Isis, Osiris und die Sonnenbrillenmänner

Sonntagmorgen, 4.30 Uhr, Zimmer 110, Motel Golden Bear Inn, im Stadtteil Berkeley von San Francisco: Eigentlich waren wir ja, als wir vor ein paar Stunden nach einem Tag in zwei Flugzeugen zu Bett gingen, finster entschlossen, am nächsten Morgen auszuschlafen, aber daraus wird jetzt wohl nichts mehr. Der Jetlag hat uns noch voll in den Krallen. Den Leuten im Nebenzimmer scheints ähnlich zu gehen. Sie lauschen der „Zauberflöte“.

Aber mir wei nid chlage. Im Grunde ist es nur schon ein Wunder, dass ich überhaupt hier bin. Bei unserem Zwischenhalt in London musste ich feststellen, dass unser Gastland mich als Gefahr für die Nationale Sicherheit eingestuft hatte, bevor ich auch nur einen Fuss auf US-Boden setzen konnte. Zusammen mit 14 anderen Passagieren wurde ich bei einer der vielen Passkontrollen für einen zusätzlichen Securitycheck zur Seite genommen.

Während mein Schatz, Möni und Josy – Letztere sind die zwei Freunde, die uns auf diesem dreiwöchigen Trip begleiten – zum Airbus gingen, der uns nach San Francisco bringen sollte – verschwand ich, von drei Männern in Uniform eskortiert, in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Zimmer in den endlosen verschlungenen Gedärmen des Airports von Heathrow. Darüber, was dort passierte, darf ich weder reden noch schreiben. Falls ichs doch tun würde, müssten sie mich töten, sagten die besonnenbrillten Beamten, als sie mich eine halbe Stunde später mit steinernen Minen wieder ans Tageslicht entliessen. Deshalb nur soviel:

Aber letztlich profitieren irgendwie ja alle davon, wenn an Bord so wenige Terroristen wie möglich sitzen.

Der Flug selber verlief ohne weitere Zwischenfälle (auch wenn ich jedesmal, wenn ich zur Toilette ging, das Gefühl hatte, beobachtet zu werden), und dass einem nach der Landung zuerst einmal die Fingerabdrücke genommen werden, man in eine Kamera gucken muss und am Ende gefragt wird, ob man Bargeld auf sich trägt und wenn nein, wie man dann to survive gedenke, ist vermutlich das Mindeste, was man beim Betreten des Home of the Brave erwarten darf.

Inzwischen ist wieder alles easy und peacy. Sobald die anderen aufgestanden sind, fahren wir in die Stadt, um zu zmörgele. Dann: Golden Gate Bridge, Pier 39, Hamburger undsoweiterundsofort.

Ich sitze im T-Shirt und in kurzen Hosen vor unserem Zimmer, lausche der „Isis und Osiris“-Arie (auf Englisch! Es ist schon erstaunlich, in wievielen Sprachen Mozart komponieren konnte), nippe an etwas Kaffeeartigem und freue mich riesig darauf, in den nächsten Tagen die Schönheiten eines Landes entdecken zu dürfen, von dem man seit Monaten nur noch Unschönes hört.

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