Stadtbilder (37)

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Wolle am Laufmeter: Hunderte von Schafen und Widdern warten an diesem kühlen Herbstmorgen bei der Burgdorfer Markthalle auf Käufer. Um sich die Zeit zu vertreiben, blöken sie im Chor vor sich hin. Was die Menschen längst abgeschafft haben (sollten), ist für sie das Nomalste der Welt: die Rassentrennung.

Drunter und drüber

Aha: Wenn wir daheim sind und Hera und Zeus, unsere Schildkrötenbabys, beobachten, können wir in der Regel lange warten, bis in ihrem Plastichäuschen etwas passiert. Meist liegen die beiden Griechen an der künstlichen Sonne, dösen, halb im Sand vergraben, vor sich hin oder verstecken sich leise blätterkauend im Busch.

Aber wenn unsere Untermieter sich alleine zuhause wähnen, läufts rund: Dann watscheln sie kreuz und quer durchs Gehege, tappsen sie durch ihr Bädli und veranstalten sie Kletterübungen, bis eines auf dem Rücken liegt…und dann vermutlich doch froh ist, nicht stundenlang sturmfreie Bude zu haben.

Die Kabotze beisst sich in den eigenen Schwanz

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Heute Morgen, am SBB-Schalter in Burgdorf:

Ich: Grüezi. Ich habe ein Streckenabo Burgdorf-Olten. Das brauche ich nicht mehr.

Schalterfrau: Aha. Sie…

Ich: ..ich fahre nicht mehr nach Olten. Nie mehr, oder jedenfalls nicht regelmässig. Drum wollte ich fragen, ob ich es zurückgeben kann. Ich meine: Ob ich dafür etwas zurückbekomme.

Schalterfrau: Geht mit dem Abo zu einem Schaltermann nebenan.

Schaltermann: Das können wir nicht zurücknehmen. Dafür gibt es keine Rückerstattung.

Ich: Wieso nicht?

Schaltermann: Das ist ein Ersatzabo. Das Original haben Sie offenbar verloren.

Ich: Ja, das ist so.

Schaltermann: Eben. Und für Ersatzabos gibt es keine Rückerstattung.

Ich: Wieso nicht?

Schaltermann: Weil das Original nicht da ist. Das ist ein Ersatzabo.

Ich: Ich weiss. Aber das Original habe ich nicht mehr.

Schaltermann: Auf das Ersatzabo gibt es keine Rückerstattung.

Ich: Ja. Aber warum nicht?

Schaltermann: Wir können Ihnen nur etwas zurückerstatten, wenn Sie das Originalabo vorbeibringen.

Ich: Das habe ich ja nicht mehr. Ich habe es verloren. Drum habe ich das Ersatzabo.

Schaltermann: Aber die Kosten dafür können wir nur zurückerstatten,…

Ich: …ja, wenn ich das Originalabo bringe. Nur habe ich das nicht mehr.

Schaltermann: Wenn Sie es finden, können Sie es vorbeibringen. Dann können wir die Kosten zurückerstatten..

Ich: Wenn ich es gefunden hätte, hätte ich ja kein Ersatzabo gebraucht.

Schaltermann: …

Ich: E schöne Tag.

Wer solche Freunde hat, braucht keine Special Edition

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Was hat das neue Album von Pink Floyd (ja: von Pink Floyd!) mit dem Ebola-Virus zu tun und inwiefern beeinflusst die Börse in Südostasien das Wetter an Weihnachten?

Niemand kann das sagen, auch ich nicht, aber anzufangen, darüber nachzudenken, erscheint mir wenig sinnvoll: Wer weiss schon, was dabei herauskommt. Und, vor allem, was nicht.

Obwohl…

…nein.

Trotzdem: Immer, wenn ich einkaufen oder in eine der vielen Burgdorfer Underground-Discos abhotten gehe, höre ich: „Schreib doch mal wieder etwas über den Gang der Dinge! Es hängt schliesslich immer alles zusammen!!“ oder „Ich vermisse Das Grosse Ganze“ oder „Mir fehlen die Linien. Gazastreifen, Ukraine, Einheitskrankenkassenabstimmung: Da müsste doch jemand geistig ein paar Leitplanken setzen, oder zumindest den einen und anderen Gedankenwegweiser hinstellen, damit man weiss, wie das läuft auf der Welt. Damit man mitreden kann. Wer, wenn nicht…“.

Nun denn.

