Feier-Abend

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(Bild: pd)

Eine über 30jährige Bandgeschichte so in ein zweieinhalbstündiges Konzert zu packen, dass am Ende über 10 000 Menschen wunschlos glücklich sind: Das schafft nur, wer trotz Millionen von verkauften Platten mit dem Kopf und dem Herzen nahe beim „Volk“ geblieben ist.

Die Toten Hosen demonstrieren bei ihrem Auftritt am 10. „Moon and Stars“-Festival in Locarno eindrücklich, dass sich Grossveranstaltungen auch so gestalten lassen, dass sie nicht zur musikalischen Massenabfertigung verkommen. Mit viel Gspüri für die Träume, Hoffnungen und Erinnerungen all der Menschen auf der Piazza Grande zündet die Kulttruppe aus Düsseldorf ein Feuerwerk, das jeder Besucher ein bisschen als sein ganz persönliches betrachten und bewundern darf.

„Hier kommt Alex“, „Alles aus Liebe“, „Sascha“, „Steh auf, wenn du am Boden bist“, „Eigekühlter Bommerlunder“, das extra für diesen Auftritt aus der Mottenkiste geholte „Azzurro“, zig weitere Uralt-Hits, Müsterchen aus der jüngsten Schaffensperiode („Ballast der Republik“, „Altes Fieber“) und, natürlich, das längst zur Allzweckhymne avancierte „Tage wie diese“ treiben dem Punker, der in der ersten Reihe jedes Wort mitgröhlt, genauso die Freudentränen in die Augen wie der Bankiersgattin auf der VIP-Tribüne, die vor dem Konzert nur gewusst hatte, dass „Die Hosen“ doch die sind mit diesem lustigen Lied über einen „Junge“, dem immer gesagt wird, was er zu tun hat, und was nicht.

23 Uhr ist vorbei, als auf der Piazza immer noch gefeiert und um Zugaben geklatscht wird. Zigtausend Deutschschweizer geben alles, um fünf Deutsche möglichst lange im Tessin zu behalten: Das gab es bis zum Besuch der „Toten Hosen“ nicht allzuoft.

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