„Offenbar geht es um Ihr Postfach“

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In meiner Postfachsache gibt es eine neue Entwicklung. Aber bevor ich die jüngsten Ereignisse zu Augen der Nachwelt dokumentiere, muss ich kurz reck rekapp rekapitt reckapp zusammenfassen, was bisher passiert ist:

– 18. März: An einem Schalter der Hauptpost in Burgdorf beantrage ich für mein Geschäft ein Postfach. Das Ausfüllen des Formulars ist mit etwelchen Komplikationen vorbunden, obwohl mir eine Postmitarbeiterin dabei hilft. Oder besser gesagt: weil mir eine Postmitarbeiterin dabei hilft. Knackpunkt ist die Frage, wieviele frankierte Briefe ich pro Tag erhalten werde. Das kann ich nicht sagen, weil ich das Büro erst Anfang Mai eröffne. Aufs Geratewohl hin gebe ich an, dass es sich um rund 15 Couverts handeln dürfte.

– Ein paar Tage später: Ein Kollege der Schalterfrau lässt sich von mir telefonisch bestätigen, was ich bereits auf dem Formular angegeben hatte.

– 25. März: Die Post teilt mir schriftlich mit, dass sie mir kein kostenloses Postfach zur Verfügung stellen könne oder wolle: “Die Sendungsmenge ist zu gering für ein eigenes Postfach. Die Mindestmenge für ein kostenloses Postfach beträgt durchschnittlich 25 adressierte Briefe pro Woche oder fünf Briefe pro Tag“, heisst es in dem Brief ungeachtet der Tatsache, dass ich in meinem Antrag von 15 Briefen pro Tag ausgegangen war. Als Alternative wird mir ein „Postfach Extra“ angeboten. Das würde jährlich 240 Franken kosten.

Ich lehne dankend ab und bitte um Vorschläge, die es mir ermöglichen, gratis Geschäftspost zu empfangen. Die Post empfiehlt mir daraufhin, für 30 bis 42 Franken pro Jahr eine “Unteradresse” einrichten zu lassen oder nochmals ein kostenloses Postfach zu beantragen. Ich fülle online ein weiteres Formular aus. Als ich es abschicken will, ploppt auf dem Bildschirm ein Fenster auf: “Dieser Dienst erfordert eine zusätzliche Verifikation der Adressdaten durch die Zustellung eines Briefaktivierungscodes. Bis zum Erhalt des Verifikationsbriefes können 2-3 Arbeitstage vergehen.”

Code

– Ein paar Tage später: Der Briefaktivierungscode trifft ein; per Post, in meinem privaten Briefkasten. Ich schicke das Onlineformular ab.

– 8. April: Die Post genehmigt mein Gesuch im zweiten Anlauf und überrascht mich gleichzeitig mit der Nachricht, dass in dem Fach nicht nur meine Geschäftskorrespondenz landen werde; darin würden auch sämtliche „Sendungen für andere Mitglieder Ihres Haushaltes“ deponiert, eröffnet mir der Gelbe Riese. Ich schreibe ihm zurück, dass das nicht das sei, was ich gewollt habe. Die private Post für meine Frau und mich soll weiterhin in unseren Briefkasten gelegt werden. Das Fach benötige ich nur geschäftlich.

– 9. bis 30. April: Die Post gibt die Briefe, die an mein Geschäft adressiert sind, in der Buchhandlung  im Parterre jenes Hauses ab, in dem ich mein Büro eröffnen werde. Darüber informiert werde ich nicht von der Post, sondern von der Buchhändlerin.

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– 4. Mai: Seit Kurzem erhalte ich keine Post mehr, weder zuhause noch in der Buchhandlung. Mir schwant Unschönes. Ich spreche erneut am Schalter vor. Mit einer der diensthabenden Damen entspinnt sich folgendes…äh…Gespräch:

„Guten Tag“.

