Die Gutelaunefahrt

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Eigentlich sind ja Sportferien, und eigentlich sollte es in den Morgenzügen nach Bern deshalb chli mehr Platz haben als sonst, wenn die Schweizer Jugend kollektiv in die Bundesstadt fährt, um zu studieren oder die Gewerbeschulbank zu drücken oder im Starbucks eine „3rd place-experience“ zu erleben.

Aber natürlich war der Zug, der um 7.37 in Burgdorf einfuhr, trotzdem platschvoll, und selbstverständlich waren nur noch in einem Wagen ein paar Quadratzentimeter frei: Im von mir so geschätzten Familienwagen.

„Immer noch besser als zwölf Minuten in dem Gstungg hier herumzustehen“, dachte ich, und kämpfte mich nach hinten. Kaum hatte ich das letzte freie Plätzchen besetzt, strömten weitere Leute ins Abteil, als ob darin gleich ein Apple-Shop eröffnet würde:

Doch eigenartigerweise war von Hektik oder Stress oder der üblichen morgendlichen Muffeligkeit nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. Wer auch immer sich in den Wagen zwängte, setzte ein freundliches Lächeln auf. Zwei Teenager kicherten, als ob sie zum Zmorge einen Clown verputzt hätten. Eine junge Dame machte es sich in einer knallroten Holzwanne für die Kleinen so gemütlich, wies halt ging (siehe Bild oben). Eine junge Mutter setzte ihr Kind auf die Rutschbahn. Ein anderer Knirps turnte, unter den anerkennend-staunenden Blicken seiner Mitreisenden, auf dem Klettergerüst auf und ab.

Niemand meckerte, niemand fluchte, niemand schimpfte, das sei doch gopfertami schon jeden Tag dasselbe, dieses Puff im Zug, und wieso wohl die SBB um diese Zeit nicht einfach ein paar Wagen mehr anhängen könnten und überhaupt.

Alle hatten den Frieden…

…nein: Jetzt kommt kein „,… doch dann…“, kein „…und trotzdem…“ und kein „…, aber…“. Diese Geschichte hat keinen Haken und keine Pointe.

Für einmal machte es einfach Spass, zu dieser frühen Stunde nach Bern zu tuckern – auch wenn bei der Einfahrt in den Endbahnhof vermutlich kein Mensch hätte sagen können, wieso alle Fahrgäste dermassen gut aufgelegt waren, dass es vermutlich niemandem etwas ausgemacht hätte, wenn der Zug ohne Halt bis nach Genf gefahren wäre.

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