„Wow!“

Ich bin bald 45, habe die Teenagerzeit also seit einem Vierteljahrhundert hinter mir, behaupte von mir selber, in der Regel mit mindestens anderthalb Füssen fest auf dem Boden zu stehen und würde sagen, dass mich so leicht nichts mehr aus den Socken haut.

Aber:

(Gopf: Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll.)

Jedenfalls war ich vor dem Toto-Konzert in Locarno in einem Tattoo-Laden in Zürich und liess mir den Schriftzug der Band in den Oberarm stechen. Für mich gibt es auf diesem Planeten keine komplettere Rockband als Toto. Sie ist im Lauf der Zeit zu einem Teil meines Lebens geworden (ich weiss: das ist nicht ganz frei von Pathos, aber halt einfach so). Zum Beispiel habe ich dank Toto Chantal kennengelernt. Sie brachte mir vom Fuss der Jungfrau ein T-Shirt von jenem Schweizer Konzert mit, an dem ich nicht mit von der Partie sein konnte. Sehr viel später haben wir uns dann kennengelernt. Seither…was soll ich sagen?

Es geht nicht nur um „Rosanna“ und „Africa“ und „Hold the Line“ und all ihre anderen Hits. Es geht auch darum, wie die Jungs aus Los Angeles miteinander umgehen: Wenn Sänger Bobby Kimball beinahe im Alkohol- und Drogensumpf versinkt, helfen sie ihm, indem sie ihn aus der Band schmeissen. Und ihn mit offenen Armen wieder in ihren Reihen aufnehmen, sobald er sein Leben nach der Therapie wieder im Griff hat. Ihrem vor Jahren verstorbenen Drummer Jeff Porcaro widmen sie heute noch an jedem Auftritt einen Song. Nun ist dessen Bruder Mike Porcaro, Bassist der ersten Stunde, unheilbar erkrankt. Also ging die Band, obwohl sie sich vor zwei Jahren aufgelöst hat, in den letzte Wochen noch einmal auf eine Europa-Tournee; den Reingewinn dieses Multimillionen-Unternehmens spenden sie ihrem Freund und dessen Familie.

Es geht, nicht zuletzt, auch darum, wie Toto immer wieder musikalisches Neuland suchen und betreten, obwohl sie wissen, dass dem grössten Teil ihrer Fans nichts lieber wäre, als wenn sie auf immer und ewig auf den immer gleichen Harmoniepfaden weiterwandeln würden. Es geht darum, wie sie auf der Bühne spielen statt arbeiten: auch die Leute in der hundertsten Reihe spüren, dass die Männer da oben nur noch aus Spass tun, was sie tun. Wer als Studiomusiker seit 30 Jahren mit scheinbar locker hingeworfenen Gitarrenlicks und beiläufig aneinandergereihten Keyboardakkorden die Alben der gefragtesten Musiker der Welt veredelt, braucht irgendwann nicht mehr des Geldes wegen aufzustehen.

Ich merke gerade: Ich schweife ab.

Wichtig ist im Moment eigentlich nur: Ich habe ich das Bild von meinem Toto-Tattoo auf Facebook publiziert und gleichzeitig Steve Lukather, dem Kopf, Gitarristen und Mit-Sänger der Band zugestellt.

Und als ich heute Abend die Toto-Site auf Facebook konsultierte, traf mich fast der Schlag: Lukather hat das Foti in sein Online-Fotoalbum „geklebt“ – und kommentiert: „WOW!„, schrieb er darunter.

Drei Buchstaben, ein Satzzeichen – mehr braucht es nicht, damit sich ein 45-Jähriger wie ein kleines Kind freut.

 

Nachtrag: Drei Dutzend Facebooker von überall auf dem Erdball kommentieren das Tattoo:

„The ultimate compliment. Marked for life with TOTO.
That move deserves backstage passes for ever „,
schreibt ein Phil Black.

„…that´s real fans…“, findet ein Tom Peteranderl.

„That is the ONLY tatt I’d ever have“, bemerkt eine Susan Reschke.

„Hardcore baby, a true fan indeed!“, freut sich ein Ken Nault.

All diese Leute kenne ich nicht. Aber ich habe mit jedem von ihnen die Begeisterung für dieselbe Band gemeinsam. Dass man durch einen einzigen Mausklick von der Existenz dieser Menschen erfährt und dass man mit einem weiteren Klick mit ihnen in Kontakt treten könnte, wenn man möchte – das ist, wenn man ein Weilchen darüber nachdenkt, ein kleines Wunder.

1 Kommentar

  1. Ich will mir die Lady von Luke auf meine rechte Seite tätowieren lassen.

    Es wird meine erste und einzige Tätowierung sein und ich bitte um die Namen guter Stecher im Raum Köln, GM.

    Ich würde mich so freuen wenn du Kontakte herstellen könntest.

    Zu deinem Tatoo kann ich nur sagen … Once Toto, twice Toto, Toto for a real life :*

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