Keep cool

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Aha: Es schneit wieder einmal. Oder immer noch. Irgendwie schneits in diesem Jahr, von wenigen verregneten Ausnahmen abgesehen, ununterbrochen.

Wir schreiben heute den 25. März 2013. Vor knapp vier Wochen hat der Frühling, zumindest meteorologisch, begonnen. Seit fünf Tagen läuft er auch astronomisch. Knosp- und spriessmässig und überhaupt könnte es also losgehen.

Zweifel daran, dass es tatsächlich losgehen würde, zerstreuten Wetter-Experten „Experten“ auf allen Kanälen:

Auf die Frage „Wie wird der Frühling 2013?“ antwortet das dem Eidgenössischen Departement des Inneren angegliederte Bundesamt für Meteologie und Klimatologie auf seiner Homepage: „Ein warmer Frühling erscheint geringfügig wahrscheinlicher als ein normaler oder kühler Frühling.“

Im „Blick“ warnte ein Allergiefachmann vor einer „Pollenexplosion“.

Professionelle Wetterfrösche versprachen einen „sonnigen Start“ in den Lenz.

Und dann: Winter, wohin das tränenumflorte Aug‘ blickt.

Henu. Was solls. Dann hat er halt chli Verspätung, der Lenz.

Ich rege mich deswegen nicht auf. Oh, nein.

ICH! REGE! MICH! DESWEGEN! GANZ! BESTIMMT! NICHT! AUF!

Stattdessen suche ich, wie meist in düst’ren Stunden, wenn hinterrücks die Verzweiflung sich meiner bemächtigt und mein heit’res Gemüt verdunkelt wie schwarze Vorhänge eine sonnenlichtdurchflutete Stube, Trost und Hoffnung in der Landwirtschaft.

Aber oha:

„Hüpfen Eichhörnlein und Finken, siehst Du schon den Frühling winken“, „Grasmücken, die fleissig singen, wollen uns das Frühjahr bringen“, „Hasen, die springen, Lerchen, die singen, werden sicher den Frühling bringen“: Die Bauern und ihre Regeln sind auch nicht mehr, was sie mal waren.

Von den Dichtern ganz zu schweigen:

„Der Frühling kommt heran,
Der holde Blumenmann,
Es geht schon Feld und Anger
Mit seiner Schönheit schwanger.“

(Angelus Silesius, 1624-1677)

„Grosser Gott, in dieser Pracht
Seh‘ ich Deine Wunder-Macht
Aus vergnüg’ter Seelen an.
Es gereiche dir zu Ehren,
Dass ich sehen, dass ich hören,
Fühlen, schmecken, riechen kann!“

(Barthold Heinrich Brockes, 1680-1747)

Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!

(Friedrich von Schiller, 1759-1805).

„Mit Schönheit schwanger“…“vergnügte Seelen“…“Wonne der Natur“: Da lachen ja die Hühner, sofern sie nicht längst steifgefroren in ihren tiefgekühlten Häuschen liegen.

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