Vergebliches Hoffen aufs Happy End

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Feige, fies, verlogen, hinterhältig, herzzerreissend und himmeltraurig: Das Freilichttheater Moosegg bietet in seiner neusten Inszenierung „Galgenbühl“ alles andere als leicht verdauliche Kost.

Vor der prächtigen Naturkulisse hoch über dem Emmental erzählen Regisseur Peter Leu und sein Ensemble eine Geschichte aus der Zeit der Schweizer Reisläufer, die vor genau 500 Jahren als Söldner für den Herzog von Mailand in die Schlacht von Marignano zogen, um ihre finanziellen Nöte zu beheben und ihre Abenteuerlust zu befriedigen.

Mit Blick auf jene Leserinnen und Leser, die das Stück noch nicht gesehen haben, wäre es zweifellos ein bisschen unfair, zu verraten, dass Agnes (Alessandra Sommer) und Peter (Yanick Etter) als verzweifeltes Liebespaar am Ende zumindest im Tode vereint sind und dass der skrupellose Oberschurke Frank Schwander (Roland Zwygart) trotz oder gerade wegen seiner abgrundtiefen Durchtriebenheit von der Justiz unbehelligt bleibt.

Aber das Leben ist hin und wieder nun einmal unfair, und genau davon erzählt „Galgenbühl“, und das ist der Grund dafür, dass es während dieser Aufführung so gut wie nichts zu lachen, dafür aber jede Menge zum Nachdenken gibt.

Zwei Stunden lang wird auf dem Hoger gelogen, erpresst und gemordet, und während die Dinge zwischen der gfürchigen Hinrichtungsstätte im Wald und dem idyllischen Teich auf der Wiese ihren tragischen Lauf nehmen, wird dem Gast auf der Tribüne von Minute zu Minute mehr bewusst, dass er hier wohl vergeblich auf ein Happy End hofft.

Der Schlussapplaus setzt – für Moosegg-Verhältnisse – ungewohnt zaghaft ein und wirkt etwas verhalten. Die glänzend disponierten Schauspielerinnen und Schauspieler tragen das Ihre zur allgemeinen Beklemmung bei, indem sie sich dem Publikum nach dem letzten „Vorhang“ nicht lächelnd und strahlend, sondern mit jenen ernsten Mienen präsentieren, die sie schon zuvor ununterbrochen aufgesetzt gehabt hatten.

In der hinteren Zuschauerreihe murmelt ein Mann, für „diesem Sauhund“ (gemeint ist Roland Zwygart als Schwander) schlage er „ganz sicher“ nicht die Hände zusammen; „so einer“ gehöre nicht beklatscht, sondern aufgehängt.

Für jene Theaterfreundinnen und -freunde, die Fiktion und Realität besser auseinanderhalten können und die, vor allem, „Unterhaltung“ nicht zwangsläufig mit „Schenkelklopfhumor“ gleichsetzen, ist „Galgenbühl“ jedoch ein perfekt temperiertes Wechselbad der Gefühle. Um es geniessen zu können, braucht es nur die Bereitschaft, sich offenen Geistes auf Unerwartetes, Unübliches und Unschönes einzulassen.

Zu den Aufführungsdaten und Tickets gehts hier entlang.

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