Kachelmann und die Kirchenmänner

Seine Ex Ein Polizist Ein Mitarbeitender der Staatsanwaltschaft Jemand hat der „Bild“-Zeitung gesteckt, dass der Meteorologe Jörg Kachelmann wegen angeblicher Vergewaltigung in Untersuchungshaft sitzt. Die Nachricht tat, was Nachrichten in solchen Fällen immer tun: sie ging um die Welt. Zum Suchbegriff „Jörg Kachelmann Vergewaltigung“ liefert Google aktuell 21 100 Treffer.  

Auch wenn der Gründer der Meteomedia – deren Verantwortliche es für „undenkbar“ halten, dass die Vorwürfe stimmen –  die Anschuldigungen zurückweist und selbst wenn sich herausstellen sollte, dass an diesem Knochen kein Fleisch ist: Sein Image als Wetterfach- und Strahlemann ist ruiniert. Es wäre sehr erstaunlich, wenn Kachelmann am Fernsehen noch einmal über „Blumenkohlwolken“ und „schlurfende Winde“ referieren würde.

Ein Beispiel dafür, wie TV-Gewaltige mit juristisch auffällig gewordenem Personal umspringen, lieferte Pro7 mit  Andreas Türck. Der Talkmaster wurde von einer psychisch labilen Frau bezichtigt, sie missbraucht zu haben. Noch bevor der Prozess begann, liess der Privatsender sein langjähriges Aushängeschild fallen. Trotz eines erstklassigen Freispruchs dachte bei Pro7 später niemand auch nur im Traum daran, Türck wieder zu beschäftigen.  

Das Merkwürdigste und Stossendste an der „Affäre Kachelmann“ ist jedoch: Während er gestützt auf die Aussage von einer einzigen Person in seiner Zelle schmort, dürfen Dutzende und Aberdutzende von höchst ehrbaren Männern unbehelligt ihre Triebe ausleben ihrer Arbeit nachgehen oder ihren Ruhestand geniessen, obwohl sie sich zum Teil mit Wissen ihrer Vorgesetzten mehr als nur „angeblich“ über Jahre und Jahrzehnte hinweg aufs Übelste an minderjährigen Schutzbefohlenen vergangen haben.

Nachträge: Nebst vielen anderen Bloggern beschäftigt sich auch Stefan Niggemeier mit dem Thema: „Ich bin nicht der Meinung, dass die Medien über den Fall Kachelmann hätten berichten sollen geschweige denn müssen, denn der tatsächliche und potentielle Schaden für den möglicherweise Unschuldigen ist riesig“, schreibt der deutsche Medienjournalist. Auch Michelis Pantelouris, der Betreiber von „Print würgt“, ist nicht der Meinung, Kachelmanns Verhaftung sei grundsätzlich von öffentlichem Interesse: „Was auch immer in der Beziehung von Jörg K. schiefgelaufen ist, natürlich hat niemand von uns “ein Recht darauf”, es zu erfahren. Im Gegenteil: Jörg K. und seine Freundin haben zunächst einmal ein Recht darauf, dass es ihre Sache bleibt.“

Nachtrag zu den Nachträgen: Jörg Kachelmann ist frei. Und bleibt es vermutlich auch.

2 Kommentare

  1. Es geht darum, dass jemand aufgrund einer einzigen Anzeige in U-Haft gesteckt und bei dieser Gelegenheit gleich noch medial exekutiert wird, während unzählige andere, denen mindestens ebenso schwere Straftaten vorgeworfen werden, im Schutz der Kirche weiterhin frei herumlaufen.

  2. Und WAS GENAU hat das eine mit dem anderen zu tun? Muss Kachelmann laufengelassen werden, weil es Menschen gibt, die vielleicht Schlimmeres getan haben und die frei sind?

    Kachelmann sitzt in Untersuchungshaft, weil er unter dem Verdacht steht, eine Frau vergewaltigt zu haben. Darin – und in der Berichterstattung darüber – sehe ich nichts Unnormales.

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