…und niemand hat die Sultans vermisst

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Genauso, wie in der Natur der Tag auf die Nacht folgt, geht an Konzerten von Mark Knopfler „Romeo and Juliet“ in „Sultans of Swing“ über. Das war schon immer so, und das hätte nach Ansicht von Knopflers Fans auch für immer so bleiben können.

Als der Sänger und Gitarrist am Dienstagabend in der Londoner Royal Albert Hall „Romeo and Juliet“ ausklingen und sich seine rote Fender-Gitarre umhängen lässt, geht das Auditorium folglich fest davon aus, dass es jetzt gleich losgehen würde mit „You get a shiver in the dark It’s raining in the park but meantime“ und, später, einem der berühmtesten Gitarrensolos aller Zeiten:

Aber oha: Die Sultans swingen weder nach „Romeo and Juliet“ noch irgendwann später. Der Hit, der wesentlich mit dazu beigetragen hatte, dass Knopflers damalige Band, die Dire Straits, zu einer der grössten Bands der 80er Jahre avancierten, erklingt nicht.

Und etwas vom Erstaunlichsten an diesem an Erstaunlichem gewiss nicht armen Abend in der heiligen Halle der klassischen und zeitgenössischen Musik ist: Niemand scheint die Sultans zu vermissen; am allerwenigsten fehlen sie vermutlich ihrem Schöpfer selber.

Stattdessen bieten Knopfler und seine perfekt harmonierende Band eine umfassende Übersicht auf ihr neues Doppelalbum „Privateering“. Dazu gibts mit „What it is“, „Hill Farmer’s Blues“, „Seattle“ oder „Brothers in arms“ Perlen aus früheren Werken des 64jährigen Schotten, der offensichtlich nicht im Traum daran denkt, dieses Konzert als Egotrip zu gestalten.

Denn mittendrin, als die Dinge längst zünftig ins Rocken und Rollen gekommen sind, holt er Ruth Moody auf die Bühne. Die junge Kanadierin mit der Engelsstimme hatte mit ihrer eigenen Band schon das Vorprogramm bestritten und mit Knopfler auf „Privateering“ zusammengearbeitet. Nun darf sie sich noch einmal vor einer ganz grossen – und sehr, sehr dankbaren – Zuhörermenge präsentieren.

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Bis kurz vor Schluss hält es das mit britischer Gelassenheit lauschende Publikum auf den rotgepolsterten Sitzen. Doch nach einem atemberaubenden „Marbletown“ und einem episch-grandiosen „Telegraph Road“ ist es mit der Coolness vorbei: Auch das Seniorenpaar direkt hinter uns erhebt sich, um einem fantastischen Musiker und dessen überwältigenden Melodien stehend applaudierend die Ehre zu erweisen.

Aber ehrlich gesagt: Mark Knopfler bräuchte sich gar nicht so grosse Mühe zu geben. Er würde das Volk auch mit einem Medley aus Trio Eugster-Heulern begeistern. Denn ein Konzert in der Royal Albert Hall – das ist nicht „nur“ die Musik. Das ist auch die Ambiance, das ganze Drumherum und der Hauch der Geschichte, der durch jede Ritze in dem 1871 eröffneten Prachtgebäude im Herzen von London wabert.

Mein Schatz hat vor dem Konzert und während der Show einige Stimmungsbilder geschossen:

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