News von den Oldies

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Falls jemals Ausserirdische wissen möchten, was so los ist in der Schweiz und sonst auf der Welt; worüber die Wesen auf diesem Planten reden; was sie beschäftigt; was sie aufregt oder lachen lässt – dann benötigen sie dafür keine Zeitung und keinen Fernseher und kein Radio und kein Internet.

Es genügt, wenn sie sich in einem Bahnwagen voller Senioren verstecken und die Ohren spitzen.

Ich hatte heute Morgen das grosse Vergnügen, mit einer zweidutzendköpfigen Ü70-Wandergruppe von Burgdorf nach Bern zu reisen. Der Zug hatte Lyssach noch nicht passiert, als ich schon wusste, dass man das, was „diese Scholie“ mit ihren Brüsten gemacht hat, schon noch verstehen könne, irgendwie.

Andrerseits: „Wenn d Zyt chonnt, de chonnt si. Me cha em Chräbs ned devolaufe, ond öberhoupt vor gar nüütem“, sagte eine Frau, und erntete für dieses Votum betreten-zustimmendes Nicken.

Weitere Themen in anderen Viererabteilen waren: Das „Eidgenössische“ in Burgdorf („Muesch luege: De Sämpach!“), die „Tanz dich frei“-Demo in Bern („Sesch doch guet, wenn di Jonge öppis mache.“), das Wetter („Ned zum gloube!“), eine bevorstehende Taufe plus, kaum waren wir in der Nähe der Haltestelle Wankdorf angelangt, die Ausschreitungen von Basel- und GC-„Fans“ am Cupfinal („Eifach iischpeere, de Scheffe vo dene Chaote aalüüte und de Eltere säge, si söue eri Goofe ofem Poschte abhole.“).

So ging das, fast eine halbe Stunde lang. Obwohl die Geschichten so unterschiedlich waren wie die Ansichten dazu, gab es unter den Oldies nicht ein einziges Mal Streit. Man hörte einander zu, liess einander ausreden und schwieg, wenn man merkte, das man zu diesem oder jenem Punkt nichts zu sagen hat.

Und: Niemand steckte sich Kopfhörer in die Ohren, niemand brüllte ins Handy, und kein Mensch schien sich daran zu stören, dass mitten in dem – wie sich erst beim Aussteigen zeigte – für diese Gruppe reservierten Wagen seit der Abfahrt in Burgdorf jemand sass, der gar nicht dazugehörte.

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