Zum Thema „Gazastreifen“ ist Folgendes zu sagen:

Keine Hoffnung auf Frieden

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Von unserem Nahost-Korrespondenten Johannes Hofstetter

Immer wieder blüht es im Nahen Osten auf, das zarte Pflänzchen namens „Frieden“. Doch eine Chance darauf, zu wachsen, hat es nicht. Zu verhärtet sind die Fronten zwischen Israel und seinen Nachbarn, den Palästinensern. Auch angesichts der Tausenden von Toten und Verletzten, die dieser Konflikt schon gefordert hat, stehen sich die beiden Seiten so unversöhnlich gegenüber wie eh und je. Gefragt ist jetzt die starke Hand der UNO. Nur sie kann die verfeindeten Parteien wieder an einen Tisch bringen und zumindest versuchen, deeskalierende Gespräche in die Wege zu leiten. Verzichtet die Internationale Staatengemeinschaft darauf oder schlagen die Kontrahenten dieses Angebot aus, wäre eine grosse Chance vertan. Alles Weitere wird die Zukunft weisen.

Zum Thema „Ukraine“ nur soviel:

Die Zukunft wirds zeigen

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Von unserem Russland-Korrespondenten Johannes Hofstetter

Immer wieder blüht es hinter dem Ural auf, das zarte Pflänzchen namens „Frieden“. Doch eine Chance darauf, zu wachsen, hat es nicht. Zu verhärtet sind die Fronten zwischen Russland und seinen Nachbarn, den Ukrainern. Auch angesichts der Tausenden von Toten und Verletzten, die dieser Konflikt schon gefordert hat, stehen sich die beiden Seiten so unversöhnlich gegenüber wie eh und je. Gefragt ist jetzt die starke Hand der UNO. Nur sie kann die verfeindeten Parteien wieder an einen Tisch bringen und zumindest versuchen, deeskalierende Gespräche in die Wege zu leiten. Verzichtet die Internationale Staatengemeinschaft darauf oder schlagen die Kontrahenten dieses Angebot an, wäre eine grosse Chance vertan. Alles Weitere wird die Zukunft weisen.

Was die Einheitskrankenkassenabstimmung betrifft, bin ich nicht so a Schuur. Ich empfehle ein Ja, weil Nein so destruktiv wirkt, und so unstaatstragend („staatstragend“: Dieses Wort wollte ich schon immer mal in diesem Blog unterbringen).

„Nein!“ – Das schoss mir auch durch den Kopf, als ich vorgestern Abend feststellen musste, dass sich mein iPad nicht mehr synchronisieren liess. Nachdem ich alle möglichen einschlägigen Foren abgeklappert hatte, ohne auch nur ein Kilobyte weitergekommen zu ein, schrie ich auf Facebook um Hilfe:

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Irgendeine(r) von meinen 281 Freunden und Freundinnen wird wohl wissen, was zu tun ist, wenn unversehens ein Hightech-Armaggeddon über einem losbricht, dachte ich mir – und siehe da: Meine Hoffnungen wurden nicht entäuscht, jedenfalls nicht durchgehend, aber in einem Fall schon; ganz massiv, sogar. Darauf mag ich jetzt aber nicht eingehen.

Als Erster meldete sich ein Politiker mit einem Nacktselfie-Scherz, den ich unter anderen Umständen und mit etwas gutem Willen vielleicht als halbwegs witzig hätte taxieren können, den aber in meiner Notlage als nichts anderes als, um es sehr zurückhaltend zu formulieren, total daneben!!! empfand. Nur zum Sagen: Nie fühlte ich mich gedemütigter, erniedrigter und verletzter und alles.

Aber kurz, bevor ich den Glauben an das Gute im Menschen definitiv zu verlieren drohte, trudelte auf meiner Facebookseite nadisna auch Hilfreiches ein. In dem Moment, in dem ich das schreibe, wird das iPad im Hintergrund lautlos neu…äh…formma sinch geupp

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gemacht, und wenn es so weiterläuft, ist das Gerät bis am Mittag wieder wie frisch aus dem Laden, mitsamt allen Nacktselfies drauf, die zum Teil schon vor 25, 30 oder 35 Jahren geschossen wurden, was natürlich nicht stimmt, mir aber die Gelegenheit bietet, mit einer Superduperüberleitung elegant zum nächsten Thema zu wechseln: Dem Unsinn, Platten, die vor 25, 30 oder 35 Jahren erschienen sind, als Jubiläums“geschenk“ verpackt als „Remastered Edition“, „Special Edition“ oder „Deluxe Special Edition“ neu aufzulegen.

