Into the dark

Viersprachig wies die Frau im Zuglautsprecher soeben darauf hin, dass wir gleich durch den Gotthardtunnel blochen werden und dass das rund 25 Minuten dauern dürfte. Bei Fragen wende man sich bitte undsoweiterundsofort, aber für Fragen ist keine Zeit.

Wenn man jetzt (das ging aber schnell!) schon mal drin ist, kann es nur darum gehen, die Sehenswürdigkeiten im längsten Loch der Welt fotografisch zu dokumentieren:

Während ich knipse wie wild, grummelt Sergio (oder wie auch immer er heissen mag) in seinem Speisewagenchucheli ununterbrochen vor sich hin. In diesem Tunnel, teilt er einem Gast mit, der bei ihm vor einigen Minuten ein Kafi bestellt hatte, falle ständig der Strom aus, und deshalb gebe es grad kein Kafi, worauf der Gast sagt, dann nehme er halt einen Tee, wobei: das gehe demfall wohl auch nicht, und dann greift er, vermutlich nur, um nicht für nichts und wieder nichts in den Speisewagen gewandert zu sein, zu einem Biberli und einem Kägi.

Kaum ist er weg, nimmt am Tisch nebenan eine Familie im praktischen Kleinformat Platz. Nicht ahnend, dass hier aufwärmtechnisch im Moment assolutamente niente läuft, studieren die Eltern – um noch nicht einmal 9 Uhr am Sonntagmorgen – die Speisekarte (angeboten werden unter anderem Agnolotti mit Pilzfüllung, thailändisches Pouletcurry, Kalbsgeschnetzeltes Zürcher Art plus verschiedene Salate; es ist irgendwie schon verrückt. Ein Eingeklemmtes würde es zur Not amänd auch tun), während der Kleine auf einem iPad herumwischt, und als die Eltern die Karte beiseite legen, steht auch schon Sergio (oder so) bei ihnen, doch weils nella cucina immer noch ist, wies halt ist, bestellen alle ein Mineralwasser mit ohne etwas dazu.

Irgendwann wirds draussen wieder hell. Bis nach Flüelen dauerts nun nicht mehr ganz so lange, wies schon gedauert hat (nicht, dass das wichtig wäre; was zählt, ist die Fahrzeit bis Burgdorf, und die beträgt nach wie vor eine Ewigkeit).

Zischend und fauchend erwachen die Maschinen in der Kombüse aus ihrem Tunnelkoma. Hinter seinem Tresen strahlt Sergio (oder Paolo. Oder vielleicht auch Giuseppe) übers ganze Gesicht.

1 Kommentar

  1. Nur vier Bildli von diesem Jahrhundertwerk, ein bisschen dürftig. Aber eben, warst halt mit Giuseppe/Sergio und seinen Problemen beschäftigt.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.