Der Rauchmelder

Es lief recht gut:

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Plusminus so (das Chärtli, mit dem ich es belegen könnte, habe ich leider verlegt) war ich am Montagabend auf der Burgdorfer Minigolfanlage unterwegs. Bevor ich den Ball auf den Abschlagpunkt der Bahn 15 setzte, schaute ich, wie immer, in Richtung Oberburg, um abzuschätzen, wo er landen könnte, wenn ich ihn auch nur um ein My zu heftig antippen würde.

Wie weiland Winnetou überblickte ich das sich vor mir bis fast zu den sizilianischen Alpen erstreckende Land. Ich sah, wie grosse, schwarze Vögel das von der emsigen Bäuerin soeben ausgebrachte Saatgut aus dem Acker pickten, wie Wolkenspitzen den blauen Himmel von unten kitzelten und wie sich am Rande des Feldes, nahe der kühlen Emme und im Schatten des Maises, ein Traktor heftig schnaufend von den Strapazen des Tages erholte and I thought to myself: What a wonderful world.

Dann fixierten meine Augen den Ball. Ich holte aus…

…und hielt mitten in der Bewegung inne.

Irgendetwas, deuchte mir, war in Oberburg gerade anders gewesen als sonst. Ganz anders sogar.

Ich liess den Schläger sinken und guckte auf. Und tatsächlich: Wo eben noch nur Oberburg gewesen war, war jetzt auch dunkler Rauch.

Ohne lange nachzudenken, tat ich, was der pflichtbewusste Bürger in so einer Situation tut: Ich alarmierte die Feuerwehr zückte das Handy, fotografierte die Szene und whatsappte das Bild einem Redaktionsmitglied der Berner Zeitung.

Dann lochte ich den Ball ein; im vierten Versuch, aber das betrübte mich nur sehr peripher, denn jetzt begannen sich die Ereignisse zu überstürzen. Erstens ploppte auf meinem Handy die Antwort aus der Redaktion auf…

…zweitens ertönte in der Ferne das Knattern eines Helikopters und drittens signalisierten Mitspielende hinter mir räuspernd und unterdrückt hustend, dass sie ihre Runde wenn immer möglich noch heute abschliessen möchten.

Die Prioritäten innert Sekundenbruchteilen neu büschelnd, klaubte ich den Ball heraus und brachte ich das iPhone erneut in Anschlag.

Kaum kreiste das knallrote Flugzeug über der schwarzen Schwade, schoss ich im tosenden Lärm der nach Oberburg rasenden Blaulichtfahrzeuge ein weiteres Foto (genauso, vermutete ich, müssen sich Kriegsfotografen im Bombenhagel fühlen, nur brauchen die sich nicht darüber zu ärgern, dass sie gerade dabei sind, eine 40er-Runde Minigolf zu vermasseln) und leitete das Dokument der Verwüstung – um eine eigene Beobachtung plus ein Gerücht, das ich aus dem drei Meter entfernten Bistro aufgeschnappt hatte, ergänzt – an die zuständige Stelle weiter:

Die Bahnen 16, 17 und 18 bespielte ich nicht mehr ganz so konzentriert wie die Hindernisse vorher, aber was solls: dafür hatte ich auf der BZ ein neues Schreibgspändli gefunden.

Eine halbe Stunde danach war die Nachricht in der Welt und Oberburg auch in Sydney ein Begriff:

Das mit Abstand Eindrücklichste daran war (zumindest für mich) aber nicht das Tempo, mit dem die News veröffentlicht wurde, sondern die Tatsache, dass unter dem Bild „Leserreporter“ stand.

Und damit nicht genug: Im Text wurde ein „Reporter vor Ort“ zitiert, und auch wenn der Mann nicht namentlich genannt wurde, war zumindest mir klar, um wen es sich dabei handelt.

Ich dachte, „vom Minigölfler zum Reporter – so schnell kann das also gehen“, und beschloss, zumindest einmal darüber nachzudenken, ob ich beruflich nicht etwas mit Medien machen soll.

3 Kommentare

  1. Hannes, ich verstehe Deine Gedanken. Im Text erlebte ich Dich wie einen Reporter aus einem Inferno, welcher unter Aufbietung aller Kräfte Frontbilder schiesst. Hast Du auch bereits ans Fernsehen gedacht?

  2. Ich würde, lieber Hannes, zuerst einmal mit dem Minigölflen weiterfahren. Solange Du noch stolz auf 40er-Runden bist, gibt’s doch noch etliches zu trainieren!
    Aber: wie immer souguet gschribe!
    Liebe Gruess
    Pesche

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