Hunde-Elend

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Der Sender versprach eine „starbesetzte Komödie mit einem unwiderstehlichen Hund“ und ich dachte, „Super! Das ist genau das Richtige für einen heiter-versifften Samstagabend auf dem Sofa!“.

Anderthalb Stunden lang erfüllte „Marley & ich“ meine Hoffnungen voll und ganz: Verfolgungsjagden, Zerstörungsorgien und Nervenzusammenbrüche bietet der Streifen ebenso wie „Jööö“-Szenen am Laufmeter, aber dann…

…dann wurde der Labi krank, und von dem Moment an, in dem er zum ersten Mal bei der Tierärztin auf dem Schragen lag, ahnte ich: Das kommt nicht gut; das kommt überhaupt nicht gut, und schlug meinem Schatz vor, eine Pause einzulegen, und als wir dann so draussen vor der Tür höckelten, sagte ich zu Chantal, ich würde nicht fertiggucken, das werde mir too much, aber natürlich schaute ich dann doch weiter, doch als der Dog erneut zum Doc musste und sie ihm eine Kanüle für die Spritze legte, während Marleys Herrchen den Patienten tröstend streichelte und sich dabei an all die tollen Zeiten erinnerte, die er und seine Familie mit ihm hatten erleben dürften, begann ich zu heulen (wenn auch nur ganz leise. Chantal musste das nicht unbedingt mitbekommen. aber ich glaube, sie hats trotzdem gemerkt), und als ob das alles nicht ohnehin schon längst genug des Hunde-Elends gewesen wäre, verabschiedete sich die Familie am Ende auch noch mit einem herzzreissenden Begräbnis von ihrem Freund, und da wars um mich endgültig geschehen (was nicht nur am Film lag. Zwischen Chantal und mir hatte es sich auch Tess auf der Couch gemütlich gemacht, und selbst wenn ich mich noch so dagegen sträubte: Der Gedanke daran, sie irgendwann für immer gehen lassen zu müssen, liess sich einfach nicht wegdrücken).

Aber gut: Wenig später hatte ich mich wieder soweit von der emotionalen Talfahrt erholt, um mich fragen zu können, was zum Teufel sich die Leute in Hollywood wohl gedacht haben mochten. „Marley & ich“ wurde in den USA an Weihnachten 2008 zum ersten Mal in den Kinos gezeigt und spülte quasi aus dem Stand knapp 40 Millionen Dollar in die Kassen. Beworben wurde er – wie Jahre später auch am Fernsehen – als Komödie. Die unzähligen Eltern, die ihren Kids mit einer lustigen Geschichte etwas Entspannung vom Festtagsrummel verschaffen wollten, dürften diese Idee noch Tage später bitter bereut haben. Denn wenn schon ein Erwachsener – der zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann – Rotz und Wasser heult: Wie reagiert dann wohl ein sechsjähriges Mädchen, für das ein Film die Wirklichkeit abbildet?

Andrerseits: Pure Fantasie wäre „Marley & ich“, wenn der Hauptdarsteller ewig leben würde. Tatsache ist, dass auch Hunde sterben. So betrachtet, wars vielleicht gar nicht sooo schlecht, dass ich mich innerlich schon einmal ein bisschen auf diesen hoffentlich noch in fernster Zukunft liegenden Tag vorbereiten konnte – oder musste.

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