Das Christkind surft auf allen Kanälen

In kurzen Hosen und im T-Shirt durch vorweihnächtlich dekorierte Städte und Dörfer zu fahren: Das hat was.

Doch die Freude darüber, die Festtage schwitzend verbringen zu dürfen, während die lieben Daheimgebliebenen sich kaum aus dem Haus wagen aus lauter Angst, schon auf dem Fussabtreter elendiglich zu erfrieren, wird empfindlich gedämpft, sobald man das Autoradio andreht.

Die Tatsache, dass in zwei Wochen das Christkind kommt (in Australien surft es in weissen Bikini von Haus zu Haus), lässt die Verantwortlichen sämtlicher Stationen kollektiv hyperventilieren. „Ihr, die hier einschaltet, lasset alle Hoffnung fahren“: Nach diesem Motto begraben die Sender ihr Publikum rund um die Uhr unter einer klebrigsüssen Masse aus Liedern, in denen mindestens 20 Mal das Wort „Christmas“ vorkommt, und Wortbeiträgen, die sich ebenfalls immer nur um das Eine drehen.

Hörer erinnern sich in endlosen Telefoninterviews an ihr schönstes Fest, Hörerinnen verraten aufgeregt ihre Feiertagsmenürezepte, Kinder lesen coram publico ihre Wunschlisten vor. Und wenn die Moderatorinnen und Moderatoren einmal für ein paar Minuten pausieren (vermutlich, um sich ordentlich Glühwein nachzuschenken; nüchtern steht kein Mensch ein solches Programm durch), herrscht nicht etwa Ruhe im Stall: Dann wirbt die lokale Wirtschaft auf Engel komm raus für ihre sensational, unbelieveable und breathtaking Weihnachtsangebote.

Zur Ablenkung aus dem Autofenster zu starren, bringt wenig: Vor jeder Kirche, vor jeder Schule und vor jedem Gemeindezentrum laden grosse Plakate zum grossen gemeinsamen Chorsingen ein. In den Beizen weisen lustige Flyer auf die unmittelbar bevorstehende Ankunft von Santa Claus hin:

Aber, immerhin: Von „Last Christmas“ von Wham blieben wir bisher verschont. Zumindest in dieser Hinsicht sind die Grenzen des Zumutbaren für die Radiomacher Down Under offensichtlich früher erreicht als für ihre Kolleginnen und Kollegen jenseits der Äquators.

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