Alles OK

FullSizeRenderWer die Panama Papers aufmerksam durchgelesen hat, weiss Bescheid. Für die anderen seis hier enthüllt: Der Präsident des Theatervereins Szenerie Burgdorf ist alle zwei Jahre auch OK-Chef der neusten Aufführung.

Das letzte Mal, als ich diese Doppelfunktion auszuüben die Ehre hatte, spielten wir 2014 in einem Landgasthaus „Schiffmann“. Infrastrukturell standen wir damals nicht vor übertrieben grossen Herausforderungen: In der Beiz waren Sitzplätze naturgemäss ebenso schon vorhanden wie getrennte WCs, eine Küche und ein Raum zum Umziehen.

Also konnte ich mich darauf beschränken, die eine und andere Sitzung einzuberufen, die OK-Gspändli hin und wieder zu fragen, wies läuft, und dem Lokalradio ein Wochen im Voraus arrangiertes Spontaninterview zu geben.

Nun, bei „Fäustchen“, ist alles anders. Dieses Stück führen wir – wie schon „Die Franzosenkrankheit“ – im Burgdorfer Siechenhaus auf, und deshalb haben wir damit einen Siech voll zu tun.

Um den potenziell achthundert Gästen ein kulturell-kulinarisches Rundumwohlfühlprogramm bieten zu können, benötigen wir ein grosses Zelt und Ghüderchübel und eine Bar und eine Bühne und eine Tribüne und Wolldecken und Land für die Autos und Apérotischli und einen Parkdienst und jemanden, der nach jeder Vorführung die Toiletten fegt und extern fabrizierte Sandwiches und einen Ofen und eine Kafimaschine und Bewilligungen und Hinweistafeln und einen Fernseher und eine Zapfvorrichtung für das extra für uns gebraute Bier und weiss der Gugger was noch, und bis das alles eingefädelt und verschraubt und angeschlossen ist: Heiterefahne!

Ständig klingelt das Telefon und bimmelts im Mailfach, und immer ist es schampar dringend, und wenns zur Abwechslung einmal nicht so pressiert, wäre der Anrufer oder die Schreibende doch cheibe froh, wenn die Sache wenigstens bis gestern abgehakt werden könnte.

Inzwischen ist das Gröbste zwar erledigt. An einen lockeren Endspurt ist in unserem Gremium trotzdem nicht zu denken, im Gegenteil: Mit frustrierender Hartnäckigkeit kommt jetzt – gerne mitten in der Nacht – die ekligste aller Fragen aus ihrem finsteren Loch gekrochen: Was haben wir vergessen?

„Nichts“, murmelt beruhigend der Verstand. „Ihr macht das ja nicht zum ersten Mal. Und inzwischen habt ihr diesen ‚Fäustchen‘ so oft miteinander durekätschet, dass die Wahrscheinlichkeit, last minute etwas zu vercheiben, gleich Null ist.“

„Das wirst du genau dann sehen, wenn dus brauchen würdest“, höhnt das vor Aufregung laut pochend‘ Herz, und setzt nach „würdest“ für zwei, drei Schläge aus. „Stell dir zum Beispiel vor, es ist Premiere, und alle Gäste stehen erwartungsvoll herum, und in dem Moment, in dem es losgehen soll…“

„…halt die Klappe!“, knurre ich, und versuche, wieder einzuschlafen.

Aber natürlich wird daraus nichts (was allerdings auch mit dem Hund zu tun hat, der draussen dringende Geschäfte erledigen möchte), und selbstverständlich verbringe ich die Zeit bis zum Morgengrauen dann primär damit, sämtliche Abläufe noch einmal bis zum letzten Eventualitätchen durchzugehen.

Nur: Das ganze Daranherumhirnen bringt ja nichts.

Der 4. Mai kommt, unabhängig davon, ob wir an alles gedacht haben, und am Abend dieses Tages, um 19 Uhr, trudeln die Besucherinnen und Besucher beim „Siecheli“ ein, und falls sich dann tatsächlich herausstellen sollte, dass etwas fehlt oder klemmt oder überhaupt nicht funktioniert, dann ist das halt so; dann müssen wir eben chli improvisieren, doch deshalb wird unsere kleine Theaterwelt schon nicht untergehen.

Auch im Leben von „Fäustchen“ lief schliesslich nicht alles wie von ihm gedacht. Auch er konnte, so klug er auch war, unmöglich alles voraussehen und planen, und trotzdem – oder gerade deshalb – entwickelte er sich zu einem überaus gefreuten Zeitgenossen.

Infos und Tickets gibts unter www.szenerie.ch

Nachtrag: Der Aufwand hat sich gelohnt. Die BZ lobt unser neues Stück in den höchsten Tönen.

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