Vega und Redford, Schoggi und Steaks

Was haben Toto-Sänger Joseph Williams, die Liedermacherin Suzanne Vega, Metallica-Bassist Robert Trujillo, die Schauspielerinnen Geraldine Chaplin und Shirley Temple, deren Kollegen Robert Redford und Sean Penn sowie erstaunlich viele weitere prominente Leute gemeinsam? – Sie alle wurden in Santa Monica im US-Bundesstaat Kalifornien geboren.

Berühmt wurde die 100 000 Einwohner-Stadt am Pazifik aber nicht wegen ihrer Söhne und Töchter, sondern dank seines Piers (siehe Bild oben). Er ist einerseits der Endpunkt der Route 66 – der Harley Davidson-Variante der Herzroute – , und spielte andrerseits eine Rolle in „Forrest Gump“:

Im Moment, in dem ich das schreibe, glänzt Santa Monica allerdings höchstens matt. Ich sitze um 3.45 Uhr in der Lobby des Hotels „Carmel by the sea“, in dem wir gestern, wie weiland Maria und Josef, last Minute ein Obdach fanden, und das erst noch verbilligt: Als der Mann am Empfang realisierte, dass wir aus der Schweiz sind, offerierte er uns zehn Prozent Rabatt für den Fall, dass wir ihm chli Schoggi schenken. Glücklicherweise hatte Möni zwei Päckli Branchli vorrätig.

A propos „Essen“: Die besten Zmorge worldwide gibts bei Denny’s. T-Bone-Steaks, Hamburger, Pancakes oder Eier in allen denkbaren Darreichungsformen – was auch immer mann und frau für einen unbeschwerten Start in den Tag braucht, wird frisch zubereitet frei Tisch geliefert. Mit dem Verarbeiten hat der Magen bis gegen Abend zu tun, und wenn sich nach dem Sonnenuntergang wieder ein kleines Hungergefühl einstellen sollte: Die omnipräsente Restaurantkette ist rund um die Uhr geöffnet.

Im Service sind auch Menschen beschäftigt, die aufgrund ihres Alters oder so nicht überall ohne Weiteres Arbeit finden würden. Und auch für Angehörige des erschreckend rapide wachsenden Heers der EaA (Eltern am Anschlag) ist gesorgt: Wenn ihr Kind ständig herumbrüllt oder sich ununterbrochen die Windeln vollmacht, brauchen sie nicht lange daran herumzustudieren, wie und wo sie die Nervensäge am schnellsten loswerden: Sie können sie in der „Baby changing station“ einfach gegen ein pflegeleichteres Modell eintauschen.

Und damit zurück in die Lobby unseres Hotels. Neben mir gähnt ein Sicherheitsmann, an der Rezession büschelt ein Senior gedrosselt enthusiastisch Papiere. Die Feuerwehrautos, die vor zwei Stunden mit heulenden Sirenen und wie gstört flackernden Lichtern vor ein Haus gegenüber gerast waren, sind wieder weg. Im stummgeschalteten Fernseher an der Wand diskutieren Experten die Erfolgsaussichten eines atomaren Erstschlags in Nordkorea. Im Radio wird gleichzeitig lautstark über Basketball philosophiert.

5.07 Uhr. Draussen wirds hell. Aus der Küche wabert Kaffeeduft in die Halle. Der Securitytyp blättert uninteressiert in der soeben angelieferten Zeitung. Auf der Titelseite steht riesengross „The Wall“. Darunter prangt ein Bild von der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Vor der Glastüre steht ein Schwarzer in einem schmuddeligen Kapuzenpulli. Hinter ihm fegt eine riesige Putzmaschine den Asphalt. Eine junge Frau giesst sorgfältig die Blumen. Ein Polizeiauto blocht vorbei. Es wirkt alles ein bisschen surreal.

Hoffentlich sind die drei anderen Mitglieder unserer Reisegruppe bald wach. Dann fahren wir weiter nach Los Angeles: Hollywood ruft.

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