Mahn, oh mahn

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Ich habe keine Ahnung, wie meine Krankenkasse organisiert ist. Was ich weiss, ist, dass die Visana schweizweit rund 1200 Leute beschäftigt.

Nicht wenige von ihnen befassen sich vermutlich vollamtlich mit dem Inkasso der Prämien. Ziemlich sicher gibt es bei der Visana jemanden, der jeden Tag nachschaut, ob die Kunden bezahlt haben. Dann gibt es wahrscheinlich jemanden, der kontrolliert, ob der Kollege richtig nachgeschaut hat, als er nachschaute, ob die Kunden bezahlt haben, und jemanden, der den Kontrolleur kontrolliert, weil: Man kann ja nie wissen, und doppelt genäht hält besser und alles.

Für den Fall, dass ein Kunde nicht oder zuwenig bezahlt hat, sind garantiert mehrere Mitarbeitende nur dazu da, diese Kunden zu mahnen. Das heisst: Der Mahnverantwortliche A sagt zum Mahnverantwortlichen B nach einem Blick in den Computer, „Hopperla! Kunde X hat nicht oder zuwenig bezahlt“, worauf der Mahnverantwortliche B kurz die Stirn runzelt, die Daten von X ausdruckt, mit dem Papier zur Sekretärin des obersten Mahnverantwortlichen C geht und diese bittet, X eine Mahnung zu schicken. Ein Doppel des Ausdrucks legt er für den Fall, dass auf einmal das Internet kaputtgeht, in seinem Leitzordner „Mahnungen 2013/Ho-Hu“ ab.

Die Sekretärin ruft in ihrem System das Dokument „Mah1“ auf, setzt oben rechts den Namen des Kunden ein, klickt auf „P“ wie „Print“ und zeigt das Papier dann B und ihrem Chef. Wieso auch der Chef die Mahnung sehen muss, weiss sie nach all den Jahren im Sekretariat eigentlich immer noch nicht, aber gut.

Jedenfalls: Nachdem B und C die Mahnung abgenickt haben, bringt E, die Erstlehrsjahrsauszubildende, sie mit allen anderen Mahnungen ins Parterre, ins Postbüro „Extern“. Dort klebt F das Couvert zu. Der Drittlehrjahrsauszubildende G gibt die pauschalfrankierte Post am Abend auf der richtigen Post ab. Von diesem Moment an bemühen sich Heerscharen von mit horrenden Nachtzuschlägen entlöhnten Beamten darum, X das Couvert zügig zuzustellen.

Schon vier Tage später liegt die Mahnung im Briefkasten des Krankenversicherten. Dieser denkt lieber nicht zulange darüber nach, wieviel es die Visana gekostet haben mag, diese Zahlungserinnerung aus- und zuzustellen und überweist die SFr. 1.10 mit der gebotenen Eile.

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