„Am besten schreibt man, was man selber gerne liest“


Stelldichein der ganz Grossen: Arne Dahl (links) und Håkan Nesser auf der Burgdorfer Casino-Bühne (Bild: Burgdorfer Krimitage)

Mit Arne Dahl und Håkan Nesser erwiesen den 10. Burgdorfer Krimitagen heute Morgen zwei der weltweit erfolgreichsten Krimiautoren die Referenz.

Freunde der literarischen Hochspannung verehren Arne Dahl – der eigentlich Jan Lennart Arnald heisst – und Håkan Nesser wie Liebhaber der Populärmusik die Beatles und Abba. Was immer die zwei Schweden zu Papier bringen – Millionen von Leserinnen und Lesern reissen es ihnen aus der Hand. Filmproduzenten stehen für die Buchmanuskripte Schlange, bevor die Vorworte geschrieben sind.

Und nun sitzen der Schöpfer von Paul Hjelm und Kerstin Holm (Dahl) und der geistige Vater von Günnar Barbarotti und Erich van Veeteren (Nesser) auf der Bühne des ausverkauften Casino-Theaters. Burgdorf weiss die Ehre zu schätzen: Für ihre Krimitage-Gäste aus dem hohen Norden hat sich die Stadt über Nacht skandinavienkompatibel herausgeputzt und präsentiert sich in einem schneeweissen Kleid.

Wer eine lockere Plauderei* zum Thema „Wie schreibe ich einen Beststeller?“ erwartet hatte, muss schon in der ersten Minute umdenken. Zum Einstieg will Moderator Hans Peter von Däniken von Dahl und Nesser wissen, ob sich der Massenmord von Anders Behring Breivik als Motiv für einen Kriminalroman eignen würde. „Wenn ich vor diesem Ereignis eine solche Geschichte vorgeschlagen hätte, wäre sie abgelehnt worden“, sagt Arne Dahl. Das Massaker im Nachhinein literarisch zu verarbeiten, sei für ihn unmöglich. Nesser stimmt seinem Kollegen zu.

Einig sind sich die beiden in einem weiteren Punkt: In einem Krimi Nebendarsteller sterben zu lassen, sei wesentlich einfacher, als sich von liebgewonnenen Hauptfiguren zu trennen. Dahl sorgte deshalb dafür, dass seine Heldinnen und Helden, die anfänglich nur in Stockholm tätig waren, in einer gesamteuropäischen Ermittlergruppe unterkamen. Nesser verrät, dass er van Veeteren zweimal pro Jahr in dessen Antiquariat anrufe, um sich nach dem Befinden zu erkundigen. Nachdem ihm van Veeteren jedes Mal gesagt habe, dass er diese Telefonate als Störung empfinde, habe er den Kontakt zu dem eigenbröterlischen Ex-Polizisten nun abgebrochen.

Der These, dass Autoren im Grunde ihr Leben lang an einer Geschichte schreiben würden, gewinnen die Nordländer wenig ab. Wenn das der Fall wäre, könnten sich weder die Protagonisten der Romane weiterentwickeln, noch die Schriftsteller oder die Leser, sagen beide. Natürlich gebe es Schreiberinnen und Schreiber, die sich mit jedem Buch wiederholen, ergänzt Nesser. Aber daran, dieses Konzept funktioniere, sei die Kundschaft vielleicht nicht ganz unschuldig. Manche Leute hätten halt etwelche Mühe damit, beim Bücherkauf die viele Spreu vom Weizen zu trennen.

Reich werde man als Krimiautor vor allem in geistiger Hinsicht, behaupten die Bestseller-Lieferanten. Und nein: Ein Geheimrezept dafür, als Schriftsteller auf einen grünen Zweig zu kommen, gebe es nicht. Er habe beim Schreiben noch nie ein bestimmtes Publikum vor Augen gehabt, sagt Nesser. Aber mit einem Grundsatz sei er bisher recht gut gefahren: „Am besten schreibt man, was man selber gerne liest“.

Dem mag Dahl nicht widersprechen. Wie sollte er auch. Er arbeitet nach demselben Prinzip.

Hintergrundinformationen über die beiden (und viele andere skandinavische) Autoren und Rezensionen ihrer Werke sind unter anderem auf der Site „Schwedenkrimi“ zu finden.

* Das Gespräch moderierte der Skandi­na­vist Hans Peter von Däni­ken, Direk­tor der Paulus­-Aka­demie Zürich und Ex-Leiter des Feuille­tons des Tages­anzeigers. Die Übersetzung besorgte Anna Schaff­ner-Thorén. Die Schauspielerin Maja Weber las aus den neuen Romanen „Am Abend des Mordes“ von Hakan Nesser und „Gier“ von Arne Dahl.

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