Wer auf Steinen sitzt, soll nicht mit Glashäusern werfen, denn die Grube fühlt wie du den Schmerz


(Burgdorf, Kronenplatz, nach der Solätte, um 6 Uhr am Morgen)

Als er gesund und unverletzt aus Bern zurückgekehrt war, mailte mir mein Freund Remo Folgendes:

„Wir waren am Wochenende in der Hauptstadt und haben sie sehr genossen. Die Altstadt ist wunderschön und die Führung im Bundeshaus war höchst interessant.

Aber als wir gegen 22.00 Uhr von der Bundesterrasse übers Marzili gucken wollten, wurde ich von Jugendlichen (Minderjährigen?) aagfigget. In der ganzen Altstadt bot sich das gleiche Bild- wir waren mit Abstand die Ältesten!

Wir haben uns in Paris Nachts wohler gefühlt als Abends in Bern. Das hat uns extrem erschreckt! Klar erwarteten wir keine heile Welt, aber das ist ja schlimmer als Züri… Ab 21 Uhr war die Berner Altstadt ausgestorben. Wohnt da überhaupt jemand?

Haben wir etwas falsch gemacht? Sind wir in der Altstadt im Kindergartenausgang gelandet? Hat Bern ein gröberes Problem? Oder sind wir zwei einfach zuviel Landeier?“

Ich schrieb Remo zurück:

„Das tut mir – auch als nur in Bern schaffender Zeitgenosse – leid.

Aber (schwacher Trost, ich weiss): Das geht sehr vielen so, die sich an Wochenend-Abenden in Bern tummeln und nicht aktiv im Drogen-, Inkasso- oder Rotlichtgewerbe tätig sind. Es ist, kurz gesagt, es huere Puff. Deshalb sieht man ab 21 Uhr kaum mehr normale Leute auf den Strassen und in den Gassen; diese Dauerpräsenz des Gesocks schreckt mit der Zeit ab.

Falsch habt ihr bestimmt nichts gemacht. Es hat auch nichts mit Stadt- oder Landeiern zu tun. So doof es klingt: Das ist einfach so.

Ein paar Clubbetreiber haben das Problem erkannt (wenn auch erst, nachdem die Polizei sie sehr, sehr nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht hat). Seit Neustem gibt es jetzt eine Art „Reglement“.

Aber a) halten sich längst nicht alle Clubs daran. Und b) hat die Polizei nicht unbeschränkt Ressourcen, um die Einhaltung der Regeln zu überprüfen. C) sind nicht nur die Clubs schuld an der Misere. Sehr viele Unruhestifter rücken von der Reitschule und aus anderen autonomen Lagern aus, um wieso auch immer Stunk gegen wen auch immer zu machen.

Kommt nächstes Mal doch einfach nach Burgdorf. Notfalls könnt ihr es euch in „meinem“ Garten gemütlich machen.“

Kaum hatte ich den letzten Satz mit der Lobpreisung auf meine Wohnstadt getippt und die Mail an Remo verschickt, meldete meine Arbeitgeberin, dass auch mein Burgdorf nicht immer ein Hort des Friedens und der Glückseligkeit sei.

Tja.

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