Gluschtig und gäbig

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Wer bei meinem Brüetsch und meiner Schwägerin zum Znacht eingeladen ist, kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, mit einer Rüebli-Terrine, einem auf Gemüse gebetteten Lachspäckli samt Härdöpfelauflauf und Beeren an einer Vanillecrème verwöhnt zu werden.

Das Essen spielt sich in einem „fröhlichen Haushalt“ ab, in dem „Judith entspannt durch die Küche wuselt und Urs alles himmlisch findet, was sie ihm zum Probieren gibt“, während Robin, der jüngste im Gastgeberbunde, „die Besucher so lange anlächelt, bis sie verzückt dahinschmelzen“.

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Das und noch viel mehr ist dem Kochbuch „Unser Menü eins“ zu entnehmen. Die Schweizer Fernsehmoderatorin Nadia Zimmermann hat dafür Familien gebeten, „ihren gängigsten Dreigänger“ (und damit irgendwie auch sich selber) einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. 25 ebenso gluschtige wie unkomplizierte Rezepte kamen zusammen.

„Rezepte“ ist allerdings etwas viel gesagt. Denn statt aufs Priseli genau anzugeben, wieviel Pfeffer und Salz vonöten ist, um einen toten Fisch in eine kulinarische Offenbarung zu verwandeln, konzentriert sich die Lifestyle-Autorin lieber auf das Drumherum. Sie beschreibt, wie die Hobbyköchinnen und -köche leben, worauf sie beim Essen Wert legen, was den Kindern aufgetischt wird und gibt Dekorationstipps und Einkaufsratschläge. Was die eigentliche Zubereitung betrifft, überlässt sie vieles der Fantasie und Kreativität der Leserinnen und Leser.

„Unser Menü eins“ liest sich deshalb weniger wie eine Gebrauchsanweisung für das perfekte Fünfsterne-Dinner. Der 430 Seiten dicke und liebevoll bebildere Wälzer wirkt vielmehr wie eine Ansammlung von unterhaltsamen Mini-Reportagen aus Schweizer Küchen.

Bei der Lektüre fällt auf, dass – unabhängig davon, ob mehr oder weniger prominente Leute oder „Normalsterbliche“ ihre Verwandten und Freunde zu Tisch bitten – das Hauptaugenmerk auf einer einfachen Zubereitung liegt.

Wichtig ist nicht, dass die Hausfrau oder der Hausherr stundenlang am Herd steht, um mit seinen Reduzier- und Aufmontierkünsten zu brillieren. Wichtig ist, dass viel Zeit für das bleibt, wofür man sich letztlich getroffen hat: Um gemütlich beisammenzuhöcklen und zu plaudern.

3 Kommentare

  1. …und denk dran, liebes Bruderherz: Auch ihr beide werdet früher ode später in den Genuss ebendieses Traummenus kommen! 🙂

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