Die Sultans kommen durchs Hintertürchen

Zusammen mit rund 10 000 weiteren Menschen, die in der Londoner Royal Albert Hall am 28. Mai dieses Jahres das Privileg geniessen durften, einen magischen Abend mit Mark Knopfler zu erleben, würde ich schwören: „Sultans of Swing“, seinen Überhit aus längst vergangenen Dire Straits- Zeiten, hat er nicht gespielt.

Umso erstaunter war ich, als ich nun, ein paar Wochen später, den

Foto

USB-Stick mit der (vermeintlichen) Aufnahme „unseres“  Gigs 

erhielt – und darauf welchen Song fand? Genau:

Playlist

Als ich den Stick bestellte, durfte ich davon ausgehen, dass es sich dabei um den Auftritt vom 28. Mai handelt. Immerhin hiess es auf Knopflers Website: „Every concert will be recorded in full, from beginning to end including any announcements and encores, by professional sound engineers using multi-track audio technology“.

„Every concert“ – das ist ziemlich eindeutig.

Jetzt weiss ich, ehrlich gesagt, gar nicht recht, ob ich mich über die Lieferung freuen oder ärgern soll.

Einerseits ist es natürlich immer wieder schön, „Sultans of Swing“ zu hören.

Andrerseits: Wenn ich ziemlich viel Geld für eine bestimmte Live-Aufnahme bezahle, darf ich erwarten, dass sie genau das enthält, was gespielt wurde; und nicht das, was

sultans

an einem anderen Abend

Teil der Darbietung war.

Böse Absichten mag ich – selbstverständlich – niemandem unterstellen; schon gar nicht dem Künstler selber. Wer auch immer dafür gesorgt hat, dass die „Sultans“ es am Ende doch irgendwie in „unser“ Konzert geschafft haben, meinte das sicher nur gut (wenn auch nicht nur mit den Fans, sondern auch mit sich selber; ein Live-Dokument mit den „Sultans“ verkauft sich zweifellos ungleich besser als eines ohne).

Um den Fall zu klären, habe ich getan, was ein Journalist manchmal eben tun muss: ein bisschen  recherchiert herumgegoogelt. Und jetzt…jetzt ist das Rätsel gelöst.

Die Setlist „unseres“ Konzerts belegt, dass Mark Knopfer am 28. Mai tatsächlich darauf verzichtet hat, „Sultans of Swing zu spielen“. Stattdessen liess er auf „Romeo and Juliet“ überraschend „Gator Blood“ von seinem neuen Album „Privateering“ folgen:

Bildschirmfoto 2013-06-17 um 07.46.58

Doch dieses – also „unser“ – Konzert wurde entgegen der Ankündigung nicht für die Ewigkeit festgehalten.  Mehr Royal Albert Hall-Gigs aufzuzeichnen als jenen vom 27. Mai, lag offenbar  aus finanziellen Gründen nicht drin, weil die Verantwortlichen der Halle für Live-Aufnahmen sehr hohe Gebühren verlangen.

Aber hey, wir wollen nicht pingelig sein: Mark Knopfler ist Mark Knopfler, die Royal Albert Hall ist die Royal Albert Hall, Live is live und die „Sultans of Swing“ sind die „Sultans of Swing“.

Ich sehe folglich keinen Grund dafür, mich wegen dieses kleinen *räusper“ Missverständnisses an den „Beobachter“, den „K-Tipp“, den „Kassenturz“ oder ein artverwandtes Medium zur permanenten Aufrechterhaltung der künstlichen Aufregung zu wenden und werde auch sonst darauf verzichten, die Geschichte publik zu machen.

4 Kommentare

  1. Dann ist es ok. Es muss ja auch nicht herausposaunt werden;-)

    Und klar: Für das Ereignis kann man auch ein Auge zudrücken…

  2. @ Gorgon:

    Es wurde kommuniziert. Einfach nicht so, dass mans auf den ersten Blick sah.

    Und, ja: Ich hätte den Stick auch so bestellt, weil, eben: Knopfler live so oder so ein Naturereignis ist:-)

  3. Du bist zu gutmütig. Ihr seid für dumm verkauft worden („Die merken das eh nicht!“)

    Man kann doch sowas auch kommunizieren. Das geht nicht, die Aufnahme vom 27.5. mit Datum 28.5. zu verkaufen!

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