Alles Burgdorf, alles bestens

Natürlich wollte ich diesen Beitrag mit einem „Daumen hoch“-Bild illustrieren, aber diese Fotos sind im Moment – wie auch Plexiglaswände – leider ausverkauft.

Wer vor Corona je einen Montag in der Burgdorfer Altstadt verbrachte, weiss, wie sich ein Huhn in einer Massentierhaltungshalle fühlt. Vor den Läden drängelten sich die zum Teil von weither angereisten Leute lange vor 8 Uhr wie Teenager am Vorverkaufsschalter eines Justin Bieber-Konzerts, und sich bei einem Kafi von den Shoppingstrapazen zu erholen, war nur jenen vergönnt, die vor den bumsvollen Beizen stoisch auch stundenlange Wartezeiten in Kauf zu nehmen bereitwaren.

Auch wenn die Burgdorferinnen und Burgdorfer die zwei Monate Hausarrest mit einer schweizweit einzigartigen und damit wakkerpreiswürdigen Gelassenheit und Disziplin absassen, blickte ich diesem 11. Mai aller 11. Maie deshalb mit leisen Zweifeln in Sachen „Abstandhalten“ entgegen.

Doch als er sich langsam seinem Ende zuneigte, musste – nein: durfte – ich sagen: gut gemacht, Burgdorf, einmal mehr, oder, um genau zu sein: wie immer, wobei „gut“ weit untertrieben ist, aber wir wollens nicht übertreiben.

Bis zur nächsten Welle folgen ja noch ein paar weitere Tage der offenen Laden- und Restauranttüren, und wer weiss schon, ob wirklich alle Männer und Frauen, die in Bern gegen die Corona-Massnahmen protestierten, nach der Demo wieder in ihre Kliniken zurückkehrten, oder ob der eine und die andere von ihnen nicht auf einmal am Schlossfuss auftaucht um, zum Beispiel, Gratis-Schülertaxis für alle zu fordern.

Aber, eben: Zumindest aus meiner Optik verlief der Tag 1 n.Ld. ruhig. Ich sah weder ein Gstungg in der Schmiedengasse noch wurde ich Zeuge wüster Szenen im Gastrobereich. Soweit ich es überblicken konnte, brauchte die Polizei in Burgdorf wesentlich unhäufiger einzuschreiten, um die neue Ordnung aufrechtzuerhalten, als überall sonst.

Ich hörte aus den Lokalen keine verbotene Musik dröhnen und brauchte mich beim Anblick sich um ein Paar Socken prügelnder Zeitgenossen nicht fremdzuschämen.

Das lag, einerseits, sicher am überdurchschnittlich ausgeprägten Verantwortungsgefühl meiner fast schon sprichwörtlich vernünftigen Mitbürgerinnen und Mitbürger, und andererseits vielleicht auch daran, dass ich meine Wohnung nur für fünf Minuten verliess, um Tess‘ Hüeti mit hausgemachter Bolo zu versorgen.

Abgesehen davon waren die meisten Geschäfte und Beizen gestern sowieso noch geschlossen.

*Lots to take and lots to give. Time to breathe and time to live“: Das war, plusminus, das Motto am Tag 1 nach dem Lockdown. Vor allem ist das Zitat aber ein gäbiger Grund dafür, hier mal wieder chly Abba unterzubringen.

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