Der Vetter aus dem Netz

internetvetterBis im letzten Sommer wusste ich gar nicht, dass es ihn gibt.

Dann, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wieso, vermutlich wars im Zusammenhang mit dem Stationentheater in Burgdorf, erschien er auf einmal auf meinem Radar, beziehungsweise auf meiner Facebook-Seite. Er schickte mir eine Freundschaftsanfrage, oder ich ihm, es spielt, wenn wir schon beim Theater sind, keine tragende Rolle; jedenfalls waren wir dann, wie man auf facebookisch sagt, „befreudet“, was, ebenfalls nach Facebook-Masstäben, nichts bedeuten muss; ich war schon mit Robert de Niro und Dustin Hoffman befreundet, aber kann mir nicht vorstellen, dass die sich in ihrem Hollywood noch immer fast hintersinnen, weil ich ihnen die Freundschaft eines Tages mit einem einfachen Klick gekündigt habe, nachdem sie monatelang nichts von sich lesen und schon gar nichts hören liessen – item: Ich war also plötzlich mit diesem Theaterfan befreundet und schaute dann, wie man das mit Freunden so macht, hin und wieder bei ihm vorbei, wenn auch nur virtuell, und lernte ihn so allmählich chli kennen, wobei das Merkwürdige ist: wenn er in diesem Moment in meine Wohnung spazieren oder mich anrufen würde – ich hätte keine Ahnung, um wen es sich handelt. Er müsste sich mir, seinem Freund, erst vorstellen, damit ich wüsste, mit wem ich es zu tun habe. Ihm ginge es umgekehrt gleich: Er hat mich nie gesehen (wer sagt denn, dass mein Föteli auf Facebook tatsächlich mich zeigt?) und keinen Schimmer, wie meine Stimme klingt.

Was ich weiss, ist: Er heisst wie ich, er schreibt, wie ich, nicht ungerne, er betreibt, wie ich, einen Blog, er schätzt, wie ich, schwarzen Humor, er ist, wie ich, eindeutig ein Anhänger von Zweideutigkeiten und, nicht wie ich, in seiner Wohngemeinde das höchste Tîer weit und breit.

So ist das mit meinem Vetter aus dem Netz. Inzwischen haben wir vereinbart, uns gelegentlich einmal leibhaftig zu treffen. Es war mir vor Meetings mit virtuellen „Bekannten“ schon gschmuucher als in diesem Fall. Vor jenem mit meinem Schatz, zum Beispiel, aber das ist eine gaaaanz andere Geschichte.

 

2 Kommentare

  1. Gusinefreundin, kennst du den Vetter-aus-dem-Netz unseres Vetters nicht? Ich glaube sicher zu sein, dass jener zu deiner oder meiner oder unserer Zeit die gleiche höhere Schule in Thun besuchte wie du oder ich oder beide.

  2. Doch, dein Föteli zeigt dich, das höchste Tier deiner Wohngemeinde kannst du noch werden und mit Sicherheit werdet ihr euch gut verstehen!

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