Das Spielzeug ist wieder wie neu, nur noch schöner und besser

iphoneDas war jetzt aber eine Überraschung: Eigentlich wollte ich nur mein iPhone synchronisieren – doch als ich es am Laptop anschloss, ging auf dem Bildschirm auf einmal ein Fensterchen auf, wie bei einem Adventskalender. Auf diesem Weg teilte mir Apple-Chef Steve Jobs mit, dass für mein Zaubergerätchen eine aktualisierte Software verfügbar sei; ob ich sie gleich herunterladen möchte.

Was für eine Frage, Stevie.

Ich weiss, ich weiss: Für die meisten anderen Leute sind solche Mitteilungen lästig. Sie bedeuten, dass sie ihr Handy in den nächsten zehn, fünfzehn Minuten nicht gebrauchen können, weils, eben, renoviert wird. Auf mich hingegen haben derlei Nachrichten eine fast magische Wirkung. Das iPhone erst vorsichtig mit dem Computer zu verbinden und dann zuzuschauen, was mit ihm passiert – obwohl: eigentlich sieht man ja nichts, ausser diesen kleinen, grünen Strichlein,  die von links nach rechts wandernd anzeigen, wies mit dem Aktualisieren vorwärts geht – das mitzuverfolgen, ist für mich so faszinierend wie für normale andere Menschen das Beobachten eines ausgestorben geglaubten Insekts im Amazonasgebiet oder die Teilnahme an einem Untervieraugen-Gottesdienst mit dem Papst.

Was in meinem iPhone in diesem mystischem Momenten vor sich geht, weiss ich nicht. Sobald mich Jobs darauf hinweist, dass er die bestehende Software nun „extrahiere“, malt meine Fantasie das Bild eines Pacman-artigen Wesens, das in einem höllischen Affenzahn durch das Datenmeer in meinem Wunderding saust und gierig wegfrisst, was alt ist und ersetzt werden muss. Sobald es alles verputzt hat, rülpst es zufrieden und sagt einem anderen Wesen, das verblüffend ähnlich aussieht wie der gute, alte Super Mario, es könne sich jetzt an die Arbeit machen. Daraufhin eilt Super Mario mit einer sagenhaft grossen Werkzeugkiste durch ein gigantisches Labyrinth aus blinkenden Bits und flackernden Bites, um hier etwas hineinzuschrauben und da etwas festzunageln, was die Welt noch nicht gesehen hat.

Irgendwann, wenn er alles montiert und justiert und kontrolliert hat, schreibt mir sein Boss, dass mein iPhone nun auf dem neusten Stand sei. Anschliessend schaltet er es kurz aus (damit es sich von den Strapazen erholen kann, vermute ich. Wer je erlebt hat, wie sein halber Magen und ein grosser Teil des Gehirns ersetzt wurden, weiss: ein Päuschen kann nicht schaden, bevor man seinen Betrieb wieder aufnimmt). Doch nur zwei, drei Minuten später beginnt es fröhlich zu leuchten, fragt mich, als ob nichts gewesen wäre, nach dem Pincode – und ist, kaum habe ich ihn eingetippt, voll da. Wie frisch gekauft. Aber viiiiiiel stärker als je zuvor.

Wenn ich es dann vorsichtig in die für diesen feierlichen Moment extra gewaschene Hand nehme und herauzufinden versuche, was genau alles anders ist, kann ich Menschen nachfühlen, die, sagen wir: die Sixtinische Kapelle neu streichen liessen und sich jetzt zum ersten Mal anschauen dürfen, wie die Gemälde bei Tageslicht wirken.

 

2 Kommentare

  1. Was? Neu? Oh nein! Horror, Katastrophe, Weltuntergang. Ich komm bis heute Abend nicht an meinen PC, mit dem ich synchronisieren kann. Das heisst, ich bin heute den ganzen Tag veraltet! Kennt jemand das nächste Büro von Exit oder Dignitas?

  2. Das ging mir gestern genau gleich wie dir. Wollte eigentlich nur synchronisieren und dann kam diese nette Aktualisierungsfrage. Und dann wartete ich gespannt der Dinge, die wohl passieren würden.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.