Ein altes Lied für einen sehr, sehr jungen Mann

Als ich meinen jüngsten Neffen nach seiner Geburt im Spital besuchte, war er am Schlafen. Kunststück: Von einer Sekunde auf die andere mit soviel Neuem konfrontiert zu werden – das kann einen schon erschöpfen. Diese Gerüche! Dieser Lärm!! Dieses Licht!!! Diese Entfaltungsmöglichkeiten!!!!

Gestern Abend blickte ich zum ersten Mal in Robin Lemmys bergseeblaue Augen, und er in meine grünen. Mit seinen knapp zwei Wochen Lebenserfahrung konnte er vermutlich noch nicht präzise einordnen, was es mit dieser Scheibe, die auf einmal vor ihm auftauchte und merkwürdige Geräusche machte, auf sich hat. Möglicherweise dachte er: „Oh. Schon wieder ein neues Gesicht. Bin ich froh, dass ich soviel Zeit und sowenig Termine habe, um meine Welt und die Menschen, die in ihr leben, in aller Ruhe kennenzulernen.“

Ich meinerseits platzte erneut fast vor Freude, Stolz und – ja – Ehrfurcht. Oder Respekt. Jedenfalls: Vor etwas Grossem und gar nicht richtig Beschreibbarem.

Dann lächelte mich der Kleine an. Zweimal sogar. Sekunden später hatte er Hunger. Und den Onkel in dem Moment, in dem der Schoppen seine winzigen Lippen berührte, vermutlich schon wieder vergessen.

Aber wer weiss: Vielleicht stolpert er, in nicht allzuferner Zukunft, beim Surfen an seinem Compi über diesen Blog. Und in genau diesen Text.

Falls dem so sein sollte: Das Lied da unten hat ein Mann lange, lange vor deiner Zeit geschrieben. Als er es komponierte, wusste dein Onkel – die Scheibe mit den Geräuschen – nicht, wer dieser Bob Dylan ist.

Unzählige Menschen haben das Lied schon gehört.

Aber hier, Robin Lemmy: Hier singt es Bob Dylan nur für dich:

1 Kommentar

  1. Seeeeehr schön, Brüederhärz… rüehrend! I sorge deför, dass ers tatsächlech liest (öppe e 2 Jor oder so…)! 🙂

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