Unverdaulich

Grüezi. Bi de Hannes Hofstetter.

Möcht ine gärn öppis verzele.

Obwohl ich viel Färnseh luege, gits Täg, wonimi frage, öb ich mir das würklich immer wider mües atue.

In der Werbebranche scheint ein Endloswettbewerb darum zu laufen, wer es schafft, den idiotischsten Spot aller Zeiten zu produzieren. Falls dem so wäre, kann die Agentur, die auf die Idee gekommen ist, den früheren Skistar Maria Walliser für ein angeblich verdauungsförderndes Getränk werben zu lassen, den Champagner oder ein paar Becher Actimel kaltstellen.

Actimel? Das pries vor nicht allzulanger Zeit noch ein anderer Sympathieträger an:

Dieser Spot ergab einen Sinn: Ein Meteorologe ist Wind und Wetter ausgesetzt und muss darauf achten, dass ihn seine Abwehrstoffe vor bösen Viren beschützen.

Doch dann passierte diese Sache, bei der Jörg Kachelmann auch ein 100 Liter-Fass Actimel nichts geholfen hätte.

Probiotische Säfte und Spermaspuren: Das passte für die Actimel-Chefs irgendwie nicht zusammen. Sie suchten deshalb ein neues Gesicht für ihr Produkt.

Fündig wurden sie bei einer Frau, die Leuten, die nach 1990 geboren wurden, kaum mehr ein Begriff sein dürfte. Aber gut: Wer nach 1990 geboren wurde, kennt noch keine Verdauungsprobleme. Wodka-Redbull verursacht höchstens Kopfschmerzen. So betrachtet, war die heutige Weinbäuerin (wenn etwas zu Actimel passt, dann ganz bestimmt Wein) und Präsidentin der Stiftung Folsäure Offensive Schweiz nicht die schlechteste Wahl. Die Zielgruppe wird sich mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Wehmut („Hach. Das waren noch Zeiten, als wir den Österreichern Wochenende für Wochenende um die Ohren fuhren!“) an Maria Walliser erinnern.

Aber die Zielgruppe weiss auch nach zigmaliger Betrachtung des Walliser-Spots nicht, wieso ausgerechnet eine sehr auf gesunde Ernährung bedachte Sportikone an Verdauungsbeschwerden leiden soll. Die Zielgruppe hat keine Ahnung, was die Handycam, mit der sich die Protagonistin die ganze Zeit selber filmt, als ob sie noch nie eine Kamera aus der Nähe gesehen hätte, mit saurem Aufstossen, Magenkrämpfen und steinhartem Stuhl zu tun haben könnte. Und die Zielgruppe ist zweifellos intelligent genug, um zu merken, dass die Sache nur schon logisch nicht aufgeht: Erst behauptet Walliser, seit sie Actimel entdeckt habe, gehe es ihr viel besser. Sekunden später tut sie, als ob das Zeug zum ersten Mal probieren würde.

Das alles wäre halbwegs zu verkraften, wenn der Spot wenigstens etwas aussagen würde. Die Werbung der Swisscom zum Beispiel

schauen sich garantiert auch überzeugte Sunrise-Kunden immer wieder gerne an, weil sie eine nette Geschichte erzählt, die schöne Gefühle auslöst, überrascht und erst noch witzig ist.

Aber nein. Stattdessen: „Grüezi. Ich bi d Maria Walliser. Ich möcht…“.

Und überhaupt: Wieso hat man nicht trotz (oder gerade wegen) allem Jörg Kachelmann weiterwerben lassen? Das wäre so einfach: Man nimmt

den Film, der den Wetterfrosch beim Gang in die Untersuchungshaft zeigt,

und synchronisiert ihn neu mit „Es schlägt mir ein wenig auf den Magen. Aber Actimel hilft.“

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