Der kurze Brief zum langen Abschied


(Bild: Von deiner Facebook-Seite geklaut)

Liebe Nicole

Reisende soll man nicht aufhalten, klar. Seit du uns verkündet hast, dass du unserem Paradiesli im alten Markt 6 in Burgdorf den Rücken kehren wirst, um im nahen Osten eine andere Unterkunft zu beziehen, überlegten Chantal und ich uns trotzdem mehr als einmal, wie wir das verhindern könnten (nachts um 3 Uhr deine Türe zuzunageln, war die juristisch vertretbarste Option. Eine andere war, dich solange bei Wasser und Vegankost im Keller einzuschliessen, bis du freiwillig sagst, du würdest doch lieber hierbleiben).

Doch die Entschlossenheit, mit der du in den letzten Wochen deine Siebenhunderttausendsachen in feinsäuberlich nummerierte Kisten packtest, und, vor allem, deine hör-, sicht- und spürbare Vorfreude darauf, mit deinem Schatz in the middle of the sanktgallischen Nowheres zusammenleben zu können, liessen uns all diese Pläne vergessen. Wir haben uns zu unserem eigenen Erstaunen sogar soweit gefasst, dass wir dir und Marcel aufrichtigst alles gönnen, was euch in der Ferne an Schönem bevorstehen mag.

Offen bleibt, was jetzt aus uns werden wird, und aus unseren Tieren und überhaupt.

Wenn ich mutterseelenallein todkrank zuhause liege: Wer fragt mich per Whatsapp, ob sie mir vom Einkaufsbummel etwas mitbringen soll?

Wenn Chantal und ich für ein Weilchen fort sind: Wer kümmert sich um die Schildis im Garten?

Wenn unserer Meite – dem herzigen Hundli, in das du dich schon am Tag seines Einzugs bei uns verliebt hast, dem du auf langen Spaziergängen die grosse, weite Welt zeigtest und dem du zum Chillen immer wieder bereitwillig dein Sofa zur Verfügung stelltest – spontan nach Streicheleinheiten seiner Lieblingsnachbarin zumute ist: Was sollen wir dem verständnislos vor sich hinwinselnden Geschöpf dann sagen? Dass seine Nicole in ihren letzten Unterwasserferien von einem Hai gefressen wurde?


(Bild: Ebenfalls ab deiner Facebook-Seite gestohlen)

Gestern Morgen schleppten starke Männer dein Hab und Gut in einen Lastwagen. Heute hast du geputzt und die Schlüssel abgegeben. Dann verabschiedetest du dich von uns und von Tess, setztest dich in deinen Mini, fuhrst ein letztes Mal durchs Quartier, bogst ins Schlossgässli ab – und warst verschwunden.

Du wirst uns fehlen, liebe Nicole, aber nicht für lange. Auch wenn du Burgdorf inzwischen auf Bisaufweiteresnichtwiedersehen hinter dir gelassen haben dürfest:

Aus den Zimmern in unseren Herzen wegzuzügeln, schaffst du nie.

1 Kommentar

  1. Lieber Hannes,
    Liebe Chantal

    Ich kann mich euren Fragen nur anschliessen… .

    Wer schaut nun so treu zu meinen Jungs? Verpflegt mich nach langen Arbeits-oder Krankheitstagen? Führt die guttuenden Treppenhausgespräche? Schlabbert mich mit seiner feuchten Nase an und hüpft mir mit Freudensprüngen entgegen (hier wäre jetzt Tess gemeint…)?

    Mir wird eure Nachbarschaft in guter Erinnerung und ihr 5 in meinem Herzen bleiben:-), und natürlich werdet ihr mich nicht so schnell los… . Wir werden uns wiedersehen. Ich komme sicherlich nach Burgdorf zu Besuch. Dort soll es wunderbare Gassi-geh-Wege und Rennbahnen für die Schildis geben ;-).

    Bis bald ?

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.