Zwischen Kettenhemden und Kartoffelsalat

Holde Jungfern, verwegene Ritter, übermütige Gaukler und schlitzohrige Schnapsbrenner: Sie alle verbrachten das Wochenende miteinander in einem grossen Zeltlager auf der Burgdorfer Schützenmatte. Das 3. Mittelalterliche Spektakel war Markt, Bühne und Beiz in einem. Kurz vor Mitternacht wurde sogar noch ein Rechtsbrecher live gefoltert und verurteilt.

Aber das bekamen mein Schatz und ich nicht mehr mit, weil wir den Abend am Quartierfest im alten Markt verbrachten.

Das Quartierfest im alten Markt geht so: Jeder bringt etwas zu essen und trinken und Teller und Gläser und Besteck mit. Dann höckelt man auf die Festbänke auf dem Strässchen und plaudert mit Menschen, die man auch sonst jeden Tag sieht, aber mit denen man kaum je über Gott und die Welt und das Wetter und die Ferien und alles plaudert, stundenlang über Gott und die Welt und das Wetter und die Ferien und alles.

Wenn man, wenn es längst dunkel geworden ist und nur noch der Vollmond und Kerzen und Fackeln die Szenerie beleuchten, wenn man dann einmal ein paar Minuten lang schweigt und den Leuten um einen herum zuhört, die zum Teil seit Jahrzehnten in einem dieser uralten Häuser am Fuss des Schlosses leben, merkt man: Das hier ist eine kleine Welt für sich – mit Bewohnern, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und die doch irgendwie alle ähnlich ticken.

Ein Beweis dafür ist das Beilagenbuffet. Die meisten Gäste waren offensichtlich der Ansicht, dass niemand einen Kartoffelsalat mitbringen würde, wenn sie es nicht tun. Nun stehen da vier Kartoffelsalate. Keiner ist gleich wie der andere – doch alle schmecken wunderbar.

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