Paradies in der Pampa

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43°3’24’’ N, 10°52’4’’O: So lauten die Koordinaten des Fleckchens Erde, auf dem mein Schatz und ich unsere Sommerferien verbringen. Mehr verrate ich nicht, denn das letzte, was wir jetzt brauchen könnten, wäre eine Horde Touristen, die mit Ghettoblastern auf den Schultern und Kartons voller Billigstwein unter den Armen hier einfallen, um zu finden, was sie „Erholung“ nennen.

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Im Moment, in dem ich das schreibe, höre ich hinter mir das leise Schnauben von drei Eseln, über mir das lebhafte Zwitschern von jungen Schwalben, die gerade ihre ersten Flugstunden absolvieren, und aus dem dichten Wald das Zirpen von Milliarden von Zikaden. Aus dem Schuppen duftet es nach Heu. Auf einer Fensterbank schläft eine Katze. Cora und Oscar, die zwei Hunde, sind noch im Haus am Schlafen oder anderweitig beschäftigt. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Das Thermometer zeigt 38 Grad. Es ist so heiss, dass der Schweiss schwitzt.

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Eigentlich hatte ich vorgehabt, in der Toscana – wie schon in Australien und auf Gran Canaria – eine Art Tagebuch zu führen. Aber einerseits passiert hier, mitten in der Pampa, glücklicherweise so wenig, dass es sich kaum lohnt, den Laptop aufzuklappen, um es zu rapportieren, und andrerseits ist es mir in diesen Tagen gar nicht soooo ums Schreiben zumute: Die reglos in der glühenden Sonne stehenden Eseli zwischen den langen Ohren zu kraulen, chli mit dem Mops zu schmusen, tatenlos am Strand zu liegen, herzige Ortschäftli zu erkunden und ab und zu einen Teller Meeresfrüchte oder Teigwaren oder einen Becher selbstgemachter Gelati zu verputzen, ist zu meiner Verblüffung ebenso entspannend, wie Buchstaben aneinanderzureihen; oder ämu fast.

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Ferien in der Toscana, bei Teresa und Fritz: das ist die totale Abwesenheit von Hektik und Müssen. Es gibt keine Termine, die dringend wahrgenommen werden sollten, es gibt keine Internetverbindung und damit auch weder einen Grund noch die Möglichkeit, immer mal wieder ins Mailfach zu schauen, es gibt keinen Anlass dafür, sich ständig zu überlegen, wo und womit man sich die viele freie Zeit mehr oder sinnvoll vertreiben könnte, weil es nichts Schöneres gibt, als diese Zeit beim far niente zu geniessen, und es gibt keine Ebenfallsferienhabenden, die einem schon beim Zmorgebuffet die Ellenbogen ins Gesicht rammen und ihren Poolstuhl noch vor Sonnenaufgang mit einem Tüechli besetzen.

Das alles so zu beschreiben, das es auch für Leute nachvollziehbar ist, die gerade über Exceltabellen brüten oder in furchtbar wichtigen Sitzungen mit dem Sandmännchen ringen, ist völlig unmöglich, wenn man das Gehirn auf Standby geschaltet hat und, wenn schon, nur auf jene seiner zig Funktionen zurückgreifen mag, die zum Einfachnursein nötig sind

Deshalb gibts statt vieler Worte diesmal nur ein paar Bilder, die hoffentlich einen Eindruck dessen vermitteln, wo und wie wir in diesen Tagen leben. Und wieso wir den Gedanken daran, in absehbarer Zeit wieder nachhause zurückkehren zu müssen, verdrängen, sobald er sich in den eigentlich stillgelegten Regionen unserer Hinterköpfe zu regen beginnt.

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