Ehrlich, echt und eigenständig

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Das Schwermütige von Patent Ochsner geht ihm ab. Das Küchentischpsychologische von Züri West fehlt ihm fast gänzlich. Von der Fabulierkunst eines Polo Hofer und von der Wortgewalt eines Endo Anaconda ist er ebensoweit weit entfernt wie von der aufgesetzt-peinlichen Promiattitüde eines Florian Ast.

Trotzdem – oder gerade deshalb – zählt Marc Trauffer, der ehemalige Frontmann der längst aufgelösten Airbäg, seit einem geraumen Weilchen zu den erfolgreichsten Mundartmusikern der Deutschschweiz.

Woran liegt das?

Trauffer spielt keine Rolle(n): Der 33-Jährige verbiegt und verstellt sich nicht, um seine CDs und Konzertbillete auch anderen Leuten zu verkaufen als jenen, die ihn so mögen, wie er ist.

Wenn er zu einer Geburtstagsfeier einen riesigen Laib Brienzer Käse anschleppt, tut er das nicht, um sich in den Mittelpunkt zu rücken. Dann tut er das, weil er findet, so ein Käse aus der Heimat sei ein gäbiges Mitbringsel; für alle Gäste.

Wenn er nach Locarno ans Moon & Stars-Festival fährt, tut er das nicht in der Hoffnung, dort zig Fotografen und Journalisten zu treffen. Dann will er Amy Macdonald singen hören und die Stimmung geniessen und mit Freundinnen und Freunden einen glatten Abend auf der Piazza Grande verbringen.

Trauffer macht, was er kann: Zum Handörgeli greifen einheimische Künstler immer mal wieder. Doch so konsequent wie Trauffer setzt dieses urchige Instrument kein Mitbewerber auf dem Unterhaltungsmarkt ein. Er benutzt das Schifferklavier, weil er das Instrument mag und beherrscht und weil es tiptopp zu seiner Art, Musik zu machen, passt. Synthetische Klangteppiche? Hintergrundchöre mit Sängerinnen aus Südafrika? Didgeridoo-Klänge zu Jodelrefrains? – Auf solchen und artverwandten Schnickschnack kann Trauffer verzichten.

Trauffer vertraut auf sich selber: „Trauffer (…) gehört zu den wohl besten Entertainern des Landes und weiss sein Publikum von den Sitzen zu reissen. Marc Trauffer ist eine erstaunliche Persönlichkeit.“: Das schreibt nicht ein wohlmeinender Kritiker über den Musiker; das schreibt der Musiker (oder der Presseverantwortliche seiner Plattenfirma) auf Trauffers Homepage. Wer mit soviel Selbstbewusstsein „arbeitet“, muss wissen, was er kann. Und die Gewissheit haben, sich ohne lange zu jammern aufrappeln zu können, wenn er zwischendurch auf die Nase fällt.

Trauffer hats nicht nötig (oder ämu nicht unbedingt): Existenzängste scheinen dem Oberländer, der hauptberuflich die Holzspielwarenfirma führt, die er seinem Vater und seinem Onkel abgekauft hat, und nebenamtlich im Gemeinderat seiner Wohngemeinde Hofstetten sitzt, fremd zu sein. Der Optimismus und die Fröhlichkeit, die sein Schaffen prägen, wirken – genauso wie der Schaffer selber – echt.

Nach „Pallanza“, und „Dr Heimat z’lieb“ legt Marc Trauffer mit „Fischer & Jäger“ nun sein drittes Soloalbum vor. Während „Pallanza“ im Schatten seiner gescheiterten Ehe entstand, setzte Trauffer dem Mundartpop mit „Dr Heimat zlieb“ ein erstes kleines Denkmal. „Fischer & Jäger“ und die daraus ausgekoppelte Single „Nit miin Typ“ dürften ihm – nach den vielen Erfolgen mit seiner Ex-Band Airbäg – zum zweiten Mal in seiner musikalischen Karriere einen Logenplatz im helvetischen Pophimmel sichern.

Das Video zur Single wurde auf Youtube, kaum war es online, 6000 Mal angeklickt (andere mühevoll produzierte Clips bringen es auch nach wochenlanger Internetpräsenz nur auf knapp ein Dutzend Besucher); in der iTunes-Hitparade schoss „Fischer & Jäger“ auf Anhieb fast an die Spitze. Wer zu einer beliebigen Tageszeit einen beliebigen Schweizer Radiosender einschaltet, hört mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Interview oder/und Songs von Trauffer.

Wobei: Das ist nichts Neues.

Auch in den Printmedien wird „Fischer & Jäger“ durchs Band weg gelobt: Von „süffigen Melodien und alltagsnahen Texten“ schreibt „Der Landbote“. Die Berner (und die Aargauer) Zeitung freuen sich zunächst einmal darüber, dass die „Airbäg“-Zeiten vorbei sind: „Das war fröhlich und frech und bisweilen bemühend.“ Und notieren dann anerkennend, das neue Album „strotzt vor Spielfreude“.

Marc Trauffer, Monika Schär (Gesang), Frank Niklaus und Christian Hugelshofer (Gitarren), Adamo Häller (Akkordeon), Patrik Meier (bass) und Christian Kyburz (Schlagzeug) reihen auf „Fischer & Jäger“ 13 Perlen aneinander, die in recht unterschiedlichen Farben glänzen. Manches klingt munter und beschwingt, anderes kommt mit einem melancholischen Unterton daher, der allerdings nie ins Weltschmerzige abdriftet.

„Fischer & Jäger“: Das ist eines Momentaufnahme aus dem Leben eines Menschen, der mit sich hörbar im Reinen ist und dem viel daran liegt, andere Leute an diesem Glück teilhaben zu lassen.

Nicht mehr, aber – vor allem – auch nicht weniger.

Wer Trauffers Neue live kennenlernen will: Hier ist der Tourplan.

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