Zeigt her eure Füsse

Neulich stellte meine Facebook-Freundin Lucia Steiner – die ich im echten Leben noch nie gesehen habe, aber jetzt dann un-be-dingt mal treffen möchte, wenn sie schon ständig mit meinem Schatz ausgeht – dieses Bild auf ihre Seite:

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Das war am 15. Juli 2010.

Kaum war der Helgen online, sah mein Brüetsch sich bemüssigt, auf derselben Plattform zu bedenken zu geben, dass er dieses Bild

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kurz vor Lucia publiziert habe.

„Wer häts erfunde?“, schrieb er darunter, als ob ers erfunden hätte.

Nun – vor genau einem Jahr wurde Facebook durch diese Illustration veredelt:

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Damit ist die Frage, wer die Füssefotos erfunden hat, zwar noch nicht abschliessend beantwortet. Aber klar ist, dass Frau Steiner und mein Bruderherz mit ihren Bildern jetzt gar nicht so innovativ tun müssen. Die untersten Füsse gehören nämlich mir.

Aber gut: Ich kann das verkraften. Ich schmolle nicht wegen so einem Chabis; oh, nein: ICH BIN KEIN BISSCHEN EINGESCHNAPPT!

Immerhin weiss ich jetzt, wie sich Paul Simon und Art Garfunkel fühlen müssen, wenn sich wieder irgendein Strassenmusikant an ihrem „Condor pasa“ vergreift.

(Weitere Fuss-Porträts bitte über Facebook oder an hofstetter.hannes@gmail.com.
Wenn genügend zusammenkommen, richte ich hier eine kleine Galerie ein.)

Nachtrag: Der Aufruf blieb nicht unerhört, bzw. -gelesen.

I proudly present – die Füsse von Katrin Rüegsegger-Gipp:

Und weiter gehts:

Hier die Füsse von

Brigitte Helfenstein…

…Simon Walther-Gipp…

…die Treter von Katja Rüegsegger…

…und jene von Conny d’Alonzo.

Aber damit (hoffentlich noch lange) nicht genug: voiçi – aus technischen Gründen leicht überdimensioniert –

die Flossen von meinem Brüetsch…

…und die Schreibgeräte meines worldbest Bürogspändlis Nicole Hättenschwiler.

Soeben hat

Barbara Panier

die Sammlung um zwei (demnächst) wie neu wirkende Exponate ergänzt.

Auf diesen Füssen tänzelt

Hannes Zaugg-Graf über das gemeinde- und kantonspolitische Parkett.

Nachts um 3 – wir Galeristen kennen da nichts – kommen neue Füsse hinzu; nämlich jene von

Denise Hübscher (vermutlich links) und

Eva Walther-Gipp (in einem aufwändig simulierten Sonnenaufgang).

Feet reloaded gibts von

Barbara Panier (der Einsatz hat sich gelohnt!),

Lucia Steiner (das dazugehörige Gesicht steckt wohl hinter einer Burka),

Brigitte Helfenstein (jetzt nackt; huch) und

die neu designeten Gehhilfen von Katrin Rüegsegger-Gipp.

Zwei Jahre später: Noch immer fotografieren Menschen ihre Füsse, und nach wie vor gehört dieser Beitrag aus mir ungebekannten Gründen zu den meistgeklickten dieses Blogs.

Also bauen wir die Galerie einfach aus. Den Auftakt macht Leimbachs Gemeindeammann (für die Berner Leserschaft: Gemeindepräsidentin) Janine Murer-Merz:

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Hartes Los

Als Journalist hat mans schon nicht immer leicht.

Morgen zum Beispiel stehe ich mitten in der Nacht auf, um um 7.20 Uhr den Zug nach Zürich zu erwischen, wo ich in die Bahn nach Chur umsteige, von wo aus es dann mit dem Postauto weitergeht.

Dreieinhalb Stunden werde ich unterwegs sein, und das alles nur, um mich für eine BZ-Serie hier

chli umzusehen.

Sommermomente

Schwanenfamilie auf dem Zugersee.

Chantal auf dem Gotthard-Pass.

Blühendes Leben in Minusio.

Ich in der Hängematte.

Mein Fuss in Locarno.

Abendhimmel über Zug.

Sonne, Mond und Stars

In jeden Leben gibt es Momente, in denen man die Zeit anhalten möchte. Augenblicke, die nicht schöner sein könnten. Sekunden, Minuten oder, wenns hoch kommt, ein paar Stunden, in denen auf wundersame Weise alles zusammenpasst und so ineinandergreift, dass es daran nichts zu verbessern geben kann.

Einen so perfekten Moment erlebten mein Schatz und ich am Moon & Stars-Festival in Locarno. Und das Erstaunlichste Überraschendste Schönste Bemerkenswerteste Überwältigendste an diesem perfekten Moment war: er zog sich über zwei Tage, eine Nacht und einen Abend hin.

