Infolge Abwartens eines Lokführers

„Infolge Abwartens eines Anschlusszuges erhält unser Zug eine Abgangsverspätung von zirka fünf Minuten“: Wieso können die Leute in den Zuglautsprechern nicht reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist? Wieso dieses grauenhafte Amtsdeutsch aus der Mitte des letzten Jahrhunderts? Wieso sagen sie nicht einfach: „Wir fahren ein wenig später los, weil wir noch auf einen anderen Zug warten müssen?“

Oder gestern Abend, in Zürich: Für den Zug nach Bern fehlt, warum auch immer, der Lokführer. Das könnte man den Passagieren zum Beispiel so mitteilen: „Guten Abend, liebe Fahrgäste. Sie werden jetzt lachen oder fluchen oder die Köpfe schütteln – aber ich kann es nicht ändern: Der Lokführer ist noch nicht da. Wir sind am Suchen. Sobald wir jemanden gefunden haben, der uns nach Bern bringen kann, gehts los. Bis dahin bitten wir Sie noch um ein bisschen Geduld. Falls jemand im Zug sitzt, der sich zutraut, uns nach Bern zu fahren, soll er sich bitte dort und dort melden.“

Jede Wette: Wer so etwas durchgibt, holt bei den Fahrgästen soviele Punkte, dass es für zwei Karrieren als Lautsprecherdurchsager oder Lautsprecherdurchsagerin reicht.

Aber nein. Stattdessen: „Infolge eines Engpasses in der Disposition des Zugpersonals…“

(Unter dem Titel „Unsinn mit Ansage“ hat Bastian Sick im „Spiegel“ einige Prachtsbeispiele von Fahrgast-Informationen nach bundesdeutscher Art notiert).

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