In Sachen Traubegleitung

Da stellt man, nach über 20 Jahren im Journalismus, einmal eine wirklich wichtige Frage – und schwupp: steckt man, sich die jetzt schnell ergrauenden Haare raufend, knietief in Themenbereichen, die man bisher nur vom Hörensagen her kannte.

Natürlich: Dass, wer sich auf ewig bindet, einige Rechte und manche Pflichten hat, habe ich schon vor dem 24. Dezember 2010 gewusst. Dass die Pflichten auch für mich gelten, war mir allerdings neu. Aber gut: Wer hofft, dass sie Ja sagt, muss auch B sagen.

Nachdem das geklärt ist (und um das womöglich dünn werdende Eis zu verlassen),

wenden wir uns nun der Traubegleitung zu.

Dabei handelt es sich, wie ein paar Mausklicks erahnen lassen, um ein erstaunlich weites Feld voller Stolpersteine und Fallgruben. Bisher ging ich davon aus, dass Trauzeugen primär dazu da sind, auf dem Standesamt

hübsch auszusehen und die Heiratsurkunde mit zu unterschreiben.

Aber oha.

Nur schon die Eröterung des Problems, ob es überhaupt Trauzeugen braucht, wenn ja: wieviele, und wenn nein: was dann, frisst im Netz Speicherplatz im Megagigabereich. Die Antwort lautet in aller Unvollständigkeit: Ohne Trauzeugen gehts nicht. Alles Weitere ist Verhandlungsssache mit den zuständigen Behördevertretern.

Was genau die Trauzeugen zu tun haben, ist ebenfalls nicht genau definiert. Das heisst: doch, ist es, selbstverständlich. Nur, eben: Was ist obligatorisch und was fakultativ? Auf dem Standesamt gehts offenbar zu und her wie im Swingerclub, wo ebenfalls „alles kann, nichts muss“; es ist nur etwas komplizierter. Und langfristig ein wenig teurer.

Immerhin: Nach einer groben Sichtung unzähliger Hochzeits-Sites glaube ich behaupten zu dürfen, dass die Trauzeugin vor allem organisatorisch wirkt. Viel anders lassen sich die Worte, die ein routinierter (wenn auch des Deutschen nicht übertrieben kundiger) Hochzeiter in einem dieser Foren an männliche Trauzeugen richtet, jedenfalls nicht interpretieren: „In der Regel sagt dir die Trautzeuginn exakt, was du zu tun, zu organisieren und zu lassen hast.. Und kom bloss ned auf die Idee, selbst was zu machen, was nicht vorher abgesprochen ist. Eine Hochzeit ist Ausnahmezustand. Mann(!) tut am besten, was man gesagt bekommt, zigmal, bereits Wochen vorher.. um dann 5 Minuten später wieder alles übern Haufen zu werfen.“

Die Trauzeugin ist also die Inhaberin der feierlichen Obergewalt. Der Trauzeuge kann sich folglich darauf konzentrieren, rechtzeitig vor Ort zu sein

und die Ringe nicht zu vergessen. 

Zu behaupten, er habe deshalb die

gezogen, wäre aus dem freudigen Gesamtzusammenhang gerissen und masslos übertrieben.

Was mir im Moment – nebst allem anderen – am meisten zu denken gibt, ist jedoch ein Hinweis aus dem allwissenden Online-Lexikon: „Der Trauzeuge ist nach der Eheschließung als Schirmherr über die Ehe zu verstehen. Er sollte immer ein Auge auf den Zustand der Ehe werfen und in Krisenzeiten helfend zur Seite stehen“, heisst es bei Wikipedia.

Jetzt frage ich mich: Wie genau ist das mit dem Augenwerfen gemeint? Eigentlich hat mein Brüetsch nur zwei Möglichkeiten, um seinen Job wie vorgesehen zu erledigen: Entweder ruft er mich in unregelmässigen Abständen und dem Überraschungseffekt zuliebe nachts um 2.40 Uhr an, um zu fragen, wies denn so laufe, in unserer Ehe.

Oder dann lasse ich ihm jeweils Ende Monat ein Formular zukommen, dem er entnehmen kann, wie es bei Chantal und mir so geht und steht.

Ich sehe mich schon ankreuzen:

Allgemeiner Ehezustand:
a) weiterhin auf Wolke 7
b) gut
c) befriedigend
d) geht dich nichts an

Qualität des Essens:
a) wie von mir gekocht
b) Spitze
c) es bleibt in der Regel unten
d) verpflege mich bei McDonalds

Umgang miteinander:
a) wie du und Judith
b) herzlich
c) Gespräche finden statt
d) wie Ost und West vor dem Fall der Berliner Mauer

Sexleben:
a) filmreif
b) Wahnsinn
c) Hm
d) die DVD-Sammlung wächst

Ich habe in meinem Leben schon zig Fragen gestellt. Aber diese eine, in jener Sommernacht am Heiligen Abend in Sydney – und vor allem die Antwort darauf – löst in mir und um mich herum mehr aus als alle anderen zusammen.

5 Kommentare

  1. @Brüetsch.. Da ich die Trauzeugen von Hannes und Chantale glaub’s auch schon mal live erleben durfte, weiß ich sogar ebenfalls, dass da alles gut gehen wird. 😉

  2. @Mausi: Drum prüfe, wer sich als Trauzeuge b(oder „f“)indet! Denjenigen, die bei Chantal und meinem Brüetsch Trauzeugen sind, passiert das nicht… GARANTIERT NICHT! Und wenn Du jetzt sagen willst, „Das haben schon viele geglaubt.“, kann ich Dir mit einem Lächeln entgegnen: Wir glauben das eben nicht… wir WISSEN das! 🙂

  3. Mmhh, also unsere Trauzeugen haben ein knappes Jahr nach unsere Hochzeit die Scheidung eingegeben.
    Wie sollte, darf, muss man das nun deuten?

  4. Nun, ich war schon mehrmals verheiratet, lieber Hannes und kann dir nur sagen: Auch hier bekommt man Routine. Courage!

  5. . <– Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen! 🙂 Ausser: Wenn Du bei der Frage "Umgang miteinander" jeweils (und ausnahmslos) "a)" ankreuzst… ja, dann kannst Du Dir sicher sein, liebes Bruderherz… dann werdet Ihr maximal schöne Jahrzehnte vor Euch haben – Du und Chantal! 🙂

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