bin ich ich. Die schwierigste Rolle ist nämlich Authentizität. Wer die spielen kann, ist wirklich gut. Ich arbeite daran…
    Vielleicht schaffe ich es ja auch wieder mal nach Down-Town-Schweiz-East für einen Theaterbesuch.

  3. Liebe Hannnesse (neu erdachter Plural)

    Sieh mal einer an. Über den Umweg von Hannes‘ Blog kann man Hannes Z.-Gra. (die Anspielung ist natürlich gewollt, aber ab jetzt nicht mehr alle Witzli explizit, ist ja öd) noch nachträglich zur Wahl in den Grossen Rat des ehrwürdigen, aber transfergeldgeilen Kantons Bern gratulieren. Dort wird der SP-Präsi von Uetendorf ein bisschen schauspielern, um die kreuzbürgerliche Politik der grün-rot lackierten Gnädigen Herren und der Dame gut zu finden. Zudem wird er noch weniger Zeit finden, mir jeweils kurz zu bestätigen, dass er meinen Artikel über das Theater Adliswil für seine Theater-Zytig wohlbehalten erhalten hat…

    Aber ich danke trotzdem herzlich für Theater-Hannes‘ Grüsse!

    Was du, der zugroaste Solothurner in Burdlef, über meine Vergangenheit in der Redaktionsleitung der BZ schreibst, lässt einen ja fast rot werden. Ist aber wahr. Mir war es stets wichtig, in der Blattmache wie in der Blattkritik auch die Arbeit der Aussenredaktionen zu würdigen; auch wenn das oft aufwendig war. Und die Redaktion spüren zu lassen, dass da nicht ein abgebrühter Profi am Zeitungmachen ist. Auch wenn das CR A.Z. öfters mal mit einem herablassenden „der soziale Max“ quittierte.

    Jetzt aber genug, die Sonne kommt schüchtern raus, hinaus.

    Max

  4. Übel. Ganz übel. Ab Mittwoch bis und mit Sonntag schaffe ich wieder, ausser am Samstag. Wollen wir nächste Woche mal schauen, wies übernächste aussieht?

  5. Montag ist immer mein Tag auf der Gemeinde. Da aber die Römer in weiser Voraussicht auf den Abbau unserer Eierberge vor knapp 2000 Jahren Jesus ans Kreuz genagelt haben, ist es nächste Woche eben der Dienstag. Dieser ist bereits bis 20h angefüllt mit Terminen.
    Mittwoch wäre der ganze Tag frei, inkl. Abend, Do morgens, Fr bis 16h.

  6. Ich wusste, dass die drei Kugeln ab sofort in unschönster Regelmässigkeit auf mich zurückfallen würden. Aber gut…

    Den Gruss richte ich Max gerne aus.

    Hast du am Dienstag etwas vor? Oder musst du dich dann schon für die Kinderkrippe einschreiben gehen?

  7. Und sag doch dem Trossmann und all den Adliswilern beim nächsten Mal einen lieben Gruss.

    Und bezüglich deiner Antwort von Montag: Ja unbedingt. Jetzt müssen wir wirklich einmal etwas abmachen, damit es keine Floskel bleibt und ich dir zeigen kann, was man verändern kann. Und zwar bitte bevor dich die Besatzung der drei Kugeln holt. 😉

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