Die prächtig aufgelegten 

Earth, Wind & Fire,

Toto

und

Mark Knopfler,

ein dankbares Publikum, die beinahe unwirkliche Kulisse aus Häuserfassaden und Lichtern mitten in der Stadt,

eine originelle Unterkunft direkt an der Piazza Grande,

kopfdurchlüftende Ausflüge bei Postkartenwetter in die Hügel und an den See,…

…ich könnte bis Ende Oktober darüber nachdenken, was mir an unserem Ausflug in den Süden amänd doch nicht so gepasst hat – und würde nichts finden.

Rundum begeistert waren allerdings nicht nur Chantal und ich und, möglicherweise, zwei drei weitere zahlende Gäste, sondern auch die Hauptdarsteller.

Steve Lukather,

der Kopf von Toto, notierte am Tag nach seinem mutmasslich letzten Schweizer Konzert mit seinen Jungs auf seiner Facebook-Seite: „Magic night last night. Must have been 15,000 + insane people in a gorgeous square, people hangin on the balcony’s and out windows singing loud with EVERY song. I was so into it I forgot to play the solo in Hold the Line. We smiled thru it all (…). Great night!“

Auch Earth, Wind & Fire, die im Lauf ihrer nun 40-jährigen Karriere schon allerhand gesehen haben dürften, schienen von dem ungewöhnlichen Schauplatz im Stadtzentrum mehr als nur angetan. Von ihrer Spielfreude liessen sich nach wenigen Minuten auch jene Menschen anstecken, die gar nicht wegen ihnen nach Locarno gefahren waren: der Boden für eine riesengrosse Multikulti-Party war im Nu gelegt.

Und als knapp eine Stunde nach den erd-, wind- und feuergeborenen Gutelaune-Predigern endlich Toto in die Scheinwerferkegel spazierten und mit „Child’s anthem“ loslegten, als ob die Rockmusik anderntags verboten würde: Was soll ich sagen? Es war das wunderschönste, fantastischste, magischste und überirdischste aller wunderschönen, fantastischen, magischen und überirdischen Konzerte, die ich von Toto je erlebt habe. Von A wie „Africa“ über H wie „Home of the brave“ bis Z wie der Zugabe „Hold the line“ brannten die Melodic-Rock-Zauberer aus Los Angeles  unter dem strahlenden Mondlicht ein Nonstop-Feuerwerk ab, gegen das die Raketen am Luzerner Seenachtsfest wie feuchte Frauenfürze wirken.

Los legten David Paich (Keyboards), Steve Lukather (Gitarre und Gesang), Steve Porcaro (Keyboards), Simon Phillips (Drums), Joseph Williams (Gesang) und Nathan East am Bass – wie erwartet und erhofft – damit:

 

Dass David Paichs Keyboard vorübergehend ohne Strom war und Lukather vor lauter Begeisterung den einen oder anderen Einsatz verpasste: egal. Nein – gut so: Live ist, auch wenn manche das Gegenteil behaupten, wenns nicht genauso klingt wie auf der CD. Live ist, wenns chlöpft und tätscht und kracht und rummst und niemand genau weiss, was als Nächstes passiert.  Wenn in den Köpfen der Musiker nur ein Gerüst steht und es der Band überlassen ist, was sie daraus baut.

Toto bereicherten das Stadtbild von Locarno innerthalb von anderthalb Stunden um eine Kathedrale des Rock.  

Gleich daneben errichtete Dire Straits-Architekt Mark Knopfler tags darauf eine gigantische Kirche für all jene, die immer noch und für alle Zeiten an die Hühnerhaut erzeugende Kraft der reinen Harmonielehre glauben. Er ging bei seinem Auftritt mit einer Konzentration und Virtuosität ans Werk, die Ihresgleichen rund um den Erdball zwar sucht, aber bis auf Weiteres nicht finden dürfte. Die verbale Interaktion mit dem Publikum beschränkte er aufs Nötigste und damit so gut wie auf null.. Doch wenn er sich zwischendurch einen Blick in die Menschenmenge gönnte, blitzte in seinen Augen ein staunendes Glänzen auf; wer ganz genau auf die riesigen Leinwände links und rechts von seinem Arbeitsplatz schaute, erkannte zwischendurch gar ein spitzbübisches Lächeln in seinen Mundwinkeln.

„Sailing to Philadelphia“, „Romeo and Juliet“, „Telegraph Road“, „Sultans of Swing“ oder „Speedway at Nazareth“: Knopfler liess nichts aus. Nur: Statt einfach nur seinen Hitkatalog herunterzuspulen – was ihm niemand verübelt hätte – schafften er und seine hochkarätige Begleitband es scheinbar mühelos, all die Diamanten mit diesem Querflöten-Schliffchen oder jenem Violinen-Hauch neu erstrahlen zu lassen.

Mit „Piper to the end“ beendete Mark Knopfler das Wunder „Locarno“ für Chantal und mich und all die anderen um uns herum. Die irische Ballade setzte den denkbar schönsten Schlusspunkt unter zwei undenkbar schöne Tage.

Auf der mitternächtlichen Heimfahrt in den Norden fiel Regen durch die sich langsam abkühlende Luft. Es war, als ob uns die Realität mitteilen wollte: „Hallo, ihr beiden. Da bin ich wieder.“