Die Sache mit dem superduper Kundengeschenk

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Wenn sich jemals eine Task Force „Kundengeschenke“ etwas Sinnvolles ausgedacht hat, war es jene der Firma Cornércard in Lugano: Zu meinem Geburtstag beglückte sie mich mit einem…

…gedämpftes Licht, Trommelwirbel, strengstes Blitzverbot…

…Kalender.

Und zwar nicht mit einem von indischen Kindern gefertigten 0815-Bhaltis, sondern mit einem ganz persönlich extra nur für mich individuell gestalteten Tages- und Wochen- und Monateanzeiger!

Jetzt weiss ich auch ohne iPhone immer, welches Datum wir gerade haben. Und bin zumindest bis im Oktober 2015 das Problem los, meinen Namen zu vergessen, denn das, vermute ich, ist der Clou dieses Kalenders: dass mein Name draufsteht.

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Die entscheidende Sitzung fand gut unterrichteten Quellen zufolge in einem Viersternehotel in Florenz statt und lief scheints wie folgt ab:

Vorsitzender: Also. Was machen wir jetzt?

Gruppenmitglied A: Was, was machen wir jetzt?

Vorsitzender: Wegen der Geburtstagsgeschenke. Für unsere Kundinnen und Kunden.

A: Ach so. Ja…gute Frage.

Vorsitzender: Wir haben an diesen zwei Sitzungstagen drei Varianten evaluiert (geht zur Flipchart): Einen Kalender, ein Portemonnaie und einen USB-Stick. Alles mit Aufdruck.

Gruppenmitglied B: Was ist für uns am Teuersten?

Vorsitzender: Das Portemonnaie. Der Kalender kostet fast nichts. Wäre ein Gegengeschäft.

B: Dann der Kalender.

A: Ich bin immer noch für die Gutscheine.

Vorsitzender: Was für Gutscheine?

A: War nur so eine Idee. Gutscheine sind immer gut. Meine Frau…

Vorsitzender: Was meinen die anderen? Kalender? Portemonnaie? Stick?

Gruppenmitglied C: Stick. Einige unserer Kunden haben schon einen Computer.

Gruppenmitglied D: Portemonnaie. Einige unserer Kunden haben noch Geld.

C: (zu D.): Tubel.

D. (zu C.): Selber Tubel.

C. (zu C.) Ist doch wahr. Ich wollte nur sagen…

D. (zu D.) …ich habs schon verstanden.

Gruppenmitglied E: Portemonnaie.

Gruppenmitglieder F-U: Kalender. Kalender. Kalender. Kalender, Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender. Kalender.

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Vorsitzender: Oh!

Gruppenmitglied K: Ich spreche hier sicher auch für die anderen, wenn ich sage, dass uns diese Diskussion langsam ein bisschen ermüdet. Ist ja jedes Jahr dasselbe, und am Schluss gibts einen Kalender.

Vorsitzender: Aaaaaber – in diesem Jahr gibts einen mit Namen. Das ist etwas anderes als einer ohne. Etwas ganz anderes! Mit Namen, da denkt der Kunde: Wow! Die kennen mich! Ich bin für die nicht nur eine Nummer! Denen gebe ich mein ganzes Geld!

F-U: Nicken ermattet.

A. Ein Gutschein hätte den Vorteil…

Vorsitzender: …wollten Sie nicht schon lange nach draussen gehen, um eine zu rauchen?

A.: Doch. Danke. Bin schon weg. (Erhebt sich und verlässt den Raum. Kündigt anderntags, wandert nach Neuseeland aus und wird Biobauer.)

Vorsitzender: Gut. Also. Dann der Kalender.

D und E (im Duett): Wieso?

Vorsitzender: Weil die Mehrheit soeben für den Kalender gestimmt hat.

D: Wir haben gar nicht abgestimmt.

Vorsitzender: Nein, aber…

D:  …eben. Und wo keine Abstimmung, da kein Resultat und schon gar kein Ende dieses Meetings.

Vorsitzender: Fast alle haben vorhin gesagt „Kalender“. Daraus habe ich geschlossen…

E: D hat Recht. Wir haben nicht abgestimmt.

Vorsitzender (leicht gereizt): Schön, stimmen wir ab. Wer ist…

Teilnehmer L: Angenommen, wir nehmen den Kalender – was kommt da drauf?

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Vorsitzender: Was auf so Kalender halt kommt. Die Monate und Wochen und Tage, und natürlich so Sujets. Plus, eben, der Name des Empfängers. In Ihrem Fall also Ludwig.

L: Lukas.

Vorsitzender: Sorry. Lukas. Jedenfalls…

Teilnehmer H: Irgendwer müsste das Zeug ja noch gestalten, grafisch, meine ich. Gibts da schon Ideen?

Vorsitzender: Das macht dann unsere Grafikabteilung.

D: Aha. Das ist also schon eingefädelt. Dann können wir uns die Abstimmung auch schenken.

Vorsitzender: Ich habe nicht gesagt, dass wir abstimmen.

D. Mit Verlaub: Doch, haben Sie.

Vorsitzender: Nein, habe ich nicht.

D (blättert in seinen Notizen): Hier steht, und ich zitiere wörtlich: „Chef: ‚Schön, stimmen wir ab'“. Das war vor einer halben Minute.

Vorsitzender: Das habe ich nur gesagt, weil…

D:  Sie sagten „Schön, stimmen wir ab“. Und jetzt erfahren wir, dass das mit dem Druck und der Grafik und allem schon eingefädelt ist. Das geht für mich nicht auf. Das stimmt für mich nicht. Das ist doch keine Art, mit seinem Personal umzugehen, vertami!!!

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Vorsitzender: Müssen wir jetzt wirklich darüber abstimmen, ob wir abstimmen sollen?

Teilnehmer G (mehr zu sich selber): Ich glaubs ja nicht.

D (immer noch stinksauer): Wer ist für die Kalender?

Alle Teilnehmer: Heben die Hände.

D: Wer ist fürs Portemonaie?

Drei Teilnehmer: Heben die Hände.

D: Und wer für den Stick?

Zwei Teilnehmer: Heben die Hände.

Vorsitzender (grummelt): Super Abstimmung, das, wirklich.

D: Egal. Die Mehrheit ist für den Kalender.

E: Wie immer.

Vorsitzender: Spielt keine Rolle. Wann treffen wir uns wieder? Weihnachten steht vor der Türe, und auch da…

B: Wir haben ja immer noch die Portemonnaies und die Sticks. Das können wir auch intern regeln, ich meine: per Mail.

Vorsitzender: Nein, das müssen wir noch einmal von vorne besprechen. Wir haben ein Budget, und Weihnachten und Geburtstag sind sowieso zwei Paar Schuhe.

G (mehr zu sich selber): So, so.

Vorsitzender: Eben. Der nächste Termin. Wann können wir…

B:  Muss im Kalender nachsehen. Aber ich habe erst in sieben Monaten Geburtstag.

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