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Fleetwood Mac („Rumours“), Cheap Trick („Dream Police“), Prince („Purple Rain“), Bob Marley („Kaya“), Eric Clapton („Slowhand“) und und und: Keine Band und keine Plattenfirma, die etwas auf sich hält (oder wenigstens noch schemenhaft existiert), verzichtet darauf, die Perlen von einst, frisch poliert, noch einmal auf den Markt zu werfen, wobei der Ausdruck „Frisch poliert“ alles andere als immer zutrifft.

Der Unterschied zwischen den CDs von gestern und deren aufgemotzten Kopien von heute besteht in der Regel darin, dass damals nur auf die Scheibe kam, was die Musiker und deren Manager als tiptopp befunden hatten, während mit den Neuauflagen hemmungslos all das unausgegorene und halbfertige Zeugs öffentlich entsorgt wird, das seinerzeit aus guten Gründen im Giftschrank des Studios gelandet war, und dann erst noch zu Preisen, die mindestens so augenwassersprudelnlassend sind wie Sprüche über Nacktselfies an die Adresse von Mitmenschen, die wegen ihres nicht funktionierenden iPads fast die Schraube machen vor Kummer.

Wenn das so weitergeht, fange ich jetzt dann auch damit an, längst vergilbte Blogbeiträge zu recyclen und als Mehrwert am Ende ein „Adkfjhieruthi lddfiewqp dfs sf!“ oder ein „plklwerwjzu .wqwe tu?“ oder so anzuhängen. Mal sehen, obs jemand merkt.

Empfehlenswerte Links: Der „Chefkoch“ kennt leckere Herbstmenüs. Eric Pfeil tippt für den von mir über wegen seiner Hitlisten überaus geschätzten „Rolling Stone“ jeden Monat ein fantastisches Pop-Tagebuch. Die „Baumhausfee“ hat in der Burgdorfer Oberstadt nicht nur vor Kurzem ein Lädeli eröffnet, sondern schreibt auch sehr kurzweilig-informative Texte. Wer sich über Stilblüten in Zeitungen halb tot lachen kann, ist hier richtig. Die kulturfabrikbigla eröffnet am Freitag ihre sechste Spielzeit, und wer wissen will, wie „Gala“, die „Neue Revue“ und all die anderen People-Magazine Schundheftli funktionieren, wirft am besten einen Blick in den „Topf voll Gold“.

Was gibts sonst noch Neues auf diesem unserem Planeten, den wir nur geliehen erhalten haben, mit dem wir aber umgehen, als ob und so weiter und so fort?

Ach ja: Das mit mir entfernt bekannte Ehepaar H.-S. aus B. macht seit gestern Ferien auf Gran Canaria und dokumentiert dieselben schon fleissig im Netz:

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Ich mags ihm gönnen, wirklich, und bin kein bisschen neidisch.

Höchst airfreulich

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Im sehr gut besetzten Feierabendzug ab Olten liess ich gestern mein iPad air liegen. Eine Stunde später rief mich eine mir unbekannte Frau an: Sie sei Zugbegleiterin und habe zwischen Olten und Langenthal – wo ich ausgestiegen war – „ein E-Book oder etwas Ähnliches“ gefunden; ob das wohl mir gehöre. Ich sagte, ja, wenn es in einer schwarzen Mappe mit einem silbrigen Aufdruck stecke, sei das tatsächlich mein iPad. Daraufhin sagte die Frau, sie sei jetzt gerade im Hauptbahnhof in Bern. Sie gebe das Gerät gleich am Schalter ab; dort könne ich es heute noch abholen gehen.

In der Schalterhalle in Bern standen Dutzende von Menschen herum, die, mit einem Nümmerli in der Hand, ungeduldig darauf warteten, bedient zu werden. Ich fragte einen jungen Mann in SBB-Uniform, der zufällig in der Nähe war, ob er kurz Zeit habe, und erzählte ihm meine Kurzgeschichte. Der Mann versprach, sich der Sache anzunehmen, und verschwand.

Zehn Minuten später war er wieder bei mir, mit dem iPad in der Hand. Umständelos händigte er es mir aus. Er wollte nicht einmal einen Ausweis oder so sehen, um zu prüfen, ob ich auch wirklich der rechtmässige Besitzer des Tabletts sei.

Falls die Zugbegleiterin und der flotte junge Schalterhallenherr das hier zufällig lesen sollten: Vielen, vielen Dank nochmals!