Ende einer Ausfahrt

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Als wir uns schon darauf freuten, demnächst die Grenze in Basel überqueren zu können, gerieten wir am Sonntagnachmittag auf der deutschen Autobahn in einen Stau. Wir ahnten: Weiter vorne hatte es wohl einen Unfall gegeben. Und wir merkten bald: An ein Weiterkommen würde in absehbarer Zeit nicht zu denken sein.

Immer mehr Leute stiegen aus ihren Wagen. Sie spazierten auf dem Asphalt herum, rauchten oder erledigten hinter den Büschen am Strassenrand anderes Dringliches. Eine Familie kurbelte die Fenster hinunter und unterhielt die Schicksalsgemeinschaft mit lauter Musik ab Konserve. Ein junger Mann montierte sich die Rollerskates an die Füsse und fuhr nach vorne, um nachzuschauen, was da los sei.

Foto

Wir warteten und warteten und warteten. Ich fotografierte die Kolonne. Dazu kommt man sonst ja nicht allzuoft, zum Bilderschiessen auf der Autobahn.

Zwei Minuten, nachdem ich auf den Auslöser gedrückt hatte, bahnte sich ein Auto einen Weg durch die Gasse. Es war mit „Bestattungsdienst“ beschriftet.

Eine Viertelstunde später setzte sich die Wagenschlange wieder in Bewegung.

Irgendwann passierten wir zwei Feuerwehrautos. Sie waren so parkiert, dass es den Vorbeifahrenden unmöglich war, zu erkennen, was hinter ihnen vorging. Alles, was wir sahen, waren Teile eines grauen Blechhaufens. Und der Leichenwagen von vorhin.

In einer Sekunde war also jemand völlig arglos von A nach B unterwegs gewesen. Vielleicht hatte er gerade über einen Witz gelacht. Möglicherweise freute sie sich auf das Wiedersehen mit der Familie, oder mit Freunden, die sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.

In der nächsten Sekunde war er oder sie tot.

Zuhause gooelte ich nach „Autobahn, Unfall, Bad Krozingen“. Ich erfuhr, dass vor uns ein älterer Autolenker tödlich verunglückt war. Seine Beifahrerin hatte mit schweren Verletzungen ins Spital geflogen werden müssen.

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