Höchst airfreulich

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Im sehr gut besetzten Feierabendzug ab Olten liess ich gestern mein iPad air liegen. Eine Stunde später rief mich eine mir unbekannte Frau an: Sie sei Zugbegleiterin und habe zwischen Olten und Langenthal – wo ich ausgestiegen war – „ein E-Book oder etwas Ähnliches“ gefunden; ob das wohl mir gehöre. Ich sagte, ja, wenn es in einer schwarzen Mappe mit einem silbrigen Aufdruck stecke, sei das tatsächlich mein iPad. Daraufhin sagte die Frau, sie sei jetzt gerade im Hauptbahnhof in Bern. Sie gebe das Gerät gleich am Schalter ab; dort könne ich es heute noch abholen gehen.

In der Schalterhalle in Bern standen Dutzende von Menschen herum, die, mit einem Nümmerli in der Hand, ungeduldig darauf warteten, bedient zu werden. Ich fragte einen jungen Mann in SBB-Uniform, der zufällig in der Nähe war, ob er kurz Zeit habe, und erzählte ihm meine Kurzgeschichte. Der Mann versprach, sich der Sache anzunehmen, und verschwand.

Zehn Minuten später war er wieder bei mir, mit dem iPad in der Hand. Umständelos händigte er es mir aus. Er wollte nicht einmal einen Ausweis oder so sehen, um zu prüfen, ob ich auch wirklich der rechtmässige Besitzer des Tabletts sei.

Falls die Zugbegleiterin und der flotte junge Schalterhallenherr das hier zufällig lesen sollten: Vielen, vielen Dank nochmals!

Die Griechen sind da!

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Zeus heisst der eine, Hera die andere, und beide wohnen seit heute Morgen bei uns. Die Griechischen Landschildkröten sind zwei Monate alt und so gross wie ausgewachsene Fünfliber. Ob es sich bei ihnen um Männchen oder Weibchen handelt, wird sich erst zeigen, wenn sie geschlechtsreif sind. Das kann noch ein langes Weilchen dauern.

Doch „Zeit“ ist für diese Tiere vermutlich ein relativ relativer Begriff. Falls alles rund läuft, werden Zeus und Hera über 100 Jahre alt. Es ist also davon auszugehen, dass unsere Untermieter uns um die eine oder andere Dekade überleben werden (dieser Gedanke ist, zugegeben, nochli irritierend).

Damit es den Neuzuzügern im Alten Markt von Anfang an wohl ist, haben wir ihnen eine grosse Plastickiste eingerichtet mit allem, was die anspruchsvolle Schildkröte von heute so braucht. Als die Reptilien hier einzogen, fanden sie in ihren neuem Daheim viel Herd aus dem häuslichen Kompost, Sand und Steine vom Emme-Ufer, eine grosse Pflanze zum sich darunter Verstecken (und Fressen), ein Trink- und Badeschäli plus eine Wärmelampe vor.

Nun sind Zeus und Hera dabei, sich einzuleben. Wenn man sie so dabei beobachet, ahnt man bald: Ihnen scheint es in diesem Quartier genauso vögeli-, bzw. schildkrötenwohl zu sein wie uns auch. Von Stress oder Hektik ist ihnen jedenfalls nichts anzumerken.

Im Moment, in dem ich das schreibe, ist es in der Wohnung ganz still. Das einzige, was ich zwischendurch höre, ist das Geräusch, das entsteht, wenn ein winziges Wesen mit seiner minimunzigen Kauleiste einen Quadratmillimeter Grünzeug abrupft.

Im Frühling zügelt das Duo nach draussen, in sein Freilaufgehege im Garten. Den Winter verschläft es in unserem Kühlschrank.

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Dank zum Voraus

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Hopperla: Für die Schweizer Illustrierte zählt Verena Zürcher, die Gründerin und Chefin des Langnauer „Landverlags“ und Erfinderin und Herausgeberin der „Lebenslust Emmental“, zu den 100 wichtigsten Bernerinnen.

Falls ich mal weltberühmt werden sollte, werde ich bei jeder Autogrammstunde, an jeder Lesung und bei jeder Preisverleihung zuallererst sagen: „Ohne sie hätte ich das nie geschafft. Sie hat meine drei Mordsgeschichten aus dem Emmental sozusagen fast unbesehen gedruckt. Diese Frau, Ladies and Gentlemen, weiss also nicht nur, was gut ist. Sie ist auch bereit, gewisse Risiken zu tragen und hoffnungsfrohen Jungautoren eine Chance zu geben. Die Chance nämlich, einfach draufloszuschreiben, ohne zu wissen, was undsoweiterundsofort, und deshalb, meine sehr geehrten Fans/Leserinnen und Leser/Jurymitglieder, stehe ich jetzt hier, vor Ihnen, für diese Autogrammstunde/Lesung/Preisverleihung, statt immer noch unter verrosteten Autos liegen und Abgaswartungen machen zu müssen.“

Neue Persbbektive

Ich stand auf dem Perron 4 im Bahnhof von Olten und wartete auf den Zug nach Aarau, und da fuhr er auch schon ein, der Zug, und nachdem er zum Stillstand gekommen war, ging vorne, bei der Lokomotive, die Türe auf und herunter kletterte ein Mann, den ich vor einem Vierteljahrhundert zum letzten Mal gesehen hatte, und weils noch ein paar Minuten dauerte bis zur Abfahrt, plauderten wir ein bisschen miteinander, der Mann und ich, und während wir so über die guten, alten Zeiten redeten, bummelten wir nach vorne, ans andere Ende des Zuges, und als wir dort angekommen waren, fragte mich der Mann, ob ich auch nach Aarau wolle, worauf ich ja sagte, worauf der Mann kurz überlegte und dann meinte, dann soll ich doch einfach bei ihm einsteigen, im Führerstand; das sei zwar nicht unbedingt erlaubt, aber was solls, und so hatte ich aus stark bewölktem Himmel die einmalige Gelegenheit, in einer Loki zu fahren, und ich muss sagen: Das war eine sehr, sehr eindrückliche Sache!