Grosses im Kleinen

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Ein paar Zuschauer mehr als die 100, die am Freitagabend den Auftakt des 13. „Earthquake“-Openairs in Herzogenbuchsee miterleben wollten, hätte man den ebenso jungen wie experimentierfreudigen Organisatoren und den Künstlern schon gegönnt. Immerhin böte der prächtige Gemeindepark Platz für 300 bis 400 Personen.

Aber wenn die Schweiz drumherum auch so schon wirkt wie eine gigantische Festhütte ohne Dach (was vor allem die sich frisch, fromm, fröhlich und frei sportlich messenden Heerscharen am Eidgenössischen Sturmfest in Biel bedauern dürften) und wenn dann auch noch der Wetterbericht wenig Erfreuliches verheisst, sorgt auch das originellste Programm nicht für Tumulte an der Kasse.

Wer da war, brauchte sein Kommen nicht zu bereuen (sofern er und sie vom Dargebotenen überhaupt etwas mitbekamen; die Unsitte, sich während eines Konzerts lautstark Anekdoten aus dem Leben zu erzählen, hat auch in Herzogenbuchsee eingerissen. Wieso bleiben diese Dauerquassler beiden Geschlechts nicht einfach daheim oder treffen sich in der Beiz? Weil es weder da noch dort so tolle Grilladen und leckere Salate gibt wie am Earthquake. Und weil man an so einem Anlass naturgemäss mehr Publikum hat als auf dem Sofa oder am Stammtisch, vermutlich.).

Die ersten musikalischen Akzente des Abends setzten der Berner Oli Kehrli und sein Kontrabassist Tevfik Kuyas. Deren „Chansons zwischen Leichtigkeit und Tiefgang“ drehen sich primär um das Leiden mit und das Sichfreuen an YB und Frauen (in dieser Reihenfolge); auch wenn die Lieder bisweilen etwas gar sehr an die unerreichbaren Originale von Mani Matter erinnern, machte es über weite Strecken doch Spass, dem Duo auf seiner Entdeckungsreise ins Unterholz der menschlichen Befindlichkeiten zu begleiten.

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Unfallbedingt vorübergehend vom Trio vom Duo geschrumpft, nahmen später „Die Gebirgspoeten“ auf der Bühne Platz, um ihren Gästen zu erzählen, wie das so läuft im Berner Oberland und im Wallis. Knochentrocken und unerschrocken rapportierten Matto Kämpf (rechts) und Rolf Hermann fiktive Vorkommnisse aus ihrem näheren und weiteren Umfeld. „Was dem Österreicher sein Keller, ist dem Walliser seine Zweitwohnung“: So klappts auch mit den Liebhabern des hintersinnigen Humors.

Zu sehr guter Letzt schlug der Oberländer Singer und Songwirter Trummer mit Rob Aeberhard am Bass und Muso Stamm am Schlagzeug mal besinnliche und mal rock’n’rollende Töne an. Statt sich auf Altbewährtes und schon an zig Gigs Erprobtes zu verlassen, stellten die drei ihr jüngstes Studioalbum „Fürne Königin“ in den Mittelpunkt ihres Wirkens. Und sorgten damit für einen majestätisch schönen Abschluss dieser Kulturnacht.

(Heute Samstag geht das Earthquake-Openair weiter. Los gehts um 15 Uhr. Hier ist das Programm.)

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