„Ja.“

„Mitte März habe ich mit einer Kollegin von Ihnen ein Postfachformular  ausgefüllt. Ich brauche das Fach für mein Geschäft. Das Geschäft heisst Hofstetter Kommunikation. Die Adresse ist Hohengasse 4.“

„Ja.“

„Mit dem Postfach wurde es dann aber ein bisschen kompliziert. Es ist glaub sinnlos, wenn ich Ihnen jetzt alles von Adam und Eva an erkläre.“

„Ja.“

„Jedenfalls liegt in dem Postfach jetzt vermutlich auch meine Privatpost…“

„…ja…“

„…aber das wäre falsch.“

„Ja.“

„Ich brauche das Fach nämlich nur fürs Büro. Für die privaten Sachen haben meine Frau und ich einen Briefkasten vor dem Haus, in dem wir wohnen. Den wollen wir behalten.“

„Ja.“

„Das habe ich der Post schon vor ein paar Wochen mitgeteilt. Es war ein ziemliches Hin und Her und es gibt alles schriftlich, aber ich habe jetzt nicht sämtliche Mails und Briefe bei mir.“

„Ja.“

(Ich übergebe der Frau den letzten Brief, den ich von der Post erhalten habe. Die Frau geht mit ihm nach hinten. Nach einer längeren Weile kommt sie, mit einem Couvert in der Hand, wieder nach vorne. Sie öffnet den Umschlag. Darin steckt eine Karte. Auf dieser kleben vier Schlüssel.)

„Das sind vermutlich die Schlüssel zu meinem Postfach. Aber eben: Ich will das nicht.“

„Sie wollen das Postfach nicht.“

„Doch, aber nur für meine Geschäftspost. Die private Post muss weiterhin an unsere Privatadresse gebracht werden. Ich weiss nicht, wie…“

„…ja.“

„Nein. Ich kann dieses Postfach nicht brauchen. Ämu nicht so. In dieses Fach gehört nur die Post fürs Geschäft. Die anderem Briefe…“

„…Moment.“

(Die Frau geht nach hinten. Nach einer längeren Weile kommt sie wieder nach vorne.)

„Der Mann, der dafür zuständig ist, arbeitet nicht mehr bei uns.“

„Das ist jetzt natürlich blöd.“

„Ja.“ 

„…“

„Aber morgen Morgen ruft Sie jemand an.“

„Gut.“

„Ja.“

„Könnte es sein, dass in dem Fach schon Post für mich liegt?“

„Ja. Ich gehe mal schauen, wenn Sie wollen.“

„Gerne.“

(Die Frau geht nach hinten. Nach einer längeren Weile kommt sie mit einem Stapel Briefe und Heftli wieder nach vorne.)

„So.“

„Danke. Und ich kann davon ausgehen, dass mich morgen Morgen jemand anruft?“

„Ja.“

„Ich habe mein Geschäft drum inzwischen eröffnet und wäre froh, wenn…“

…“ja.“

„Sehen Sie: Ich weiss, dass Sie nichts dafür können. Es ist nur so, dass mich dieses Gstürm langsam chli nervt.“

„Ja. Klar. Morgen Morgen ruft Sie jemand an.“

„Tiptopp. Einen schönen Abend noch.“

„Danke.“

Heute Morgen Nachmittag: Ein Mitarbeiter der Hauptpost Burgdorf ruft an.

„Ja, grüessech. Offenbar waren Sie gestern bei uns am Schalter. Offenbar geht es um Ihr Postfach.“

„Genau. So ist es.“

„Und um was genau geht es?“

„Ou, Sie. Das ist inzwischen eine sehr lange Geschichte.“

„Ja?“

„Ja. Kurz gesagt: Mitte März habe ich mich bei Ihnen um ein Postfach für meine Geschäftspost beworben. Inzwischen hat sich gezeigt, dass das offenbar nicht geht.“

„…“

„Ich wäre froh, wenn Sie das Postfach einfach aufheben würden. Die Geschäftspost können Sie in meinen Briefkasten an meiner Privatadresse legen.“

„Dann heben wir also das Postfach auf.“

„Das wäre schön.“

„Können wir machen.“

„Danke.“

„Dann schauen wir mal, wie das geht.“

„Gut. Danke. Einen schönen Tag noch.“

„Ihnen auch.“

 

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