Tierisch gute Nachbarn

Auf dem Dach des Hauses neben meiner Wohnung sitzt fast jeden Morgen ein Vogel. Ich weiss nicht, ob er mit seiner Familie da wohnt und auf dem Weg zum nächsten Nest-Baumarkt jeweils einen kleinen Zwischenhalt vor meinem Fenster einlegt, oder ob er Single ist und entsprechend viel Zeit hat, um sich darum zu kümmern, was in seiner Umgebung so läuft.

Meist ist er schon da, wenn ich die Schlafzimmertreppe hinuntersteige. Dann schaut er mir zu, wie ich die Kaffeemaschine anwerfe und den Compi starte und meine Mails checke. Wenn ich aus dem Bad zurückkomme, ist er verschwunden. Möglicherweise ruft ihn seine Frau jeweils auf dem Vogelhandy an, wenn er zu lange wegbleibt, und schimpft, wo zum Teufel er bleibe; es würden noch Ästchen für die Aussenverschalung fehlen. Oder Würmer zum Zmorge.

Hin und wieder kommt er am Nachmittag noch einmal vorbei, vielleicht, um nachzusehen, ob immer noch alles in Ordnung ist bei dem Menschen da drüben; vielleicht hofft er auch, dass ich ihm in der Zwischenzeit Futter aufs Fensterbrett gelegt habe (worauf er aber warten kann, bis er alt und grau ist. Es. Gibt. Nichts.).

Überhaupt: Es fehlt erfreulicherweise nicht an Tieren in meiner Nachbarschaft. Die Leute, denen das Haus gehört, auf dem mein Vogel oft sitzt, besitzen eine riesengrosse, langhaarige und ziemlich fette Katze. Gegenüber, bei Kunstschreiners, lebt ein etwas kleineres Büsi, das allerdings nur selten daheim ist. Es streunt lieber im Quartier herum und ist, was die Schlafgelegenheiten betrifft, nicht besonders wählerisch. Als es einmal stundenlang regnete und windete, übernachtete es bei uns im Treppenhaus, was aber kein Mensch wissen darf. Dazu kommen unzählige Maulwürfe, ein Hund und x Schmetterlinge, die jetzt, wos offenbar doch noch Frühling wird, ihre ersten Flugstunden geniessen; die fette Katze versucht manchmal, einen von ihnen zu fangen. Sie hat keine Chance. Und probierts doch immer wieder.

Ich bin am Überlegen, ob ich mir zwei oder drei Schildkröten anschaffen soll. Wenns kalt ist, können sie bei mir in der Wohnung schlafen; wenns warm ist, lasse ich sie im Garten herumkriechen. Mal schauen, was die Vermieter dazu sagen.

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