Kindheits-Klassiker

An die erste feste Nahrung meines Lebens kann ich mich ebensowenig erinnern wie an den Moment, in dem ich die Relativitätstheorie kapierte.

Dafür weiss ich noch genau, dass ich mir mit Mamma mia eines wunderschönen Tages diesen Trickfilm anschaute – und mir fast in die Hosen machte vor Lachen; vor allem gegen Schluss, bei der Bettenzusammenklappsache:

Peter Leuenherz

Peter Leu, der Mann, ohne den im Freilichttheater Moosegg und in der Kulturfabrik Bigla nichts, aber auch rein gar nichts geht, dieser Peter Leu also teilte auf seiner Facebook-Seite gestern arglos Folgendes mit:

„Ich ahnte es schon seit den frühen Morgenstunden. Der heutige Tag hält eine unangenehme Überraschung für mich bereit: Herz-OP! Eine wichtige Rolle ist neu zu besetzen. Welche Frau will in diesem Sommer ein paar Wochen Ruhe und schickt ihren Mann deshalb auf die Moosegg, damit er den Sommer theaterspielend und Triumphe feiernd und unter oscarverdächtiger Regie verbringt? Bitte melden! 079 391 13 67“.

Knapp eine Stunde später stand der Schauspieler und Regisseur irgendwo zwischen Arztpraxis und letzter Ölung und die Aufführung von „Eichbüehlersch“ vermeintlich auf der Kippe:

„Oje, das tuet mer leid für di u dedith. hoffentlech geiz guet dini op!! Aus guete!“, schrieb eine mitfühlende Leserin, die angesichts der Worte „unangenehme Überraschung“ und „OP“ davon ausging, dass der Leu bis auf Weiteres ausgebrüllt habe.

Dieser fiel, als er der Genesungswünsche gewahr wurde, beinahe vom Stuhl. Schuld daran waren allerdings nicht irgendwelche persönlichen Herzensangelegenheiten. Vielmehr realisierte der Überbringer der schlechten Nachricht, dass seine Notiz offensichtlich nicht von allen so interpretiert worden war, wie er sich das gedacht hatte. Eigentlich hatte er nur sagen wollen, dass ein Mitspieler ausfalle und das Freilichttheater nun einen Ersatzdarsteller suche.

Leu dämmerte: Hier drohte etwas so schnell zu wachsen, dass es schon am nächsten Morgen nicht mehr zu kontrollieren sein würde.

Kurz entschlossen griff er abermals in die Tasten. Die Vermutung, dass er sich operieren lassen müsse, sei „Quatsch!“, tippte er. Ihm gehe es „gut“. Er bitte deshalb darum, „keine Gerüchte!“ aufkommen zu lassen. Offenbar habe er sich „etwas missverständlich ausgedrückt“; dafür bitte er um „Tschuldigung!“

Mit einem medizinischen Kurzbulletin hoffte der Künstler, den Mutmassungen ein Ende setzen zu können, bevor sie im ganzen Kanton Bern und weit darüber hinaus zu wabern beginnen: „MEIN HERZ SCHLÄGT NORMAL! DER LEU BRÜLLT LAUT UND KRÄFTIG!“, fasste er an die Adresse einer zu jenem Zeitpunkt womöglich noch überschaubar schmalen Öffentlichkeit zusammen. Doch wieviele Runden die Geschichte von Leus angeblicher Herzoperation in der kurzen Zeitspanne zwischen Erscheinen und Dementi in den Untiefen des Internet und an den Stammtischen gedreht hat, lässt sich nicht abschätzen. Die eine und andere dürfte es erfahrungsgemäss gewesen sein.

Fest steht: Falls jemand Peter Leu heute mit hochrotem Kopf durch die Gegend spazieren sieht, liegt das nicht an zu hohem Blutdruck oder verengten Kranzgefässen. Sondern nur daran, dass sich bei dem Theatermann soeben schon wieder jemand voller Sorge nach seinem Befinden erkundigt hat.

Coals cooler Coup

Nicht genug damit, dass meine Schwägerin in spe demnächst den Brüetsch ihres Bald-Schwagers heiratet. Jetzt hat sie mutmasslich auch noch eine Welt-, sicher aber eine Schweizer Première moderiert: Der Innerschweizer Singer/Songwriter Sänger Coal und seine Band stellten, proudly presented by Judith Wernli, ihr sehr, sehr hörenswertes neues Album „Lose sleep at night“ zu mitternächtlicher Stunde mit einem Konzert aus ihrem Studio vor.

Gut: Das haben andere Künstler auch schon getan. Das Besondere an dem Gig war, dass er direkt ins Internet und von dort ohne Zeitverlust und musikalische Nachbearbeitungen in die guten Stuben von unzähligen Fans und Gwundernasen übertragen wurde.

Und so ging sie los, Coals Plattenpremierenparty:

(Wer sich das ganze Konzert anhören und -schauen will: einfach rechts oben mit dem Pfeil von einem Song zum nächsten switchen.)