Landesverteidigung nach dem Giesskannenprinzip

Nichts Böses ahnend, sitzt man im Garten an der Sonne und liest ein Buch – und auf einmal glaubt man, aus dem Augenwinkel eine Bewegung in genau dem Beetli wahrgenommen zu haben, das der Schatz vor einer Woche liebevoll und hoffungsfroh angepflanzt hat und das man seither jeden Tag giesst und hätschelt und hegt und pflegt, weshalb man das Buch widerwillig zu Seite legt und sich aus dem Stuhl hochrappelt und zum Beetli geht und alsbald eines Schattens unter dem Vlies gewahr wird, der da eindeutig nicht hingehört, und als man das Vlies chli anhebt, entdeckt man darunter:

Nachbars Katze, die man so lange vermisst hatte, aber jetzt, in diesem Moment, denkt man: „Tamisiech. Mitten in die neue Saat!“ und zischt dem Viech zu, es soll verschwinden, worauf die Katze andeutungsweise die Ohren spitzt und sich dann mit aller Coolheit, die Katzen eigen ist, zur Seite legt und tut, als ob sie schlafen würde:

Also beugt man sich zur Katze hinunter, packt sie am Kragen, wird kräblet, holt die Spritzkanne, stellt sich über das schon wieder lässig daliegende Tier und spritzt es mit einem Grinsen im Gesicht, um das einen

Jack Nickolson

beneiden würde, nass.

Jetzt klappts: Wie vom Affen gebissen, rast die Katze zum Ausgang, über die Strasse und von dort zum nächstbesten Baum. Dort setzt sie sich hin und guckt mit funkelnden Augen und unablässig auf den Boden klopfendem Schwanz hinüber zum Beetli, in dems gerade noch so gemütlich gewesen war.

Ich ahne, was sie denkt: „Morgen“, denkt sie, „ist ein neuer Tag. Und du kannst nicht die ganze Zeit in deinem Stuhl sitzen und mein Beetli beobachten.“

Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

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