Ausgepumpt

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Nie hat jemand sie gelobt, kein Mensch hat je dankbar eines ihrer Ventile getätschelt. Stattdessen liessen wir Hausbewohnerinnen und -bewohner sie ununterbrochen für uns chrampfen: Wir schütteten sie rund um die Uhr mit Abwasser aus der Küche, dem Bad und der Toilette voll und gingen wie selbstverständlich davon aus, dass sie sich dann schon irgendwie darum kümmern würde.

Jahrelang ging das gut. Tag und Nacht verrichtete die Pumpe im Garten ihren Dienst, ohne sich auch nur einmal über die viele Arbeit zu beklagen. Aber jetzt: jetzt ist sie kollabiert. Für uns heisst das: Rien ne va plus, oder ämu fast rien.

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Ein von unseren Vermietern eiligst aufgebotenes Careteam fuhr gestern zwar nicht mit Blaulicht, aber immerhin mit einem blauen Einsatzwagen, in unserem Quartier vor, um sich um die Darniederliegende zu kümmern. Mit viel gutem Zureden und unter Einsatz all ihres handwerklichen Könnens versuchten die Männer, sie zum Weitermachen zu bewegen, doch es nützte alles nichts. Die Experten beschlossen, die offenbar unter akuter Verstopfung leidende Patientin von ihrem Leiden zu erlösen und sie zu ersetzen. Bis ihre Nachfolgerin im Loch in der Wiese versenkt ist, gelten in unserem Haus neue Regeln:

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Etwas Gutes hat der Zusammenbruch der alten Pumpe aber gehabt: Wir betrachten das Wirken der überraschend von uns Geholten rückblickend mit jener Demut, die schon zu ihren Aktivzeiten angezeigt gewesen wäre. Wir lassen Wasser nur noch wenn unbedingt nötig laufen und sorgen mit Stöpseln dafür, dass kein Tröpfchen in der Leitung verschwindet und sich von dort ungesäubert in den Boden ergiesst.

Oder, um es frei von jeglichem Pathos zu formulieren: Wir pflegen ohne Rücksicht auf unser eigenes Wohlbefinden auf einmal einen überaus umweltorientierten Umgang mit unseren Ressourcen und vergeuden nicht mehr achtlos den überlebenswichtigen Proviant der uns folgenden Generationen.

Was die neue Pumpe betrifft, die im Moment noch unter einer dicken Staubschicht in irgendeinem Lager darauf plangt, endlich zeigen zu können, was sie kann: Sie soll sich nicht zu sehr freuen. Sobald sie ihre Arbeit heute Nachmittag aufgenommen hat, entsorgen wir alles Wasser, das sich in den letzten 24 Stunden bei uns angestaut hat (siehe unten), auf einmal.

Und wenn sie, vermutlich erst gegen Abend, damit fertig geworden ist und ernüchtert denkt, „Phu! Hätte ich doch auf meine Eltern gehört und wäre, wie mein Papi, Stempeluhr in einem Zweimannbudeli geworden“, kommen die anderen Mieterinnen und Mieter nach Hause – und schütten ihre unfreiwillig angelegten Abwasservorräte ebenfalls zigliterweise in den Ausguss, ohne auch nur eine Sekunde lang kurz daran zu denken, was sie der stillen Schafferin im feuchtkalten Untergrund damit zumuten.

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1 Kommentar

  1. Bin nach der Lektüre gleich in den Keller gegangen und habe sämtliche Wasserleitungen, dann den Heizkessel, den Brenner, die Wasseruhr usw. innigstens liebkost…

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