„Was macht der Hund?“

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Schon vor dem 4. Oktober letzten Jahres war ich nicht der Mittelpunkt des Universums. Aber wenn ich in der Stadt jemanden traf, kam es doch vor, dass er oder sie sich nach meinem Befinden erkundigte.

Seit Chantal und ich einen Hund haben, sind diese tempi passati. Für mich interessiert sich kein Mensch mehr, und zwar unabhängig davon, ob ich mit Tess unterwegs bin oder alleine.

Sind wir zusammen auf der Piste, reden die Leute ausschliesslich mit ihr. Eröffnet werden diese meist recht einseitig verlaufenden Gespräche mit einem ranschmeisserischen „Hei, bist du schon wieder gewachsen!“. Dann gehts weiter mit „Wie alt bist du jetzt?“, „Du hast ein soooo schönes Fell“, „Du wirst bestimmt noch viel grösser!“ und endet irgendwann mit einem von Kopfkraulen und Rückenstreicheln begleiteten „Jaaa, jaaa: du bist ganz eine brave!“

Doch auch wenn Tess bei Chantal in Langenthal Bürodienst hat, trampeln Freunde, Bekannte und Wildfremde, die mich erst ein paar Mal mit unserer Meite gesehen haben, auf meinem fast kaputtgeschundenen Ego herum: dann fragen sie mich ununterbrochen, wo denn der Hund sei und wie es ihm so gehe.

Ich habe mir schon überlegt, mir von den Schminkprofis des Theaters Z eine fette Narbe übers Gesicht malen zu lassen, um zu testen, wie die Passantinnen und Passanten darauf reagieren. Ob sie mich überhaupt noch als des Hörens und Redens mächtiges Individuum wahrnehmen – oder ob ich für sie nur eine Art Wurmfortsatz am oberen Ende der Leine darstelle.

Ich ahne aber auch so: sie würden die „Verletzung“ kaum beachten, weil sie sich die ganze Zeit mit unserer Labradordame beschäftigen.

Vermutlich könnte ich auf dem Kronenplatz inmitten von zig Leuten tot zu Boden sacken – das letzte, was ich hören würde, wäre: „Was macht der Hund?“

Nun denn: Er..

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..hilft uns beim Anziehen…


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…trifft sich mit Kolleginnen und Kollegen…


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…chaotet chli herum…


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…richtet gelegentlich unsere Wohnung neu ein…


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…guenet kein bisschen…


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…reserviert für uns die besten Plätze am Stubentisch…


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…fährt ab und zu Zug…


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…liest viel…


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…legt sich mit Vorliebe in soeben gemachte Betten…


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…streift mit dem Neffen durch den Zoo…


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..mag Shopping…


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…arbeitet unermüdlich an der Perfektion seines treuherzigen Blicks…


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…und gönnt sich zwischendurch ein Nickerchen.

Mir gehts übrigens tiptopp; danke der Nachfragen.

3 Kommentare

  1. Man hat dir offensichtlich zu wenig deutlich gesagt, dass man für die Hündin nicht einen Besitzer, sondern ein Sprachrohr für deren mangelhaften humanen Kommunikationsfähigkeiten.

  2. Also mich dünkts, da scheint ein kleines bisschen, nur ganz gaaanz wenig, ein Eifersüchtchen auf die Labidame hervorzugucken, welche einfach den Dreh raushat, dem Herrchen und Frauchen die Show zu stehlen:-).

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