Ab ans Sumärfest

Quartierfeste waren bisher eher nicht so mein Fall. Der Sinn des organisierten Zusammenhöckelns von Leuten, die sich sowieso jeden Tag über den Weg laufen, hat sich mir nie ganz erschlossen.

Aber jetzt…

Als ich letzte Woche eines Abends zu meinem Haus spazierte, riss die Nachbarin von gegenüber ihr Küchenfenster auf und verkündete strahlend, sie müsse mir etwas geben. Sekunden später drückte sie mir eine Karte mit einem selbstgemachten Bild drauf in die Hand und sagte, sie und ihre Familie würden sich sehr freuen, mich und meinen Schatz am 13. August am Sommerfest im Alten Markt begrüssen zu dürfen. Sie würden das nun zum dritten Mal organisieren. Letztes Jahr habe es zwar geregnet. Aber dann hätten die Leute kurzerhand die Garage ausgeräumt und seien mit Kindern und Kegel und Tischen und Tellern in den Schärmen gezügelt. Es sei ein sehr, sehr gemütlicher Abend geworden.

Hinten auf der Karte ist nur das Nötigste notiert: Ort, Zeit, und eine kleine Liste. „Teller, Besteck, Servietten, Zahnstocher, Beiträge zum Apéro, Salat- und Desserbuffet, Bratgut, Getränke“ – es bringt jeder mit, was er will, und am Ende essen alle von allem. Unkomplizierter gehts nicht.

Die Nachbarskinder ihrerseits scheuten weder Zeit noch Mühen, um die Werbetrommel zu rühren: 

Ich freue mich darauf.

Stadtbilder (8)

Der Andrang zum Gertsch-Museum hält sich im Rahmen. Obwohl: drinnen wäre es wohl spürbar kühler als draussen, wo 32 Grad das Stadtleben praktisch zum Erliegen gebracht haben.

Das grosse Plangen

Zugegeben: Es mag für die Leserschaft ein wenig bemühend sein, hier dauernd zu lesen, dass ich mich wie blöd auf die Konzerte von Toto und Mark Knopfler auf der Piazza Grande in Locarno freue.

Wer räuspernd darauf hinweist, es wären im Fall noch andere Themen denkbar, hat recht. Trotzdem: Für mich gibt es seit Tagen nichts Wichtigeres als diese beiden Gigs. Warum das so ist, weiss ich nicht genau; ich habe die Bands schon zigmal gesehen und gehe nicht davon aus, dass sie am Moon & Stars das rockmusikalische Rad neu erfinden. Ich weiss heute schon, was von Toto und Knopfler gespielt werden wird. Und meinen Platz kenne ich ebenfalls: links vor der Bühne, beim Abfallkübel. So betrachtet, ist alles Routine.

Eigentlich.

Nur: dass Toto da sind, ist ein Wunder. Eigentlich haben sie sich aufgelöst. Aber für ihren schwer kranken Basser Mike Porcaro machen sie sich ein letztes Mal auf die Reise; sie spenden sämtliche Einnahmen aus dieser Tournee ihrem Kumpel und dessen Familie.

Was Knopfler betrifft: Wenn Gott vorbeikommt, sagt man ihm Hallo. So einfach ist das.

Aber eigentlich mag ich gar nicht darüber nachdenken, wieso ich mich fühle wie ein Teenager vor dem ersten Kuss mit Scharf und allem. Deshalb plange ich jetzt einfach weiter darauf, dass die Lichter auf der Piazza ausgehen und Toto mit „Child’s anthem“ loslegen:

Am Schwanenzugersee

Auch wenn die Schwäne wegen ihres nur mässig ausgeprägten Reinlichkeitssinnes nicht von allen Menschen gleichermassen gemocht werden: schön und herzig und elegant und alles sind sie. Dieser Familie, die in aller Ruhe das Zugerseeufer nach Essbarem absuchte, hätte ich stundenlang zuschauen können. Aber dann standen beim Bootsverleih 50 Meter weiter links auf einmal Kinder mit vielen, vielen Brotresten – und weg waren die Vögel.
 

Nächstes Mal bringe ich ihnen eine Kirschtorte mit.