Beschwerlich ist der Weg zum Glück

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Das nennt man Optimismus: Wenige Stunden, bevor die Uhren auf Winterzeit umgestellt werden, feierte das Burgdorfer Theater Z heute Abend die Premiere eines Stücks, das vorwiegend im Freien spielt.

Noch bis am 23. November besteht die Gelegenheit, „Dr Prinz Wiederkehr“ – dem Namensgeber der Inszenierung – auf der Suche nach seiner Herzdame zu begleiten. Und in der Märliwelt, die er mit wachsender Verzweiflung durchstreift, allerlei merkwürdige Wesen kennenzulernen.

Krähen, eine Seiltänzerin, eine Clownin, eine Feuerartistin, eine Wahrsagerin, eine Messerwerferin, eine lebende Wurzel, Bauchtänzerinnen, untote Gestalten oder siamesische Zwillinge warten an acht Stationen auf den Prinzen und die Theaterbesucherinnen und -besucher.

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Über 30 junge und junggebliebene Darstellerinnen und Darsteller entfalten in dem märlihaft-mystischen Stück ihre schauspielerischen Talente. Unter der professionellen Regie von Daniel Rothenbühler und der künstlerischen Leitung von Claudia Fankhauser bietet die Laienequipe ebenso originelle wie kurzweilige Theaterkost.

Wenn hier ein Einsatz noch ein wenig steif wirkte und dort ein Dialog für Sekundenbruchteile ins Stocken geriet, war das sicher eher dem Lampenfieber denn mangelnder Vorbereitung geschuldet.

Auch an der Arbeit „backstage“ gibts nichts auszusetzen: Die Masken (Karin Fankhauser), die Bühnenbilder (Claudia Fankhauser) und die Kostüme (Maja Furer und Claudia Fankhauser) harmonieren bestens mit der Geschichte, die Claudia Fankhauser und Urs Nägeli mit dem Ensemble konzipiert haben.

Aber: Wer eine Menschengruppe lange nach dem Eindunkeln über ziemlich steile (und oft mit Laub belegte) Treppen lotst, sollte – nein: muss – sich beleuchtungstechnisch mehr einfallen lassen, als Lichtgirlanden an Geländer zu montieren und da und dort ein paar Scheinwerfer hinzustellen.

Schön wäre auch, wenn der Prinz, der die Zuschauer bei den weiteren Darbietungen um den Schlosshügel führt, es etwas gemütlicher nähme als bei der fast im Laufschritt absolvierten Premiere. Und wenn er chli mehr mir seinem Gefolge kommunizieren würde. Auf diese Weise bekämen die Gäste das Gefühl, Teil der Handlung und nicht bloss hinterherlaufende Beobachter zu sein.

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A propos „laufen“: Rund ein Drittel der 90 Spielminuten geht für das Verschieben von einem Posten zum nächsten drauf. Nach dem Start beim Schloss gehts hinunter zur Badi. Von dort spaziert man weiter bis zum „Landhaus“ (wo im Mai 2014 die Szenerie Burgdorf den „Schiffmann“ aufführt). Dann wirds happig: Der Weg zurück auf die Burg führt über das sehr, sehr stotzige Armesünder-Weglein.

Leute, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, haben keine Chance, der Aufführung zu folgen. Auch Menschen, die nicht gut zu Fuss sind, überlegen sich besser zweimal, ob sie sich den „Prinz Wiederkehr“ wirklich antun wollen.

Allen anderen kann der Besuch wärmstens empfohlen werden. Für den strapaziösen Aufstieg werden die Wandererinnen und Wanderer bei der letzten Szene – sie spielt im ehemaligen Gerichtssaal – mit einer herrlichen Schlusspointe entschädigt.

Weitere Infos zu den Aufführungsdaten und zum Vorverkauf gibts hier.

(Disclaimer: Der Verfasser dieser Zeilen ist mit einer der Darstellerinnen verheiratet und Präsident des Theatervereins Szenerie Burgdorf. Und als ob das der Befangenheit noch nicht genug wäre: Claudia und Karin Fankhauser ist er seit Jahren kollegial verbunden; als Mitglied des damaligen Vereins „Mythos“ hat er unter ihrer Regie in den Aufführungen „Drachenjagd“ und „Gold“ mitgewirkt.)

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