Der Mann mit den Zauberhänden

Etwas passte nicht zu seinem überaus netten Auftreten: der Herr vermied es vor und nach dem Interview am Rocksound-Festival in Huttwil 2006 tunlichst, mir die Hand zu geben. Für ihn als Keyboarder seien die Hände so wertvolle Werkzeuge, dass er auf keinen Fall riskieren wolle, sie kaputtzumachen, erfuhr ich später von einem seiner Begleiter.

Nun ist Manfred Mann ohne, dass jemand darum viel Aufhebens gemacht hätte, 70 geworden. Hoffentlich kann er seine Hände noch lange, lange gebrauchen:

Happy birthday, Quinn the Eskimo. Schick Davy bald on the road again!

Alles klar

„Androzentrismus dagegen bezeichnet eine überindividuell gesellschaftlich praktizierte Denk-, Sicht- und Orientierungsweise (z.B. von Institutionen), nach der eine Überlegenheit von Männlichkeit nicht direkt behauptet, sondern eine Männlichkeits-orientierte Perspektive unhinterfragt in den Mittelpunkt gestellt und deren Gleichsetzung mit „der Allgemeinen“ vorgenommen, somit deren Universalisierbarkeit für akzeptabel erachtet wird, während das gesellschaftlich dem „Weiblichen“ Zugeschriebene als Abweichung vom vermeintlich Normalen und als Besonderheit aufgefasst, dieses somit – ähnlich wie bei anderen Zentrismen (vgl. beispielsweise Eurozentrismus) – erst indirekt, verdeckt und praktisch (z.B. durch die entsprechende Verschiebung der empirischen Beweislast für Mängel an Objektivität in Form von Geschlechtsneutralität einer Aussage) zu etwas Unterlegenem wird.“

(Aus dem Online-Lexikon Wikipedia)

Danke, Markus Notter

Interviews mit Politikern lese ich privat grundsätzlich nicht. Deshalb habe ich erst jetzt entdeckt, dass die „Zeit“ neulich ein Gespräch mit einem Politiker publiziert hat, das zur Pflichtlektüre nicht nur für Medienschaffende, sondern auch und vor allem für Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern werden sollte.

Der im nächsten Mai aus dem Amt scheidende Zürcher Regierungsrat sagt in dem Interview, die Schweizer Politiker nähmen sich wahnsinnig wichtig, würden nicht so viel denken und kompensierten ihre Bedeutungslosigkeit mit Medienauftritten.

Dass all meine Vorurteile gegen Politiker ausgerechnet von einem Politiker rundum bestätigt würden: das hätte ich nicht gedacht. Umso mehr freut es mich jetzt, bestätigt erhalten zu haben, was ich seit einem Vierteljahrhundert weiss: der ganze Wahl- und Abstimmungsplunder, der  einem mit bemühender Regelmässigkeit den Briefkasten verstopft, kann man unbesehen zum Altpapier legen.

Das komplette Interview ist hier nachzulesen.

Das musikalische Rundumwohlfühlpaket

Für die einen wars ein Wiedersehen mit alten Bekannten, für die anderen eine erste Begegnung mit Legenden, die sie bisher nur ab Konserve hören konnten. Für alle rund 10 000 Fans im Zürcher Hallenstadion war das Konzert von Supertramp aber primär eines: eine perfekt arrangierte Reise durch fast vier Jahrzehnte Popmusik. „School“, „Rudy“, „Dreamer“, „From now on“, „Another man’s woman“ (mit einem atemberaubenden Piano-Solo), „Breakfast in America“, „The logical song“, „Goodbye stranger“ oder – zum bombastischen Finale – „Crime of the century“: Die Band um Rick Davies schnürte für ihre Fans ein über zweistündiges Rundumwohlfühlpaket voller genialer Melodien. Donnernde Drums, wummernde Bässe, glasklare Keyboardpassagen, warme Saxsoli, schneidende Gitarren und harmonische Chöre – „Some things never change“: der Titel der vorletzten Supertramp-Produktion aus dem Jahr 1997 war Programm.

Neues Material präsentieren die Briten auf ihrer „70/10“-Tournee nicht. Das hatte auch niemand ernsthaft erwartet. Angesichts der Tatsache, dass Supertramp letztmals vor knapp zehn Jahren auf den Bühnen Europas standen und seither kein Album mehr geschaffen haben, muss davon ausgegangen werden, dass es sich bei ihrer aktuellen Reise um die letzte handelt. Ein Anlass, um literweise Tränen zu vergiessen, ist das nicht: perfekter als an diesem Abend in Zürich kann eine Karriere nicht zu Ende gehen.

Stimmung ohne Strom

Eine längst etablierte Schweizer Rockband, die vor dem nächsten Gang ins Studio einmal testen will, ob ihre Songs auch fast ohne Strom funktionieren, ein kleines Publikum, das sich bereitwillig auf dieses Experiment einlässt plus eine mit viel Freude am Gast geführte Beiz in einer alten Fabrik: mehr braucht es nicht für einen zufriedenen Abend. Der ganz und gar unspektakuläre und gerade deshalb so zuhörernahe Gig von „Vivian“ im Badener „Nordportal„- das waren ein paar Stunden, an die sich alle Beteiligten noch lange gernstens erinnern werden.