Der anonyme Füssilier

Leider – oder zum Glück? – habe ich keine Ahnung, wer mehr oder weniger regelmässig in diesem Blog vorbeischaut. Gut: Ein, zwei Dutzend Leserinnen und Leserinnen kenne ich; entweder persönlich, und/oder, weil sie hin und wieder einen Kommentar hinterlassen. Die anderen zwei- bis dreihundert Gäste, die sich Tag für Tag und Nacht für Nacht in meinem virtuellen Daheim umsehen, sind mir unbekannt.

Aber wieso die Leute hierherkommen: Das weiss ich, dank einer Statistik, die mir fortlaufend anzeigt, welche Beiträge wie oft angeklickt werden.

In der Regel interessiert mich das nicht sooo besonders. Wenn ich etwas geschrieben habe, stehts da, zur freien Verfügung. Falls es jemandem gefällt: Wunderbar. Wenn nicht: Henu.

Doch seit ein paar Wochen registriere ich mit wachsendem Erstaunen, dass zwei Beiträge immer und immer wieder und mehrmals täglich angeschaut werden. Der eine heisst „Zeigt her eure Füsse„; ich hatte die Leserinnen und Leser damals gebeten, mir Bilder von ihren Füssen zu mailen. Die Exponate stellte ich dann in einer kleinen Online-Galerie aus. Der andere ist „Facebook als Footbook“. Dabei handelt es sich um eine Fortsetzung von „Zeigt her eure Füsse“.

Mehrmals pro Tag klickt mein neuer Stammgast diese Texte an. Oder, wohl vielmehr: Diese Bildersammlungen, die nichts anderes anderes zeigen als Füsse. Füsse über Seen, Füsse auf Schreibtischen, Füsse auf Böden, Füsse vor Fernsehern und so weiter. Einloggen tut sich der Unbekannte von verschiedenen Systemen aus; Mehrfachbetrachtungen von ein und dem selben Computer zählt mein Zähler als einen Klick.

Für den Blogwart stellen sich in so einem Fall irgendwann Fragen. Zum einen nimmt es einen wunder, wieso jemand ausgerechnet auf diese zwei eher nichtssagenden Postings fixiert ist, wenn es in diesem Gefäss doch noch zwei, drei andere Sehenswürdigkeiten hätte, in denen ungleich mehr (Herz-)Blut steckt als in all den zig Zehen zusammen.

Zum anderen wäre es schon interessant, zu wissen, was zum Teufel in dem Mann – ich gehe jetzt einfach einmal davon aus, dass es sich um einen Mann handelt – vorgeht, wenn er sich diese Föteli anschaut. Und was er so treibt, wenn all die Füsse über seinen Bildschirm laufen.

Letzteres mag ich mir, ehrlich gesagt, nicht allzu plastisch vorstellen. Falls es das ist, was ich denke, kann ich meinem Phantombesucher einen neuen Kick in Aussicht stellen, der das bisher Gesehene locker in den Schatten stellen wird: Ich plane eine kleine Ausstellung zum Thema „behaarte Rücken“.

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