Home alone

Seltsam: Seit dem 24. Dezember letzten Jahres machen mir manche Beschäftigungen alleine immer weniger Spass. Zum Beispiel

zu kochen,

zu spazieren,

abzuwaschen,

aus dem Fenster auf die nächtlich beleuchtete Stadt hinunter zu gucken,

auf dem Bahnhofperron zu stehen und auf den Zug zu warten,

Ferienpläne zu schmieden,

das TV-Programm zu studieren,

nach Hause zu kommen,

auf dem Sofa zu sitzen und zu lesen,

Kaffee zu trinken bei Chrigu-Beck oder sonstwo,

chli in der Wohnung herumzuräumen,

Sex,

irgendwelche Dinge zu organisieren,

krank zu sein,

einzukaufen,

einzuschlafen,

zu schlafen,

oder zu erwachen.

Überraschend im Bild

Super: Chantal und ich haben das erste Bild für unsere gemeinsame Wohnung.

Es war ganz einfach: Neulich erwähnte ich in diesem Blog, dass ich demnächst an die Vernissage von Stefanie Hofer-Gertschs Ausstellung „Alptraum“ gehen und dort so lange herumtrötzeln würde, bis mir die Künstlerin ein Bild schenkt.

Und siehe da: Auf einer der vielen Staffeleien stand ein Gemälde, dass irgendwie nicht zu all den Kühen, Steinböcken und Bergen passte, die die Räume prägten: Es zeigt ein von einem Tintenfisch umrahmtes Frauengesicht.

Nachdem wir das Werk eine Weile betrachtet hatten, dämmerte es Chantal: „Das bin ja ich!“

Stefanie hat uns also nicht einfach „nur“ eines ihrer Bilder vermacht; sie hat mit „Octoblues“ extra für uns eines gemalt! Ich muss sagen: das hatte ich nicht erwartet.

Als Vorlage diente offensichtlich diese Foto, die wir einmal ohne kulturelle Hintergedanken ins Internet stellten:

Gut, haben wir damals nicht Wild gekocht; sonst müssten wir jetzt einen röhrenden Hirsch an die Wand nageln.

Jetzt bin ich gespannt, ob der Trötzel-Trick an der nächsten Ausstellung von Annie Leibowitz auch so gut funktioniert.

Hautsache Nebensache

2007 schuf Patricia Herrmann, die Schwester meines Arbeitskollegen Hans Herrmann, einen Drachen. Er diente als Logo für den Burgdorfer Verein Mythos, der vor vier Jahren in einem Wald bei Burgdorf sein erstes Stationentheater durchführte: die „Drachenjagd“. Aus lauter Freude an diesem lässigen Verein und über meine Première als Schauspieler liess ich mir das Clubsignet auf den rechten Oberarm tätowieren:

Für seine gut zweistündige Stichelei bezahlte ich einem etwas gfürchig wirkenden Künstler in einem Solothurner Tattoo-Shop 350 Franken. Im Wissen darum, gerade eine Investition für die Ewigkeit zu tätigen, legte ich die vier Noten aus allen Poren blutend, aber leichten Herzens auf den Tresen.

Seither begleitet mich das starke Wesen aus einer fremden Welt durch gute und andere Zeiten. Ich meinerseits lasse ihm beim Duschen und nach Sonnenbädern manchmal eine besonders sorgfältige Pflege angedeihen. Zum Dank dafür nahm es im vergangenen Sommer klaglos hin, dass sich auf seinem Nachbargrundstück auf einmal die grösste Rockband dieses Planeten breitmachte:

Und dann: dann beschloss die Hauptversammlung unseres Vereins gestern Abend, den Namen „Mythos“ durch „Szenerie Burgdorf“ zu ersetzen. Und, dazu passend, ein neues Logo zu kreieren.

Frei nach dem Motto „Frage nicht, was dein Verein für deine Verzierungen tun kann. Frage, was du für deinen Verein tun kannst“ habe auch ich für diese Vorschläge gestimmt.

Aber beim Handhochhalten wusste ich: das nächste Signet kommt höchstens auf ein T-Shirt.

Burgdorfer Bestseller

Boah, ey: 2,3 Millionen Franken hat ein Unbekannter bei einer Auktion in London für dieses Bild von Franz Gertsch bezahlt:

Ich habe keine Ahnung, was an diesem Gemälde so besonders sein soll. Ich weiss sowieso nicht, wieso man für ein Bild – wen oder was auch immer es zeigt – soviel Geld ausgeben kann (wenn schon, würde ich in längst verschollen geglaubte und auf obskuren Wegen wieder aufgetauchte Songfragmente von Abba, Toto oder Deep Purple investieren).

Andrerseits: Franz Gertsch ist, wie ich, sozusagen ein Burgdorfer. Das rechtfertigt den Preis von alleine. Im Gegensatz zu mir hat er in der Emmestadt aber bereits ein Museum, während ich, wenn ich denn möchte, nur mit meiner schnügeligen Wohnung am Fuss des Schlosshügels angeben könnte.

2,3 Millionen für etwas, was ein mit Burgdorf verbundener Mann geschaffen hat: Je länger ich mir das selber vorlese, desto gschmuucher wird mir.

Hoffentlich erwartet diese Stadt von mir nichts in einer ähnlichen Grössenordnung. Ich meine: Wie versteigert man einen Blog? Wer würde überhaupt einen Blog kaufen wollen?

(Angebote können in den Kommentaren deponiert werden. The sky is the limit.)